Petition für ein Sofortprogramm Für die Zukunft der hausärztlichen Versorgung
Bis zum 17. Februar sollen Unterschriften für die Bundestags-Petition Nr. 175673 „Stärkung der hausärztlichen Versorgung/Vollständige Vergütung aller hausärztlichen Leistungen“ gesammelt werden. 100.000 Unterstützende sollten es schon sein, meint HÄV-Bundesvorsitzender Dr. Markus Beier. Für eine Anhörung im Petitionsausschuss reichen 30.000 Unterschriften. An der Kampagne „Wir brauchen Ihre Stimme!“ ist auch der Verband medizinischer Fachberufe (vmf) beteiligt.
Im Bundestagswahlkampf – und erst recht danach – gilt es, die Parteien auf die Notwendigkeit einer funktionierenden Primärversorgung hinzuweisen. Der niedrigschwellige Zugang zur hausärztlichen Versorgung sei „demokratiestabilisierend“, sagt die Bundesvorsitzende Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth. Für Bürgermeister und Landräte sei die wohnortnahe Versorgung ein großes Thema geworden. Die Politik müsse endlich wirksame Maßnahmen gegen die Überlastung der Praxen und den Fachkräftemangel ergreifen.
Trotz Ampel-Bruch bleibt die FDP auf Entbudgetierungskurs
Auf dem Papier ist jede Partei für die Förderung der hausärztlichen Versorgung und eine effektive Patientensteuerung. Doch Papier ist geduldig, erinnert Dr. Beier an die nicht erfüllten Versprechungen im Ampel-Koalitionsvertrag. Die Hoffnung auf eine Entbudgetierung der hausärztlichen Vergütung, wie sie die FDP-Fraktion nach dem Ampel-Bruch nochmals entfachte, mochte die Verbandsspitze bis zuletzt nicht aufgeben. Schließlich seien die etwa 300 Millionen Euro, die das kosten werde, im Vergleich zu den GKV-Ausgabensteigerungen für Kliniken und Arzneimittel „finanzielle Peanuts“, so Dr. Beier. Doch die jüngsten und noch drohenden Beitragserhöhungen in der GKV bremsen.
„Mit unserer Kampagne wollen wir der kommenden Regierung direkt zum Amtsantritt einen klaren Auftrag mitgeben“, erklärt das Führungs-Duo. Die Petition enthält Forderungen für ein „Sofortprogramm“:
- Stärkung und Weiterentwicklung der HzV als freiwilliges Primärarztsystem.
- Vollständige Vergütung hausärztlicher Leistungen.
- Anerkennung und Stärkung der Praxisteams. Das betrifft etwa Sicherstellungs- und Teamzuschläge aufs Honorar, damit Praxisinhabende ihren Mitarbeitenden höhere Gehälter bezahlen können.
Hannelore König, die Präsidentin des vmf, betont die Bedeutung der etwa 200.000 MFA in den Hausarztpraxen für die Versorgung. Doch seit 2019 handele es sich um einen „Engpassberuf“. Die Öffnung von Kliniken für ambulante Leistungen und die geplanten Integrierten Notfallzentralen würden den Wettbewerb um die MFA noch verstärken.
Die wichtigste Stellschraube, um Personal zu finden und zu binden, sei nach wie vor das Gehalt, so König. Die ärztlichen Arbeitgeber seien bei den MFA-Tarifgehältern 2025 und 2026 in Vorleistung gegangen. Die Praxen bräuchten eine vollumfängliche Finanzierung.
Nach Wahlempfehlungen gefragt, blieben König wie Prof. Buhlinger-Göpfarth neutral. „Wir präfieren unser eigenes Programm“, so die HÄV-Vorsitzende. In einem digital übertragenen „Townhall-Meeting“ am 12. Februar will der Verband von den gesundheitspolitischen Verantwortlichen in den Parteien hören, wie sie sich die Zukunft der hausärztlichen Versorgung vorstellen.
Medical-Tribune-Bericht