Zunehmende Gewaltvorfälle in Arztpraxen Kann Gewalt in den Praxen die Sicherstellung der Versorgung gefährden?
Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KV WL) hat jüngst eine Blitzumfrage unter Praxisteams durchgeführt, die sich mit der Frage beschäftigt, ob Gewaltvorfälle in den Praxen zu einem Sicherstellungsproblem in Westfalen-Lippe führen können. Die Ergebnisse der Umfrage, an der sich rund 760 Mitglieder beteiligt haben, seien alarmierend, berichtet die KV WL.
Aufgrund von verbaler oder körperlicher Gewalt, haben 25% der Teilnehmenden schon einmal darüber nachgedacht hat, ihre Praxis aufzugeben und fast 20 % der Teilnehmenden finden aufgrund von Gewalterfahrungen in den Praxen nicht genügend Personal.
Verbale Gewalt und psychischer Druck in den Praxen
„Vor allem verbale Gewalt und psychischer Druck werden als große Probleme angesehen. Das bedeutet für die Sicherstellung einer ambulanten medizinischen Versorgung leider nichts Gutes. Einige Kollegen überlegen offenbar: „Wie lange tue ich mir das noch an? Und wie finde ich vor diesem Hintergrund überhaupt noch Personal?““, berichtet die KV WL.
Konkrete Gewalterfahrungen, die Teilnehmende der Umfrage schon einmal in ihrer Praxis erlebt haben, sind unter anderem: Beleidigungen und Drohungen, Diffamierung im Internet, körperliche Gewalt, sexuelle Belästigung, Beschädigung des Praxisinventars, Bedrohung mit Messern sowie anderen gefährlichen Gegenständen und Morddrohungen.
Aufruf zu respektvollem Umgang zurückzukehren
Der KV WL-Vorstand formulierte infolgedessen einen gemeinsamen Appell, der dazu aufruft, zu einem respektvollen Umgang zurückzukehren. „Wir müssen für uns als Gesellschaft klar definieren, dass es beim Thema Gewalt null Toleranz geben darf. Diese Werte und Regeln müssen wir leben. Und zwar jeden Tag im Jahr. Jeder für sich, alle gemeinsam. Dann können wir wieder in ein ruhigeres Fahrwasser zurückfinden.“, sagt die KV WL.
Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat Deutschlands Praxen zu dem Thema befragt. Die Ergebnisse sollen im Laufe der Woche veröffentlicht werden, der Trend gehe jedoch insgesamt in eine ähnliche Richtung.
Medical-Tribune-Bericht