Mit dem Rollenklischee zufrieden
Die Zufriedenheit der Menschen scheint oft höher zu sein, wenn sie den Geschlechterstereotypen entsprechen und in traditionellen, nicht gleichberechtigten Partnerschaften leben, erklärte der Marburger Soziologe Martin Schröder in einem hr-info-Interview.
Herauslesbar sei dies aus den Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), eine der größten multidisziplinären Panelstudien weltweit. Seit den 1980er-Jahren werden in SOEP regelmäßig rund 30.000 Menschen aus etwa 15.000 Haushalten befragt, um u.a. langfristige gesellschaftliche Trends aufzudecken. Eines der aktuellen Ergebnisse: Männern und Frauen geht es besser, wenn die Männer länger arbeiten, mehr Geld verdienen und weniger Hausarbeit übernehmen.
Dass viele Männer an ihrer tradierten Rolle des „Ernährers“ festkleben, Haushalt und Kinder weitgehend den Frauen überlassen wollen, hat mich ehrlich gesagt nicht gewundert. Aber warum bloß fühlen sich moderne, zum Teil sehr gut ausgebildetete Frauen mit dem althergebrachten Familienbild wohler?
Einer der Gründe könnte sein, dass es mit der Gleichberechtigung in der Partnerschaft eben doch nicht so weit her ist und die Hauptlast für Haushalt und Familie nach wie vor an der Frau hängen bleibt. Da wird ein Vollzeitjob schnell zum Stressfaktor. Als Hausfrau oder Teilzeit-Berufstätige lebt es sich deutlich entspannter – vorausgesetzt, „er“ bringt genug Geld nach Hause. Außerdem ist es nicht jedermanns Sache, die Kinder ganztags der Kita bzw. der Schule zu überlassen. Gerade den Müttern macht das nicht selten Bauchschmerzen.
Ein Punkt darf aber natürlich auch nicht vergessen werden: Das Bild vom „starken“ Mann ist in den Köpfen nach wie vor verankert. Wie lässt sich sonst erklären, dass Paare, die sich die Hausarbeit „gleicher“ aufteilen, Studienergebnissen zufolge weniger und schlechteren Sex haben?
Birgit Maronde
Chefredakteurin Medical Tribune