NeuroOrchester spielt in Berlin mehr als 20 000 Euro für die Wissenschaft ein

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Musizieren gegen Multiple Sklerose.
Musizieren gegen Multiple Sklerose. © DMSG-Bundesverband/Michael Distler

Mit einem Benefizkonzert unterstützte das NeuroOrchester die Forschung zu Multipler Sklerose. Die Spenden wurden der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft übergeben, unterstützt wurde das Konzert durch die Gemeinnützige Hertie-Stiftung.

Es war eine Freude, im ausverkauften Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt die Musiker beim Musizieren zu beobachten, zu sehen wie jede ihrer Körperbewegungen den Noten folgten, wie sie völlig vertieft ins Spiel und mit Leidenschaft Ludwig van Beethovens 7. Sinfonie in a-Dur, Opus 92, und das Doppelkonzert in a-Moll für zwei Violinen von Antonio Vivaldi ertönen ließen.

Der lange Beifall machte die Bewunderung für das großartige Konzert letztendlich deutlich. Wahrscheinlich wussten nur wenige der Zuhörer, dass das Orchester in seiner Zusammensetzung für diesen Abend nur am Wochenende zuvor geprobt hatte.

Gegründet wurde das Deutsche Neuro­Orchester anlässlich des 90. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Neurologie im vergangenen Jahr. Initiiatorin war Dr. Muriel Stoppe, die 2003 während ihres Medizinstudiums bereits das Leipziger Universitätsorchester ins Leben gerufen hatte und dessen Konzertmeis­terin sie bis 2010 war.

Spendenkonto für die Förderung der MS-Forschung:

Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE17 2512 0510 00004040 40
BIC: BFSWDE33HAN
Kontoinhaber: DMSG
Stichwort NeuroOrchester

Dr. Stoppe spielt im Neuro­Orchester Solo-Violine und sie ist die Konzertmeisterin. Beruflich ist sie als Ärztin an der Klinik für Neurologie der Universitätsklinik Leipzig tätig. So wie sie sind alle Musiker täglich mit der Medizin verbunden. Wie Bundespräsident a.D. und Schirmherr der Veranstaltung, Christian Wulff, in seinem Grußwort sagte, handelt es sich bei ihnen um den Assistenzarzt, den niedergelassenen Neurologen, den Forscher und den Klinikleiter. Sie alle, darunter auch MS-Erkrankte, leisteten „mit ihrem musikalischen Können einen Beitrag dazu, die Forschung auf dem Gebiet der noch unheilbaren MS voranzubringen“. Mehr als 20 000 Euro an Spenden kamen anlässlich des Konzertes zusammen. Der Scheck wurde Anfang November von Dr. Stoppe an Wulff, zugleich Schirmherr der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e.V. (DMSG), übergeben. „Wir und das Orchester sind begeistert über die Resonanz: Über 1200 Gäste haben das Konzert besucht. Gerechnet hatten wir mit etwa 700“, äußerte sich DMSG-Pressesprecherin Ines Teschner gegenüber Medical Tribune zufrieden. Eine Wiederholung sei geplant.

Spenden werden ohne Abzüge weitergegeben

Der Erfolg basierte nicht zuletzt auf den Erfahrungen des diesjährigen Dirigenten und musikalischen Leiters des Ensembles, Professor Dr. Stefan N. Willich. Der Direktor des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin blickt auf eine langjährige Karriere als Musiker zurück. Er war unter anderem von 2012 bis 2014 Rektor der Hochschule für Musik Hanns Eisler. Zudem gründete und dirigierte er das World Doctors Orchestra. Im Doppelkonzert von Vivaldi spielte neben Dr. Stoppe Professor Dr. Klaus Toyka die Solo-Violine. Er leitete bis 2010 die Neurologische Universitätsklinik Würzburg. „Während dieser Zeit veranstaltete er mit seiner Frau über 270 Kammerkonzerte im Klinikhörsaal und in der Fürstbischöflichen Residenz, überwiegend mit jungen Nachwuchskünstlern“, ist im Programmheft zu lesen. Seit 2010 ist Prof. Toyka Seniorprofessor für Experimentelle Forschung in Würzburg und Adjunct Professor an der Johns Hopkins University in Baltimore, USA.

„Wir sind begeistert über die große Resonanz“

Anfangs gehörten dem NeuroOrchester 50 semiprofessionelle bzw. Laienmusiker an. Inzwischen sind es schon 70. „Weitere Mitstreiter sind immer willkommen“, erklärt Dr. Stoppe. Wichtig sei allerdings, dass die Musiker bereits sehr gut mit ihrem Instrument vertraut sind, da es an den Konzertorten nur wenige Proben gibt. „Multiple Sklerose ist bis heute nicht heilbar, doch die Therapiemöglichkeiten haben sich in den letzten 20 Jahren deutlich verbessert“, erklärt die Neurologin, Professor Dr. Judith Haas, Vorsitzende der DMSG. Darum sei es so wichtig, die Forschung auf dem Gebiet der MS weiter voranzutreiben. Damit alle eingenommenen Spenden ohne Abzüge der unabhängigen Multiple-Sklerose-Forschung der DMSG zugute kommen können, übernahm die Gemeinnützige Hertie-Stiftung die Kosten für die Anmietung des Konzerthauses und für die Bewerbung der Veranstaltung. Die Hertie-Stiftung zählt zu den größten privaten Förderern der Hirnforschung in Deutschland.
Prof. Dr. Klaus Toyka spielt im NeuroOrchester die Solo-Violine. Er ist seit Jahrzehnten der Musik verbunden.  Prof. Dr. Klaus Toyka spielt im NeuroOrchester die Solo-Violine. Er ist seit Jahrzehnten der Musik verbunden. © Cornelia Kolbeck, DMSG-Bundesverband, Michael Distler