Long Covid Nicht die Augen vor Long COVID verschließen!
Mit drei Bausteinen will das BMG Verbesserungen für Long-COVID-Patienten erreichen:
- Es soll mehr Versorgungsforschung zu Long COVID geben. 20 Mio. Euro stellt das BMG bereit. 20 Mio. fließen über den Innovationsfonds des G-BA.
- Das Onlineportal bmg-longcovid.de bündelt alle Informationen. Auch Ärzte werden angesprochen.
- Das BMG lädt Experten, Vertreter der Ärzteschaft, der Kassen sowie von Betroffenenverbänden zum Runden Tisch ein. Das erste Treffen ist für den 12.9. geplant.
Spitzenversorgung bisher nur an zwei Zentren verfügbar
„Wir haben in Deutschland das Problem, dass es Spitzenversorgung gibt, zum Beispiel in der Charité oder in Marburg, aber die flächendeckende Versorgung, die ist bei Weitem nicht da, wo sie sein muss“, sagt Minister Prof. Dr. Karl Lauterbach. Es sei deshalb zu erforschen, welche Versorgung langfristig die beste sei.
Anfang 2023 hatte Prof. Lauterbach noch 100 Mio. Euro für die diesbezügliche Versorgungsforschung bereitstellen wollen. Die prekären Finanzen im Bund hat die Summe aber schrumpfen lassen. „Wenn die Haushaltslage sich verbessert, werden wir auch versuchen, die 100 Millionen zusammenzubringen.“
Allerdings sieht der Minister in den gekürzten Mitteln kein Problem. In Grundlagen- wie Versorgungsforschung habe es bisher nicht viele Anträge gegeben. Meist seien es kleine Gruppen, die Pionierarbeit leisteten. Ihm seien keine Anträge bekannt, die 2022 nicht gefördert worden wären und die dieses Volumen auch nur im Ansatz gehabt hätten, sagt der Minister. „Wenn das sich jetzt ändert, ist das großartig.“ Prof. Lauterbach erwartet wichtige Initiativen, die man dann in der Fläche umsetzen könne. Wann das geschieht, ist unklar.
Täglich Anfragen von verzweifelten Angehörigen
Die Leiterin Immundefekt-Ambulanz an der Berliner Charité, Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen, verweist auf Zahlen der WHO, nach denen zurzeit einer von 30 Europäern an Long COVID erkrankt ist. Auf Deutschland umgerechnet seien das circa 2,5 Millionen Menschen, darunter ca. 500.000 Personen mit ME/CFS, der schwersten Infektionsform und oft ohne ärztliche Hilfe. „Ich bekomme täglich Anfragen von oft verzweifelten Angehörigen von Menschen, die ohne ärztliche Versorgung zu Hause liegen“, berichtet Prof. Scheibenbogen. Da gehe noch nicht einmal ein Hausarzt hin. Versorgungsstrukturen für diese Patienten seien quasi nicht vorhanden.
An der Charité warte man inzwischen ein halbes Jahr auf eine ME/CFS-Sprechstunde. „Die Entwicklung ist desaströs“, bestätigt Prof. Dr. Bernhard Schieffer, Direktor der Klinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Marburg. Er appelliert eindringlich an seine ärztlichen Kollegen, nicht die Augen zu verschließen und zu sagen, es gebe die Erkrankung nicht oder man wolle sie nicht behandeln. „Sorgen wir dafür, dass unsere Sozialsysteme hier eintreten, diese Patienten adäquat anzuerkennen und zu versorgen.“
Quelle: Pressekonferenz des BMG