Pneumologe zeigt Ex-VW-Chef an: "Ich will Herrn Winterkorn im Gefängnis sehen"
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Norbert Mülleneisen betreibt seine Praxis in Leverkusen. Seit Jahren beobachtet er eine Zunahme an Atemwegserkrankungen wie Asthma, COPD und Atemwegsallergien. Seine Fallzahlen im DMP COPD seien doppelt so hoch wie in den anderen nordrheinischen Praxen und die Zahl der Krankenhauseinweisungen liege dreimal so hoch, sagt er.
Und dann kam der VW-Skandal. Mülleneisen ist davon überzeugt, dass in VW-Dieselfahrzeugen eine Software eingebaut wurde, die den wahren Ausstoß gesundheitsschädlicher Abgase vertuscht und so eine schwere Gesundheitsschädigung vieler Menschen mitverursacht hat. Die Emissionen auf der Straße seien 15- bis 35-fach höher gewesen als im Testmodus. Es seien Tausende Tonnen gefährlicher Schadstoffe freigesetzt worden.
Der Lungenspezialist ist empört und fühlt sich als Arzt betrogen. Jahrelang habe er Vorträge gehalten gegen das Rauchen, auch mit der Aussage, wie sie Wissenschaftler und WHO vertreten hätten: Rauchen setze mehr Schadstoffe frei als Dieselfahrzeuge. "Und nun muss ich feststellen, dass ich im guten Glauben etwas Falsches verbreitet habe. Ich fühle mich betrogen", sagt Mülleneisen zu Medical Tribune.
Schlimmer als Tabakqualm – Arzt fühlt sich "betrogen"
Die Ursache "Rauchen" könne bei vielen Patienten nicht stimmen, da sie nie geraucht hätten. Vielmehr seien Feinstaub- und NOx-Emissionen verantwortlich, ist sich Mülleneisen sicher. Denn von diesen Umweltgiften gebe es in Leverkusen mehr als anderswo. Die Stadt wird von einem Autobahnkreuz durchschnitten. In zwei Stadtteilen, wo die Emissionen gemessen werden, würden Grenzwerte "grandios" überschritten.Und dann kam der VW-Skandal. Mülleneisen ist davon überzeugt, dass in VW-Dieselfahrzeugen eine Software eingebaut wurde, die den wahren Ausstoß gesundheitsschädlicher Abgase vertuscht und so eine schwere Gesundheitsschädigung vieler Menschen mitverursacht hat. Die Emissionen auf der Straße seien 15- bis 35-fach höher gewesen als im Testmodus. Es seien Tausende Tonnen gefährlicher Schadstoffe freigesetzt worden.
Der Lungenspezialist ist empört und fühlt sich als Arzt betrogen. Jahrelang habe er Vorträge gehalten gegen das Rauchen, auch mit der Aussage, wie sie Wissenschaftler und WHO vertreten hätten: Rauchen setze mehr Schadstoffe frei als Dieselfahrzeuge. "Und nun muss ich feststellen, dass ich im guten Glauben etwas Falsches verbreitet habe. Ich fühle mich betrogen", sagt Mülleneisen zu Medical Tribune.
Umweltbundesamt warnt vor Stickoxiden und Feinstaub
Auch 2016 war die Luft in deutschen Städten zu stark mit Stickstoffdioxid belastet. Das zeigt die Auswertung der vorläufigen Messdaten der Länder und des Umweltbundesamtes (UBA). An gut 57 % der verkehrsnahen Messstationen wurde der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter (μg/m³) im Jahresmittel überschritten. "Seit Jahrzehnten gefährdet Stickstoffdioxid unsere Gesundheit", erklärt UBAPräsidentin Maria Krautzberger. "Schuld sind in den Städten vor allem alte Dieselautos." Es könne aus Sicht des Gesundheitsschutzes nicht akzeptiert werden, dass die Kommunen keine Handhabe haben, um z.B. Dieselautos mit hohem Ausstoß aus den belasteten Innenstädten auszuschließen.
Beim Feinstaub war 2016 das Jahr mit den niedrigsten Belastungen seit 2000. Auch die Ozonkonzentrationen waren im Vergleich zu den letzten 20 Jahren eher niedrig. Bei Ozon und Feinstaub werden aber weiterhin die von der WHO empfohlenen Werte deutlich überschritten; diese sind strenger als die geltenden EUGrenzwerte. So wurde z.B. der von derWHO empfohlene Feinstaubwert von 20 μg/ m³ im Jahresmittel an jeder vierten Messstation übertroffen.
Beim Feinstaub war 2016 das Jahr mit den niedrigsten Belastungen seit 2000. Auch die Ozonkonzentrationen waren im Vergleich zu den letzten 20 Jahren eher niedrig. Bei Ozon und Feinstaub werden aber weiterhin die von der WHO empfohlenen Werte deutlich überschritten; diese sind strenger als die geltenden EUGrenzwerte. So wurde z.B. der von derWHO empfohlene Feinstaubwert von 20 μg/ m³ im Jahresmittel an jeder vierten Messstation übertroffen.
Der Internist hat gegen zwölf Personen des VV-Konzerns Strafanzeige erstattet, darunter Ex-Konzern-Chef Martin Winterkorn und Ex-Audi-Vorstand Ulrich Hackenberg. Mülleneisen wirft ihnen fortgesetzten Bandenbetrug, gemeingefährliche Vergiftung, Luftverunreinigung und schwere Körperverletzung vor.
Die zuständige Staatsanwaltschaft Braunschweig hat die Anzeige inzwischen anderen Anzeigen im Komplex VW hinzugefügt. Da es sich bei den Vorwürfen um sog. Offizialdelikte handele, ermittele die Staatsanwaltschaft schon von Amts wegen in alle Richtungen, teilte die Behörde mit. Die von ihm angezeigten Personen hätten "die Gesundheit unbeteiligter Menschen geschädigt, indem sie durch Vorspiegelung falscher und Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt hätten", argumentiert der Lungenfacharzt. "Dafür will ich Herrn Winterkorn im Gefängnis sehen."
Mülleneisen: "Angesichts der Gefährdung der Bevölkerung reicht es nicht mehr, Individualmedizin zu betreiben; vorbeugender Gesundheitsschutz für alle ist notwendig." Erste Erfolge konnten Mülleneisen und seine Mitstreiter schon erzielen. So setzt sich Professor Dr. Karl Lauterbach, Bundestagsabgeordneter mit Wahlkreis Leverkusen, für einen Tunnel in der Stadt als Lösung der Umweltprobleme, vor allem der Feinstaubemissionen, ein. "Unser Körper scheidet die Partikel nicht mehr aus. Wir sind im Prinzip ein Endlager", sagt der SPD-Gesundheitsexperte.
Die zuständige Staatsanwaltschaft Braunschweig hat die Anzeige inzwischen anderen Anzeigen im Komplex VW hinzugefügt. Da es sich bei den Vorwürfen um sog. Offizialdelikte handele, ermittele die Staatsanwaltschaft schon von Amts wegen in alle Richtungen, teilte die Behörde mit. Die von ihm angezeigten Personen hätten "die Gesundheit unbeteiligter Menschen geschädigt, indem sie durch Vorspiegelung falscher und Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt hätten", argumentiert der Lungenfacharzt. "Dafür will ich Herrn Winterkorn im Gefängnis sehen."
Individualmedizin reicht nicht als Schutz für die Bürger
Ein Arzt müsse für seine Fehler persönlich haften, doch der ehemalige VW-Lenker erhalte noch Boni und sage, er habe nichts gewusst, empört sich Mülleneisen. Die Anzeige gegen VW-Manager ist nur ein Teil der Aktivitäten des Facharztes. Zusammen mit seinen Kollegen des Regionalen Praxisnetzes sammelt er Unterschriften zur Eindämmung der Luftverschmutzung. 113 Ärzte in Leverkusen hätten schon unterschrieben.Mülleneisen: "Angesichts der Gefährdung der Bevölkerung reicht es nicht mehr, Individualmedizin zu betreiben; vorbeugender Gesundheitsschutz für alle ist notwendig." Erste Erfolge konnten Mülleneisen und seine Mitstreiter schon erzielen. So setzt sich Professor Dr. Karl Lauterbach, Bundestagsabgeordneter mit Wahlkreis Leverkusen, für einen Tunnel in der Stadt als Lösung der Umweltprobleme, vor allem der Feinstaubemissionen, ein. "Unser Körper scheidet die Partikel nicht mehr aus. Wir sind im Prinzip ein Endlager", sagt der SPD-Gesundheitsexperte.
Quelle: Medical-Tribune-Bericht