Diabetesprävention Projekt Dimini zeigt positive Ergebnisse
„Diabetes mellitus – ich nicht!“ unter diesem Motto hatten hausärztliche Praxen in Schleswig-Holstein und Hessen von Januar 2018 bis Juni 2019 Patienten mit Risiko für die Entwicklung eines Diabetes Typ 2 auf dem Weg zu einer positiven Lebensstiländerung begleitet. Unterstützt wurde dies von AOK NordWest und Hessen, Barmer, DAK-Gesundheit (Vertragsgebiet Schleswig-Holstein) und Techniker Krankenkasse.
Kostenloser Acht-Fragen-Test vom Hausarzt angeboten
Patienten konnten bei ihrem Hausarzt kostenlos einen Diabetes-Risiko-Test (FINDRISK®) durchführen lassen. Er beinhaltet die Beantwortung von acht einfachen Fragen, mit denen sich das Risiko abschätzen lässt, in den nächsten zehn Jahren an Diabetes Typ 2 zu erkranken. War das Risiko erhöht, wurde die Teilnahme an der Dimini-Studie angeboten, um die Erkrankung mit Diabetes Typ 2 zu verzögern oder zu verhindern durch die Aktivierung der Gesundheitskompetenz mittels Coaching in der Hausarztpraxis. „Im Erfolgsfall kann das Dimini-Programm bundesweit in die Regelversorgung übertragen werden“, so die Initiatoren. Den Innovationsausschuss beim gemeinsamen Bundesausschuss überzeugte die Idee und er steuerte für dreieinhalb Jahre eine Förderung von insgesamt ca. 4,3 Mio. Euro bei. Im September 2020 endete das per Studie begleitete Projekt, danach folgte die Evaluation. Jetzt liegt der Abschlussbericht vor.
Berichtet wird darin, dass 236 Ärzte nach Absolvierung eines eLearnings an Dimini teilnahmen. 138 von ihnen schrieben Versicherte in das Programm ein, 2.203 Versicherte in Hessen und 1.146 Versicherte in Schleswig-Holstein. 1.430 Personen (43 %) wurden schließlich als Risikopersonen identifiziert und der Interventionsgruppe bzw. Kontrollgruppe zugeordnet. 70 Mal wurde zudem ein bestehender Diabetes Typ 2 zu Studienbeginn erkannt. Die Teilnehmer der IG erhielten eine Lebensstilintervention und sie wurden sowohl in der Interventionsphase als auch mit weiteren Terminen nach drei, neun und 15 Monaten (optional zusätzlich auch nach Telefon-Coaching nach sechs und zwölf Monaten) betreut. Der Kontrollgruppe wurden die in der Regelversorgung (RV) gemäß Gesundheitsuntersuchungsrichtlinien üblichen Maßnahmen zuteil und ebenfalls Kontrolluntersuchungen im genannten Abstand (ohne Coachingtermin).
Positiver Nebeneffekt: 70 Mal Diabetes entdeckt
Dr. Petersen: Wir haben zum Programm eine eigene App entwickelt. Sie beinhaltet den Test und kann bei der Lebensstilmodifikation begleiten. Die App wurde leider nicht breit angefordert. Lassen Sie mich auch auf einen nicht zu unterschätzenden positiven Nebeneffekt verweisen. Wir haben bei einem auffälligen Testergebnis den Glukosestatus etwas genauer untersucht als in der Gesundheitsuntersuchung, dem sog. Check-up 35, vorgesehen. Dadurch wurden 70 Menschen mit Diabetes Typ 2 identifiziert. Das Tückische an der Erkrankung ist ja, dass sie symptomlos verläuft und meist erst bei Folgeerkrankungen diagnostiziert wird. Mit unserem Test ist man also im Vorteil, Dimini wirkt. Allerdings haben sich keine wirklichen Unterschiede zwischen Interventions- und der Kontrollgruppe hinsichtlich der Risikointervention in der Hausarztpraxis gezeigt. Wie geht es jetzt – auch zeitlich – weiter?
Dr. Petersen: Die Ergebnisse wurden im Mai dem Innovationsausschuss übermittelt. Es waren dann noch einige Nachfragen zu beantworten. Einen Automatismus zur Bewertung von Innovationsprojekten und zur Überführung in die Regelversorgung gibt es jedoch nicht. Corona spielt momentan hier sicher auch eine Rolle.