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Abatacept bescherte ungewöhnliche Panniculitis

Wenn Patienten mit rheumatischen Erkrankungen ungewöhnliche Hautläsionen entwickeln, kann dies auch an der immunmodulierenden Therapie liegen. Ein typisches Beispiel stellen japanische Kollegen vor. Ihr Ende 70-jähriger Patient suchte wegen eines seit fünf Tagen bestehenden Fiebers eine Klinik auf. Gegen seine rheumatoide Arthritis wurde er mit Prednisolon, Sulfasalazin und Tacrolimus behandelt. Außerdem hatte er sechs Wochen vor der aktuellen Erkrankung erstmals Abatacept gespritzt bekommen, mit nachfolgenden Injektionen in wöchentlichem Abstand.
Bei der aktuellen Untersuchung fielen schlecht abgegrenzte erythematöse Läsionen an Brust und Rücken auf mit einem Durchmesser < 5 cm. Die Labordiagnostik ergab stark vermehrte Leukozyten und ein deutlich erhöhtes CRP. Antikörpertests und Blutkulturen waren negativ. Sonografisch zeigten sich echoreiche Veränderungen im subkutanen Fettgewebe unter den geröteten Arealen. Die Hautbiopsie ergab diffuse inflammatorische Infiltrate mit einer Ansammlung neutrophiler Granulozyten. Diese Veränderungen sprachen für eine Pannikulitis ohne Vaskulitis.
Die Abatacept-Therapie wurde daraufhin abgesetzt. Stattdessen erhielt der Patient zwei Wochen lang Colchicin. Nach drei Tagen waren Fieber und Hautveränderungen verschwunden. Die Autoren um Dr. Hikaru Nagatomi vom General Hospital in Kobe führten die Entzündung im Fettgewebe auf das Immunsuppressivum zurück. Bisher war bekannt, dass Abatacept diverse Hauterscheinungen einschließlich Exanthemen und Urtikaria auslösen kann. Eine assoziierte Pannikulitis wurde kaum beobachtet. Wenn doch, ähnelte das histologische Bild einem Lupus erythematodes oder einer Necrobiosis lipoidica. Der vorgestellte Patient hatte dagegen eine lobuläre Erkrankung mit neutrophiler Infiltration ohne Entzündung der Gefäßwände. Dieses histologische Muster wurde bisher bei pankreasbedingter Pannikulitis, Alpha-1-Antitrypsinmangel oder traumatischer bzw. infektiöser Genese gesehen, die der ältere Herr offenkundig nicht aufwies.
Die medikamentös bedingte Panniculitis tritt vor allem unter oralen Kontrazeptiva, NSAR, Antibiotika und Leukotrienantagonisten auf. Die Assoziation mit einem Biologikum wie in diesem Fall ist selten. Sie sollte aber in Betracht gezogen werden, wenn ein Patient unter Abatacept Fieber und Erytheme entwickelt.
Quelle: Nagatomi H et al. BMJ Case Rep 2023; DOI: 10.1136/bcr-2023-256197
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