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Abdominelle Aortenaneurysmen entwickeln sich zur neuen Volkskrankheit

Abdominelle Aortenaneurysmen – definiert als Gefäßerweiterungen ab drei Zentimetern Durchmesser – entwickeln sich immer mehr zur neuen Volkskrankheit der älteren Bevölkerung. So finden sie sich etwa in den USA bei mehr als einer Million Menschen zwischen 50 und 84 Jahren. Zwar muss nicht jedes Aneurysma zeitnah operiert werden. Dennoch sollten Sie Betroffene stets zum Gefäßspezialisten überweisen, wenn Sie bei der Abdomensonographie eine entsprechende Raumforderung entdecken.
Kontrollen erfolgen mittels Duplex-Sonographie
Dieser entscheidet, wie mit dem Aneurysma umzugehen ist, schreiben die beiden Gefäßchirurgen Professor Dr. Andres Schanzer von der University of Massachusetts Medical School in Worcester und Professor Dr. Gustavo Oderich vom University of Texas Health Science Center in Houston.
Die Indikation zur OP richtet sich vor allem nach dem Rupturrisiko. Und das steigt mit zunehmendem Durchmesser des Aneurysmas. Ab 5,5 cm nimmt die Gefahr einer Ruptur mit (tödlicher) Blutung massiv zu. Bei Frauen liegt die Schwelle bereits bei 5 cm, da die Aorta bei ihnen naturgemäß kleiner ist. Ein schnelles Wachstum (d.h. Zunahme des Durchmessers um mehr als einen Zentimeter pro Jahr) wird vielerorts ebenfalls als Kriterium herangezogen, Belege für ein damit verbundenes erhöhtes Blutungsrisiko fehlen aber bislang, schreiben die Autoren. Bei kleineren Aneurysmen heißt es dementsprechend: wait and see.
Die Kontrolle eines Bauchaneurysmas erfolgt mittels Duplex-Sonographie
- alle drei Jahre (bei Aneurysmen zwischen 3,0–3,9 cm),
- jedes Jahr (bei Aneurysmen zwischen 4,0– 4,9 cm) und
- alle sechs Monate (bei Aneurysmen ab 5 cm).
Empfehlenswert ist ggf. ein Rauchstopp. Statine, Betablocker und andere Antihypertensiva kann man bei Bedarf verschreiben, um das allgemeine Herz-Kreislauf-Risiko zu senken. Am Aneurysma selbst und dessen Wachstum ändern die Medikamente allerdings nichts, ein Aneurysma stellt deshalb per se keine Indikation für die Verordnung dar.
Ist die kritische Größe erreicht, geht es um die Wahl der OP-Methode: offen oder endovaskulär (s. Kasten)? Wie so oft gilt auch hier ein klares „Es kommt darauf an“. Vieles spricht für ein minimalinvasives Vorgehen: Die Patienten sind wesentlich schneller wieder fit und können im Schnitt nach zwei Tagen die Klinik verlassen – bei offener OP erst nach sieben Tagen. Die Komplikationsrate nach endovaskulärer Aortenreparatur (endovascular aortic aneurysm repair, EVAR) ist signifikant niedriger als nach offener OP (0,5 % vs. 3,0 %). Auch Todesfälle treten deutlich seltener auf (1,7 % vs. 4,7 % bis Tag 30). Allerdings nähern sich die Raten nach zwei bis drei Jahren einander an. Die genauen Gründe hierfür sind nicht bekannt, schreiben die Autoren. Doch könnten u.a. für EVAR ungeeignete Konstellationen der proximalen und distalen Gefäße eine Rolle spielen. Als ungünstig bezeichnen die Autoren einen stark geschlängelten Gefäßverlauf oder einen kurzen Hals des Aneurysmas.
Offen versus endoluminal
Routinescreening für Angehörige?
Im Gegensatz dazu ist eine Gefäßprothese nach offener Ausschaltung des Aneurysmas wesentlich haltbarer und für Betroffene mit geringerem Aufwand verbunden: Im Normalfall kontrollieren Gefäßchirurgen ihre rekonvaleszenten Patienten postoperativ, später dann nur noch bei Komplikationen. Die Wahl des Verfahrens sollte bei anatomisch prinzipiell EVAR-geeigneter Situation vom individuellen OP-Risiko und dem Wunsch des Patienten abhängig gemacht werden:- bei hohem Risiko eher endoskopisches Vorgehen
- bei wenig nachsorgewilligen Patienten eher offene OP
Quelle: Schanzer A, Oderich GS. N Engl J Med 2021; 385: 1690-1698; DOI: 10.1056/NEJMcp2108504
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