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Achtung, Blut in der Windel!
Findet sich bei Säuglingen jenseits der Neugeborenenperiode Blut in der Windel, müssen zunächst bedrohliche Krankheitsbilder mit akutem Handlungsbedarf ausgeschlossen werden. Dazu gehören u.a.:
• generalisierte Gerinnungsstörung
• Volvulus bei Malrotation
• Invagination
• blutendes Meckel-Divertikel
• hämolytisch-urämisches Syndrom
• bakterielle (Entero-)Kolitis
Bei einem ansonsten quietschfidelen Säugling, unauffälliger Blut-, Stuhlbefunde und Sonographie lassen sich diese aber schnell von der Liste streichen, schreibt Dr. Martin Classen von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Klinikum Links der Weser in Bremen.
Mit dem Otoskop vorsichtig die Analfissur suchen
Berichten die Eltern, dass ihr Kind Schmerzen bei der Defäkation hat und großkalibrige Stühle absetzt, sollte man an eine Fissur denken. Diese kann man bei vorsichtigem Spreizen des Anus oder nach Einführen des Otoskops oft sogar sehen.
Bei begleitender perianaler Dermatitis ist ein Abstrich zum Ausschluss einer Streptokokkeninfektion angezeigt. Auch infektiöse Kolitiden können zu blutigen Stühlen führen, sind aber fast immer von Diarrhö und Fieber begleitet.
Nahrungsmittelallergene sorgen für eosinophile Proktokolitis
Die häufigste Ursache blutiger Stühle ohne wesentliche Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens ist die eosinophile Proktokolitis. Auslöser sind bei gestillten Säuglingen potente Nahrungsallergene, die die Mutter zu sich nimmt und an das Kind weitergibt.
Dazu gehören vor allem Kuhmilch, Hühnerei und Soja. Auch bei nicht gestillten Säuglingen kennt man dieses Krankheitsbild – hier spielen Kuhmilchallergene aus der Formulamilch die größte Rolle.
Die gute Nachricht: Die Prognose der Erkrankung ist ausgesprochen günstig. Nach dem ersten Geburtstag werden die auslösenden Allergene fast immer vertragen. Und auch Komplikationen wie Gedeihstörungen, Anämie und Tenesmen findet man nur in Ausnahmefällen. Labortests helfen bei der Diagnose nicht weiter. IgE-Antikörper gegen das auslösende Allergen sind fast nie nachweisbar und auch eine periphere Eosinophilie sucht man vergebens.
Stillende Mutter soll auf Kuhmilch verzichten
Tipp des Bremer Pädiaters: Bei entsprechendem Krankheitsverdacht und unauffälligem Stuhlbefund sollte sich die Mutter zunächst probatorisch kuhmilchfrei ernähren. Erst wenn dies innerhalb von drei bis vier Tagen nicht zum Verschwinden der Blutung führt – oder die Diät abgelehnt wird – kommt eine Sigmoidoskopie mit Biopsie zur Sicherung der Diagnose in Betracht.
Bestätigt sich der Verdacht mit Nachweis von Eosinophilen im entzündlichen Infiltrat, wird die Mutter auf eine noch strengere, allergenarme Diät gesetzt oder das Kind erhält probeweise für einige Tage eine allergenfreie Formuladiät.
Formula-ernährte Kinder mit eosinophiler Proktokolitis werden auf eine extensiv hydrolysierte Milchnahrung oder auf Aminosäureformula umgestellt. Allerdings sollte man es bei der sehr günstigen Prognose mit Diagnostik und Therapie auch nicht übertreiben, rät der Pädiater.
Eine zu ausgedehnte Suchdiät kann die Mutter in einen Hungerzustand mit Energie- und Kalziummangel treiben und belastet dann auch das Kind.
Martin Classen, internist prax 2009; 49: 764-766
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