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Ältere Patienten gegen Pneumokokken, Diphterie und Tetanus impfen!
Im Rahmen der Alterung des Immunsystems kommt es nicht nur zu einer Zunahme der Häufigkeit und Schwere von Infektionskrankheiten – auch die Impfreaktion ist deutlich abgeschwächt. Diese „Immun-Seneszenz“ ist aber kein gleichförmiger Prozess, schreibt Dr. Anja Kwetkat von der Klinik für Geriatrie am Universitätsklinikum Jena.
Durch fehlende Diphtherie- und Tetanusimpfung hohes Letalitätsrisiko im Alter
Neben der physiologischen Alterung sind weitere Faktoren wie Multimorbidität, schlechter Ernährungszustand und Gebrechlichkeit für die verminderte Immunantwort verantwortlich. Und man weiß, dass regelmäßige Impfungen zum Beispiel gegen Grippe oder Tetanus die Immunantwort im Alter verbessern können.
Als Erstes gilt es zu prüfen, ob noch ein aktueller Impfschutz gegen Tetanus, Diphtherie und Pertussis besteht. Die Diphtherie- und Tetanusimpfung soll nach der STIKO-Empfehlung altersunabhängig alle zehn Jahre aufgefrischt werden, was aber gerade bei den Älteren oft vergessen wird. Mit fatalen Folgen: „Die wenigen Tetanusfälle in Deutschland betreffen fast ausschließlich Ältere mit unzureichendem Impfschutz und enden letal“, berichtet die Kollegin.
Fehlende Pertussis-Impfung mit Tdap auffrischen!
Eine fehlende oder unvollständige Grundimmunisierung sollte in jedem Fall nachgeholt werden. Die Auffrischungen muss man danach konsequent durchführen. Da Keuchhusten immer häufiger auch Erwachsene betrifft und der Impfschutz meist fehlt, wird die einmalige Verwendung eines Dreifachimpfstoffes gegen Tetanus, Diphtherie und Pertussis (Tdap) empfohlen. Dieser ist auch bei über 65-jährigen Patienten wirksam und gut verträglich.
Die Grippeimpfung wird für alle Personen im Alter über 60 Jahre empfohlen. Bei Pflegeheimbewohnern geht die Influenza nicht nur mit einer deutlich erhöhten Mortalität einher – sie führt häufig auch zu Komplikationen wie Abnahme von Alltagsaktivitäten, Gewichtsverlust und Dekubitalulzera. Probleme bereitet allerdings die reduzierte Effektivität der Impfung bei den Älteren.
Insbesondere wenn drei und mehr Gebrechlichkeitskriterien vorliegen, erkranken auch geimpfte Senioren häufiger an grippeähnlichen Erkältungskrankheiten und echten Influenza-Infektionen. Einen Ausweg aus diesem Dilemma bieten speziell für Ältere zugelassene Impfstoffe mit stärkerer Immunität. Als Beispiele nennt die Kollegin Impfstoffe mit stärker immunogen wirkendem Adjuvans (wie Fluad®) oder zur intradermalen Applikation (wie Intanza®). Vergleichende Effektivitätsstudien fehlen allerdings noch. Zudem stellen sich die gesetzlichen Krankenkassen bei der Kostenübernahme häufig quer.
Konjugat-Impfstoff bald auch für Ältere?
Da die Impfantikörper-Titer bei den Älteren schneller wieder abfallen, sollte die Impfung nicht zu früh im Jahr erfolgen, um die gesamte Grippesaison abzudecken. Auch die Pneumokokken-Impfung wird von der STIKO für alle Menschen ab 60 Jahren empfohlen. Immerhin sind Pneumokokken nach wie vor die häufigsten Erreger der ambulant und in Pflegeheimen erworbenen Pneumonie, die mit einer hohen Morbidität und Mortalität einhergeht.
Allerdings ist die Wirksamkeit der bisher verwendeten 23-valenten Polysaccharid-Vakzine (PPV 23) nicht ganz unumstritten. In mehreren Studien war der Nutzen auf invasive Krankheitsverläufe beschränkt. Andere wiederum zeigten, dass auch Ältere und chronisch Kranke profitieren und dass auch nicht bakteriämische Pneumokokken-Pneumonien leichter verlaufen. Neuerdings steht jetzt für über 50-Jährige auch ein 13-valenter Konjugat-Impfstoff zur Verfügung, wie man ihn von der Kinderimpfung kennt.
Vor allem bei über 70-Jährigen wurde hier eine gute Immunogenität bei 13-valentem Konjugat-Impfstoff gezeigt. Trotzdem empfiehlt die STIKO aufgrund der noch lückenhaften Studienlage vorläufig weiterhin den 23-valenten Impfstoff für die Älteren. Dies kann sich aber ändern, wenn die Ergebnisse der zurzeit noch laufenden CAPITA-Studie vorliegen.
Quelle: Anja Kwetkat, Dtsch Med Wochenschr 2012; 137: 2545-2547
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