Aktinische Keratosen sehr früh eliminieren

Maria Weiß, Foto: fotolia, Masson

Die Anwendung einer Kryotherapie sollte nur auf kleinen Flächen stattfinden. Die Anwendung einer Kryotherapie sollte nur auf kleinen Flächen stattfinden. © fotolia/clsdesign

Im Alter gibt es nicht nur vermehrt Falten – auch das Risiko für UV-bedingte Hautveränderungen wie die aktinische Keratose steigt. Häufig entwickeln sich daraus Karzinome.

Menschen mit blondem oder rötlichem Haar, heller Haut und blauen Augen sind besonders gefährdet für aktinische Keratosen (AK), die heute als Carcinoma in situ verstanden werden. Mit zunehmender kumulativer UV-Exposition im Lauf des Lebens steigt das Risiko an. Auch eine dauerhafte Immunsuppression wie z.B. nach Organtransplantationen gilt als Risikofaktor.


Liegen mehrere Läsionen dicht bei dicht (Feldkanzerisierung), entwickeln 20 % der Betroffenen innerhalb von zehn Jahren ein invasives Plattenepithelkarzinom. Umgekehrt entwickeln sich 50 % der Plattenepithelkarzinome aus aktinischen Keratosen, schreiben Dr. Kim-Christian Heronimus von der Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie am Heinrich-Braun-Klinikum in Zwickau und Kollegin.

Die klassische Vorstufe zum Plattenepithelkarzinom

Naturgemäß finden sich die Läsionen besonders häufig auf den unbedeckten „Sonnenterassen“ der Haut. Dazu gehören (vor allem bei Männern) der unbehaarte Kopf – aber auch die Helices der Ohren, Stirn, Nasenrücken, Wangen, Unterlippe, Unterarm und Handrücken.


Oft handelt es sich bei typischer Lokalisation und Anamnese um eine Tastdiagnose. Andere Tumoren wie Plattenepithelkarzinome und Basaliome, Ekzeme und Mykosen müssen aber abgegrenzt werden. Im Zweifelsfall hilft eine Biopsie weiter.


Da niemand vorhersagen kann, welche Keratose sich zu einem Karzinom entwickelt, sollte man die Läsionen frühzeitig therapeutisch angehen. Dazu steht heute eine ganze Reihe von Optionen zur Verfügung.


Chirurgische Verfahren: Bei einzelnen oder bereits verdächtig aussehenden Läsionen empfiehlt sich meist die chirurgische Exzision. Vorteil ist hier vor allem die Möglichkeit der histologischen Aufarbeitung.


Physikalische Verfahren: Mit Hitze und Kälte lassen sich auch größere Areale therapeutisch angehen. Nachteil ist immer die fehlende Möglichkeit einer histologischen Beurteilung.

Kryotherapie hinterlässt bleibende weiße Flecken

Die Kryotherapie mit flüssigem Stickstoff ist eher etwas für einzelne Läsionen und sehr abhängig von der Erfahrung des Anwenders. Patienten müssen über die mögliche Schmerzhaftigkeit und Lokalreaktionen wie Blasenbildung und bleibende Hypopigmentierung aufgeklärt werden.


Auch Hochfrequenzströme (Elektrodesiccation) können die Keratosen zum Verschwinden bringen. Diese Therapie kann ebenfalls sehr schmerzhaft sein und zu Windinfektionen, Wundheilungsstörungen und Hypopigmentierungen führen. Ähnliches gilt für ablative Verfahren mit dem Laser – hier wird auch eine höhere Rezidivrate diskutiert.


Eine weitere Möglichkeit vor allem bei ganzen Feldern ist die photodynamische Therapie (PDT). Hierbei nutzt man aus, dass sich 5-Aminolävulinsäure oder ihr Methylester (als Creme oder Pflaster angewandt) relativ selektiv in Tumorzellen anreichert und sie dadurch sensibler für die nachfolgende Bestrahlung – nach vier Stunden Einwirkzeit – machen. Nebenwirkungen sind auch hier Schmerzen, Rötung und Blasenbildungen – Pigmentstörungen treten seltener auf. Eine neue Form ist die „Daylight-PDT“, bei der die Bestrahlung nach Anwendung des Photosensibilisators durch einen 2- bis 3-stündigen Aufenthalt im Freien ersetzt wird.


Chemische Verfahren: Schon seit 50 Jahren kommt topisches 5-Fluorouracil zum Einsatz. Die entsprechenden Präparate werden zweimal pro Tag über zwei bis vier Wochen aufgetragen, was auch zu Brennen und Schmerzen führen kann. Durch Kombination mit Salicylsäure hat man noch einen zusätzlichen keratolytischen Effekt bei dicken Läsionen, das Zytostatikum kann dann besser eindringen.

Konsequenter Sonnenschutz ohne Alternative

Ein weiteres topisches Therapeutikum – vor allem auch für größere Flächen – ist 3%iges Diclofenac in hyaluronsäurehaltiger Gelgrundlage. Hier muss zweimal täglich über 90 Tage behandelt werden – bei meist milderen Nebenwirkungen.


Und auch die Natur hat etwas gegen aktinische Keratosen zu bieten. Seit 2013 ist eine Zubereitung aus der Wolfsmilch, Euphorbia, zugelassen. Das Gel wird je nach Konzentration und Lokalisation an zwei oder drei aufeinanderfolgenden Tagen aufgebracht – danach ist mit Schmerzen, Brennen, Rötungen, Schwellungen und Pustelbildungen zu rechnen. Nach 14 bis 28 Tagen geht der Spuk aber dann vorbei und die Entzündungsreaktionen heilen narbenfrei ab. Pigmentstörungen sind aber auch hier möglich.


Immunmodulierende Verfahren: Imiquimod – ein Toll-like-Rezeptor-Agonist – führt zu einer lokalen Immunreaktion im Sinne einer sterilen Entzündungsreaktionen. Für alle Verfahren gilt, dass eine Rezidivprophylaxe mit konsequentem Sonnenschutz durch Hüte, Kleidung und Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor erfolgen muss.


Quelle: Kim-Christian Heronimus et al., Arzneiverordnung in der Praxis 2015; 42: 73-77

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Die Anwendung einer Kryotherapie sollte nur auf kleinen Flächen stattfinden. Die Anwendung einer Kryotherapie sollte nur auf kleinen Flächen stattfinden. © fotolia/clsdesign