
Akuter Bauch: Immer auch nach den Hoden schauen!
Ein typischer Fall: Ein 10-jähriger Junge hat seit einem Tag Schmerzen im rechten Unterbauch. Auch beim Abtasten tut es dort weh. Im Blutbild zeigen sich 12 000 Leukozyten pro Mikroliter, das CRP liegt bei 3,1 mg/dl. Sonographisch stellt sich eine erweiterte Appendix mit deutlicher Umgebungsreaktion dar. Eine klare Appendizitis, die sich intraoperativ bestätigt.
Prinzipiell ist eine Appendizitis in jedem Alter möglich, sogar schon bei Frühgeborenen, erklärte der Pädiater vom Klinikum Böblingen. Der initiale Schmerz wird häufig im Oberbauch, periumbilikal, lokalisiert und wandert erst dann in den rechten Unterbauch.
Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit folgen dem Schmerz nach. Bei der Gastroenteritis stellt sich dagegen meist primär Erbrechen und nachfolgend der Schmerz ein. Je jünger das Kind mit Appendizitisverdacht ist, desto schneller kommt es zur Perforation und desto schneller muss ich handeln, betonte der Kollege.
Ein Klysma wirkt oft wahre Wunder
Bei V. a. eine eitrige oder perforierte Appendizitis, bei perityphlitischem Abszess, Ileus oder Zeichen einer diffusen Peritonitis erfolgt die Appendektomie. In allen anderen Fällen kann unter Bettruhe und Nahrungskarenz zunächst abgewartet werden.
zeigt sich eine spontane Besserung innerhalb von 24–48 Stunden. Auch ein Klysma wirkt oft Wunder: „Man ist erstaunt, wie schnell danach die Bauchschmerzen weg sind“, erklärte Dr. Froese. Im Einzelfall ist auch die intravenöse Antibiotikagabe indiziert.
Blutig-schleimiger Stuhl kann auf Invagination hindeuten
Ein anderer Notfall: Die gar nicht so seltene Invagination. Plötzlich fängt das Kleinkind an zu schreien und lässt sich nicht mehr beruhigen. Manchmal folgt auf die Schreiphase ein apathischer Zustand. Das Kind setzt blutig-schleimigen Stuhl ab. Mitunter ist eine Resistenz im rechten Oberbauch zu tasten.
Die Sonographie liefert bei der Invagination einen eindeutigen Befund mit typischen schießscheibenförmigen Kokarden. Das Invaginat ist fast immer im Ileozökalbereich zu finden. „Auch Anfänger sehen das.“ Die Reposition des Invaginats erfolgt unter Röntgen- oder sonographischer Kontrolle durch einen rektalen Einlauf.
Jungs sagen nicht, dass der Hoden schmerzt
Bei der klinischen Untersuchung eines Patienten mit akuten Bauchschmerzen wird schnell mal vergessen, auch die Hoden anzuschauen, um einer möglichen Hodentorsion auf die Spur zu kommen. Dies gilt vor allem bei Jugendlichen, die oft gar nicht sagen, dass es ein Stockwerk tiefer weh tut, so die Erfahrung von Dr. Froese.
Altersgipfel für die Stildrehung der Hodengefäße sind das Säuglingsalter und die 2. Lebensdekade. Die betroffenen Patienten leiden unter Übelkeit und Erbrechen und einer mehr oder weniger ausgeprägten, schmerzhaften Schwellung des Hoden. Das Prehn-Zeichen ist bei der klinischen Untersuchung negativ, d.h. bei Anheben des Hodens verstärkt sich der Schmerz, erklärte der Kollege.
Gesichert wird die Diagnose in der (Doppler-)Sonographie. Bei vollständiger Torsion muss innerhalb von etwa sechs Stunden operiert werden, um irreversible Schäden des Hodengewebes zu verhindern.
Eingeklemmte Leiostenhernie erfordert rasches Handeln
Ebenfalls ein absoluter Notfall ist die inkarzerierte Leistenhernie, die überwiegend im Säuglingsalter auftritt. Im Bereich der Leiste lässt sich eine harte, berührungsempfindliche Schwellung tasten, manchmal lassen sich darüber Peristaltikgeräusche auskultieren.
Wird die Hernie frühzeitig erkannt, kann man versuchen unter Sedierung den Bruchsackinhalt zu reponieren. Gelingt dies nicht, ist der Chirurg gefragt, um eine Darmnekrose zu verhindern.
Vortrag auf der „Medizin 2010“ in Stuttgart
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).