Alarmzeichen für bakterielle Meningitis und Meningokokkenerkrankungen

Dr. Dorothea Ranft

Die medizinische Fachwelt hat Symptome für Meningokokkeninfektionen und bakterielle Meningitiden definiert. Die medizinische Fachwelt hat Symptome für Meningokokkeninfektionen und bakterielle Meningitiden definiert. © hkama - stock.adobe.com

Sowohl die bakterielle Meningitis als auch die durch Meningokokken ausgelösten Erkrankungen enden häufig tödlich. Wer weiß, worauf bei Prävention, Diagnostik und Therapie zu achten ist, kann Leben retten.

Hochgradiger Verdacht auf eine bakteriell ausgelöste Meningitis besteht in allen Altersgruppen, wenn die folgenden vier Red Flags zusammenkommen: 

  • Fieber
  • Kopfschmerz
  • Nackensteifigkeit
  • eingeschränkte Bewusstseinslage (einschl. Verwirrtheit und Delir)

Bei Säuglingen sind noch reduzierte Nahrungsaufnahme sowie Tachypnoe und Apnoe kritisch, bis ins Kleinkindalter auch eine vorgewölbte Fontanelle. 
Als weitere Symptome für eine bakteriell bedingte Hirnhautentzündung gelten Lichtscheu, Krampfanfälle und Erbrechen. Auch fokale neurologische Defizite, Reizbarkeit und anderweitig nicht erklärbare Schmerzen an Rücken, Extremitäten und Abdomen können von einer bakteriellen Meningitis herrühren, schreibt ein Autorenteam um Dr. Aye Paing vom National Institute for Health and Care Excellence (NICE) in London. 

Für die Meningokokkenerkrankungen, deren Verursacher ausnahmslos das Bakterium Neisseria meningitides ist, nennt das Autorenteam drei Alarmzeichen. Von den folgenden Symptomen muss mindestens eines vorliegen, um den dringenden Verdacht zu begründen: 

  • hämorrhagisches, nicht verblassendes Exanthem mit Läsionen über 2 mm Durchmesser (Purpura)
  • rasch progredienter und/oder sich ausbreitender, nicht verblassender Ausschlag (petechial oder purpurisch)
  • Zeichen einer bakteriellen Meningitis, wenn zusätzlich eine der genannten Hautveränderungen vorliegt

Bei der körperlichen Untersuchung sind unspezifische Befunde wie eine für das Alter zu hohe Herzfrequenz bzw. zu niedriger Blutdruck möglicherweise Zeichen einer noch nicht erkannten Meningokokkenerkrankung. Gleiches gilt für eine Kapillarfüllungszeit ≥ 3 sec und eine Körpertemperatur < 36 °C. Selbst Diarrhö, Bauch- und Beinschmerzen sowie kalte Hände und Füße lassen sich mitunter auf diese Ursache zurückführen. Auch ungewöhnliches Verhalten, blasse und marmorierte Haut sowie Zyanose und Lethargie sollten unter entsprechenden Umständen an eine Infektion mit Neisseria meningitidis denken lassen. 

Zu den Risikofaktoren sowohl für die bakteriellen Meningitiden als auch für die meningokokkenverursachten Erkrankungen gehören versäumte Impfungen gegen Meningokokken oder Haemophilus influenzae B sowie Immundefizienz, etwa infolge einer Milzresektion oder eines Komplementmangels. Außerdem sollte man nach Kontakt mit infizierten Personen, Aufenthalten in Ausbruchsgebieten und einer vorbekannten Meningokokkeninfektion fragen. Vermehrt gefährdet sind auch Studenten, die in Wohnheimen leben.

Die Antibiotikatherapie wird bei starkem Verdacht am besten schon in der Arztpraxis begonnen, sofern dies den Transport ins Krankenhaus nicht verzögert. Bewährt hat sich Ceftriaxon wegen des breiten Wirkspektrums. Es hat aber den Nachteil, dass es in der Praxis seltener zur Verfügung steht als Benzylpenicillin

Wegen der häufigen Langzeitfolgen ist eine Nachsorge erforderlich. Bei Erwachsenen sollte man auf Hördefizite, Knochen- und Gelenkschäden, Hautveränderungen wie Narben nach Nekrosen und psychosoziale Beeinträchtigungen achten. Eine Kontrolle vier bis sechs Wochen nach der stationären Therapie gibt über einen eventuellen Pflegebedarf Aufschluss. Babys, Kinder und Jugendliche sollten auf Entwicklungsstörungen hin untersucht werden.

Quelle: Paing A et al. BMJ 2024; 387: q2452; DOI: 10.1136/bmj.q2452

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