Wie hilft die Impfung gegen B-Meningokokken der Allgemeinheit?

Dr. Alexandra Bischoff/Kathrin Strobel

Wissenschafftler testen Allroundschutz durch die Impfung gegen B-Meningokokken. Wissenschafftler testen Allroundschutz durch die Impfung gegen B-Meningokokken. © iStock/Foremniakowski

Eine Impfung gegen B-Meningokokken soll nicht nur die Geimpften schützen, sondern auch die nicht Immunisierten – im Sinne einer Herden­immunität. Doch ob das gelingen kann, bleibt ungewiss.

Die Rachenschleimhaut von Adoleszenten ist häufig asymptomatisch mit Neisseria meningitidis besiedelt. Die 15- bis 18-Jährigen gelten daher als wichtige Überträger der Infektion und damit als relevante Zielgruppe für die Impfung. Ob eine Immunisierung gegen die derzeit am häufigsten vorkommenden B-Meningokokken die Zahl der Carrier jeglicher N-meningitidis-Subtypen in dieser Altersgruppe verringern und so das Übertragungsrisiko senken kann, haben australische Wissenschaftler untersucht.1

In der von der Herstellerfirma in Auftrag gegebenen Studie testeten die Kollegen an insgesamt 237 Schulen im Bundesstaat South Australia Schüler der Klassen 10 bis 12 (15–18 Jahre) und teilten sie randomisiert in zwei Gruppen ein: Die eine wurde mit 4CMenB immunisiert, die andere ein Jahr lang beobachtet.

Fazit von Studie 1: geringfügiger Effekt

Dem Team um Professor Dr. Helen S. Marshall­ von der University of Adelaide gelang es nicht, einen Allroundschutz durch die Vakzinierung nachzuweisen. 547 (4,29 %) der insgesamt 12 764 geimpften Teenager wurden ein Jahr nach der Impfung per Rachenabstrich positiv auf N. meningitides getestet. In der Kontrollgruppe (n = 11 523) waren es 561 (4,87 %). Der Unterschied war somit nur geringfügig. Betrachtete man nur diejenigen Serotypen, die eine Erkrankung verursachen können, lagen die Ergebnisse noch näher beieinander: 326 (2,55 %) versus 291 (2,52 %).

Das sind „schlechte Nachrichten“, kommentieren die Infektiologen Dr. Lee H. Harrison­ von der University of Pittsburgh und Dr. David­ S. Stephens­ von der Emory University in Atlanta.2 „Gute Nachrichten“ liefere dagegen eine weitere aktuell publizierte Studie – dieses Mal aus Großbritannien. Denn sie belege anhand von Real-World-Daten, dass die 4CMenB-Impfung wirksam sei und einen substanziellen Effekt habe.

In der Studie wurden die Auswirkungen der im Jahr 2015 ins Impfprogramm für Kinder eingeführten Meningokokkenimpfung untersucht.3 Nach dem dortigen Schema erhalten Kinder in England im Alter von zwei und vier Monaten je eine Dosis. Den Booster gibt es dann weitere acht Monate später. Das Autorenteam um Dr. Shamez­ N. ­Ladhani konnte zeigen, dass sich die Zahl der durch B-Meningokokken bedingten Erkrankungen innerhalb der für die Impfung infrage kommenden Altersgruppe in den ersten drei Jahren nach Einführung des Programms um 75 % verringert hatte. Die Wirksamkeit gegenüber Meningokokken vom Typ B lag bei 59,1 %.

Quellen:
Marshall HS et al. N Engl J Med 2020; 382: 318-327; DOI: 10.1056/NEJMoa1900236
Harrison LH, Stephens DS. A.a.O.: 376-378; DOI: 10.1056/NEJMe1916440
Ladhani SN et al. A.a.O.: 309-317; DOI: 10.1056/NEJMoa1901229

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Wissenschafftler testen Allroundschutz durch die Impfung gegen B-Meningokokken. Wissenschafftler testen Allroundschutz durch die Impfung gegen B-Meningokokken. © iStock/Foremniakowski