Standardimpfung gegen Meningokokken B?

Dr. Andrea Wülker

Oft macht sich die Erkrankung durch Meningitis bemerkbar. Aber soll man nun standardmäßig gegen Meningokokken B impfen? Oft macht sich die Erkrankung durch Meningitis bemerkbar. Aber soll man nun standardmäßig gegen Meningokokken B impfen? © fotolia/Anatomy Insider

Meningokokken-B-Erkrankungen sind in Deutschland zwar selten, können aber sehr ernst verlaufen. Inzwischen gibt es zwei zugelassene Impfstoffe gegen die Serogruppe B. Doch die STIKO zögert nach wie vor mit einer Empfehlung als Standard­impfung. Warum eigentlich?

Eine invasive Meningokokken-Erkrankung macht sich meist als Meningitis und/oder Sepsis bemerkbar. Sind Meningokokken der Serogruppe B (MenB) im Spiel, liegt die Letalität bei etwa 8 %. Bei rund 10 % der Überlebenden kommt es zu Komplikationen wie Hörverlust, neurologischen Schäden oder Amputationen, schreibt die AG Meningokokken B der Ständigen Impfkommission (STIKO). In Deutschland erkrankten in den letzten Jahren rund 315 Menschen jährlich, wobei die Zahlen aus unbekannten Gründen sinken. Das höchste Risiko haben Babys, Kleinkinder und Jugendliche im Alter zwischen 15–19 Jahren.

Bereits 2013 wurde in Europa der erste Impfstoff gegen MenB zugelassen (Bexsero®), seit 2017 steht eine weitere Vakzine zur Verfügung (Trumenba­®; zugelassen für Personen ≥ 10 Jahre). Vieles spricht dafür, dass beide Impfstoffe vor invasiven Erkrankungen durch einen Großteil der in Deutschland zirkulierenden Stämme schützen.

Aktuelle Datenlage reicht noch nicht aus

Doch bisher empfiehlt die STIKO­ lediglich für Risikogruppen eine Impfung (s. Kasten). Die Kommission begründet das damit, dass die aktuelle Datenlage für eine Empfehlung als Standardimpfung nach wie vor nicht ausreicht – insbesondere, was Sicherheit, Effektivität und Schutzdauer der Vakzinen und auch deren Einfluss auf das Trägertum anbelangt.

Risikogruppen impfen!

Für Personen mit erhöhtem Risiko für invasive Meningokokken-Infektionen (IME) empfiehlt die STIKO seit 2015 eine MenB-Impfung, u.a. für: n immundefiziente oder immunsupprimierte Patienten n Laborpersonal, das mit Meningokokken-haltigem Aerosol in Kontakt kommen kann n Reisende in Länder mit epidemischem Meningokokken-Vorkommen n Haushaltskontakte von IME-Patienten

Sicherheit: Bisherige Studien ergaben, dass Säuglinge nach Bexsero®-Impfungen recht häufig Fieber und ausgeprägte Schmerzen an der Impfstelle entwickeln. Jugendliche und Erwachsene, die entweder Bexsero® oder Trumenba­® erhalten hatten, berichteten häufig über mittelstarke bis starke Kopf- oder lokale Schmerzen. Unter Trumenba® außerdem über Fieber, Gelenkschmerzen. Die Veröffentlichung weiterer Sicherheitsdaten aus England wird erwartet. Effektivität: In einer Zulassungsstudie hatte Bexsero® einen Monat nach Gabe von drei Impfdosen bei 84 bis 100 % der Babys schützende Antikörper induziert. Kleinere Studien ergaben allerdings, dass diese Antikörper schon in den ersten ein bis drei Jahren nach der Immunisierung deutlich abfielen. In den nächs­ten Jahren werden weitere Daten zur Effektivität und Schutzdauer von Bexsero® erwartet. Für Trumenba® stehen Daten zur klinischen Effektivität noch aus. Trägertum: Von der Impfung gegen Meningokokken C weiß man, dass sie das nasopharyngeale Trägertum von Meningokokken C bei Jugendlichen um zwei Drittel senken kann, was wesentlich zum Herdenschutz beiträgt. Derzeit wird in England untersucht, ob Bexsero®­ ähnlich günstig auf das Trägertum von MenB wirkt. Für Trumenba®­ konnte in kleineren Studien kein Zusammenhang festgestellt werden, jedoch war die Aussagekraft aufgrund der niedrigen Fallzahlen gering. Erst wenn die oben genannten Punkte geklärt sind, möchte die STIKO entscheiden, ob sie die MenB-Impfung als Standard deklariert.

Quelle: Robert Koch-Institut. Epid Bull 2018; 3: 35-44

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