
Meningokokken: Babys schon ab dem 2. Monat impfen?

Rund zwei Drittel der invasiven Meningokokken-Erkrankungen werden hierzulande durch Erreger der Serogruppe B (MenB) ausgelöst. Zwar sinkt die Gesamtinzidenz der invasiven Meningokokken-Infektionen seit 2004, aber mit jährlich 6,1 Fällen/100 000 Einwohner sind Kinder unter einem Jahr am stärksten betroffen. Bezogen auf die MenB-Infektionen 2017 waren das 24 von 138 Fällen. Das schreibt die Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen der Deutschen Akademie für Kinder und Jugendmedizin unter der Federführung von Professor Dr. Hans-Iko Huppertz.
Unklar, ob Säuglinge eine Auffrischung brauchen
Eine invasive MenB-Infektion inklusive Meningitis und/oder Sepsis endet bei knapp jedem zehnten Patienten tödlich. Derzeit gibt es zwei Vakzinen zur Prophylaxe. Bereits 2013 erhielt der 4CMenB-Impfstoff mit seinen vier immunogenen Komponenten (4C) die Zulassung für Säuglinge ab dem vollendeten 2. Lebensmonat. Der zweite Impfstoff MenB-fHbp gegen zwei Faktor-H-bindende Lipoproteine (fHbp) des Erregers ist seit 2017 zugelassen – allerdings erst ab dem vollendeten 10. Lebensjahr.
Das große Manko: Studien gehen zwar für beide Impfstoffe von einem Schutzeffekt gegen 70–80 % der B-Stämme aus. Die Schutzwirkung ließ sich aber über in-vitro-Parameter bisher nicht zuverlässig vorhersagen. Ob die Impfung von Säuglingen aufgefrischt werden muss und zu welchem Zeitpunkt, bleibt ebenfalls ungeklärt.
Stärkere Fieberreaktionen nach der Impfung
4CMenB und MenB-fHbp können parallel zu den meisten allgemein empfohlenen Impfungen (ausgenommen orale Rota-Virus-Impfung bei 4CMenB) verabreicht werden und dabei ausreichende Titer erreichen. Allerdings fällt die Fieberreaktion bei acht von zehn Geimpften (bis 10 Jahre oder jünger) deutlich stärker aus und auch andere Nebenwirkungen sind in diesen Fällen häufiger.
Für die Praxis empfiehlt die Kommission: Kinder mit hohem Risiko für invasive Meningokokken-Infektionen (z.B. Immundefekt, Komplementdefekt oder Asplenie) sollten ab dem vollendeten 2. Lebensmonat die 4CMenB-Impfung erhalten. Ab zehn Jahren kann man alternativ die MenB-fHbp-Vakzine einsetzen. Eine flächendeckende Impfung mit Herdenprotektion lässt sich nur durch die Aufnahme von „Meningokokken B“ in die Schutzimpfungsrichtlinie umsetzen. Bis das geschieht, müssen Ärzte weiterhin auf dem individuellen Level ansetzen. Dazu gehöre einerseits, dem Patienten den frühestmöglichen Schutz zu bieten sowie andererseits, eine verpasste Impfung nachzuholen.
Sollte je nach Bundesland keine öffentliche Impfempfehlung gegen Neisseria meningitidis allgemein oder für die Serogruppe B vorliegen, müssen Sie im Aufklärungsgespräch die Eltern darauf hinweisen, heißt es in der Stellungnahme. Im Fall eines Impfschadens könnten die Betroffenen dann eventuell keinen Versorgungsanspruch nach § 60 Infektionsschutzgesetz geltend machen.
Quelle: Huppertz H-I. Monatsschr Kinderheilkd 2019; 167: 711-720; DOI: doi.org/10.1007/s00112-019-0698-0
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).