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Prophylaktische Maßnahmen für Kinder

Zu den banalsten, aber gleichzeitig wichtigsten Prophylaxen im Urlaub zählt der Insektenschutz, da insbesondere Mücken als Vektor für viele Krankheiten fungieren. Das bedeutet: Auch Kleinkinder brauchen ein Moskitonetz zum Schlafen. Die Imprägnierung von Netzen und Kleidung mit Pyrethroiden ist ungefährlich, solange die Kinder nicht darauf herumkauen, schreiben Dr. Jasmin Hiestand von der Universitätsklinik Zürich und Kollegen. Unbedeckte Haut kann mit DEET*, Icaridin und Zitronen-Eukalyptus-Öl geschützt werden. Andere Öle wie Citronella und Niem wirken nur kurzfristig und eignen sich nicht für Kinder unter zwei Jahren.
Fliegende Babys
Keine Teilimmunität und kein Schutz über die Muttermilch
In Ländern, in denen Dengue- und Zikaviren heimisch sind, die durch Aedes-Mücken übertragen werden, sollten sich Reisende auch tagsüber und in städtischen Regionen vor Moskitos schützen und auf Symptome achten. Diese reichen von leichtem Fieber bis zu Plasma-Leakage-Syndrom und Schock. Zikavirus-Infektionen verlaufen ähnlich wir Denguefieber, wenn auch meist nicht hämorrhagisch. Der beste Malaria-Schutz besteht eigentlich darin, dass Eltern erst gar nicht mit ihren Kleinkindern in Hochrisikogebiete reisen. Besonders gefährdet sind Kinder bei Verwandtenbesuchen z.B. in Subsahara-Afrika. Entgegen dem Glauben mancher Eltern haben in Europa geborene Sprösslinge weder eine Teilimmunität, noch werden Malariamedikamente beim Stillen über die Muttermilch übertragen, warnen die Kollegen. Zur Prophylaxe in Hochrisikogebieten ist das gut verträgliche Atovaquon/Proguanil ab einem Körpergewicht von 11 kg zugelassen, off label kann es bereits ab 5 kg verabreicht werden. Es eignet sich auch für Reisen in Gebiete mit verbreiteter Mefloquin-Resistenz (Südostasien). Die Einnahme beginnt ein bis zwei Tage vor der Einreise und endet eine Woche nach der Ausreise. Unabhängig vom Wirkstoff schützt die medikamentöse Prophylaxe nie zu 100 %. Daher raten die Autoren, ab einem Aufenthalt von sechs Tagen und bis Monate nach der Rückkehr, bei Fieber immer eine Malaria auszuschließen. Typische Symptome bei Kindern sind außerdem Appetitverlust, erhöhte Reizbarkeit, Lethargie oder Diarrhö. Ältere Kinder klagen oft über Kopfschmerzen, Kraftlosigkeit und Myalgien. Stand-by-Therapeutika kommen bei Aufenthalt in Regionen mit niedrigem Risiko in die Reiseapotheke. Sie sollten nur in Notfällen zum Einsatz kommen, z.B. wenn bei Fieber innerhalb von 48 Stunden kein Arzt erreichbar ist. Wegen zunehmender Resistenzen wird für Südostasien Atovaquon/Proguanil statt Artemether/Lumefantrin empfohlen (beides zugelassen ab 5 kgKG). Die japanische Enzephalitis ist in weiten Teilen Südostasiens bis zum Westpazifik verbreitet und wird vor allem durch in der Dämmerung aktive Culex-Mücken übertragen. Das Risiko für Touristen ist i.d.R. gering, eine Impf-Indikation besteht daher nur bei Langzeit- oder wiederholten Kurzaufenthalten bzw. individuell erhöhtem Risiko – zugelassen ist die Vakzine ab einem Alter von zwei Monaten. Nur etwa 1 % der Infizierten entwickelt neurologische Symptome, überwiegend eine akute Enzephalitis, eventuell mit epileptischen Anfällen (v.a. bei Kindern). Bei Reisen in Gelbfieber-Endemiegebiete kann die entsprechende Impfung ab einem Alter von neun Monaten erfolgen. Eine relative Kontraindikation besteht für Säuglinge zwischen sechs und neun Monaten und stillende Mütter. In diesen Fällen sollte eher von Reisen in diese Regionen (tropisches Afrika und Südamerika) abgeraten werden. In den ersten sechs Lebensmonaten ist die Vakzine absolut kontraindiziert, da insbesondere in diesem Alter schwere Nebenwirkungen drohen, darunter die Gelbfieber-Vakzine-assoziierte neurologische Erkrankung, die u.a. eine Meningoenzephalitis verursacht. Die Komplikation tritt sehr selten auch bei gestillten Babys geimpfter Mütter auf. Vorsorglich sollten diese nach der Impfung die Milch für mindestens zwei Wochen abpumpen und verwerfen – Abstillen wäre die Alternative. Nicht nur Insekten dienen als Krankheitsüberträger: Die weltweit nach wie vor sehr verbreitete Tollwut wird fast immer vom Hund auf den Menschen übertragen. Vier von zehn Menschen, die von einem verdächtigen Tier gebissen werden, sind unter 14 Jahre alt. Ein großes Problem dabei ist, dass diese ihren Eltern oft nichts von der Kratz- oder Bissläsion erzählen und meist eine hohe Tieraffinität besteht. Deshalb darf man die Indikation für eine vorsorgliche Impfung (möglich ab Geburt) in dieser Altersgruppe ruhig großzügig stellen, schreiben Dr. Hiestand und Kollegen. Im Verletzungsfall ist neben einer sofortigen gründlichen Wundreinigung eine postexpositionelle aktive Vakzination und bei Ungeimpften zusätzlich die Gabe von Immunglobulin erforderlich. Fehlt diese Möglichkeit vor Ort, raten die Autoren zur Ausreise.Einheimische nicht vergessen!
Die BCG-Impfung gibt es höchstens am Zielort
Auch der Mensch kann zur Gefahr werden – oft begünstigt durch schlechte lokale Hygienestandards. Eine Hepatitis A verläuft bei Kindern zwar meist asymptomatisch, sie können aber das Virus wochenlang ausscheiden und andere anstecken. Die Impfung ist bereits bei Einjährigen möglich und der Schutz tritt bereits nach der ersten Dosis ein. Bei Reisen unter schlechten hygienischen Bedingungen sollte man auch Typhus auf dem Schirm haben. In Deutschland ist eine orale Lebendimpfung ab fünf Jahren möglich, die Polysaccharid-Totimpfung ab zwei Jahren. Die Kombinationsvakzine mit Hepatitis A steht erst ab 16 Jahren zur Verfügung. Eine reisemedizinische Indikation zur Impfung gegen Meningokokken besteht bei Aufenthalten in Endemiegebieten (Sahel, afrikanischer Meningitisgürtel), vor allem bei engem Kontakt mit Einheimischen und in Ausbruchssituationen. Der STIKO-Impfkalender sieht nur eine Meningokokken-C-Impfung vor (ab 12 Monaten). Quadrivalente Reiseimpfungen (MCV-ACWY) sind ab sechs Wochen bzw. zwei Jahren zugelassen. Bei Langzeitaufenthalten in Ländern mit hoher Tuberkulose-Prävalenz kann auch eine BCG-Impfung für Kinder unter einem Jahr sinnvoll sein. Diese schützt vor schweren Verläufen mit Meningitis und Miliar-Tbc, eine Impfung muss aber mangels hiesiger Verfügbarkeit am Zielort erfolgen.* Diethyltoluamid
Quelle: Hiestand J et al. Flug u Reisemed 2021; 28: 105-116; DOI: 10.1055/a-1347-7930
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