
Gegen Meningokokken B impfen oder nicht?
Meningokokken-B-Erkrankungen mit ihrem Gipfel bei Säuglingen und Kleinkindern zeigen oft einen schweren Verlauf mit Meningitis und/oder Sepsis und einer Letalität von 8 %. Allerdings sind die Erkrankungszahlen in Deutschland in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Während zwischen 2001 und 2005 noch 400–570 Meningokokkeninfektionen pro Jahr gemeldet wurden, waren es zwischen 2011 und 2013 im Mittel 356, 69 % davon durch Meningokokken B.
Seit Anfang 2013 gibt es einen Impfstoff gegen diese Erreger (Bexsero®), für den die STIKO allerdings schon damals keine generelle Empfehlung aussprach. Auch in einer aktualisierten Stellungnahme kommt sie zu dem gleichen Schluss. Zum einen deckt die Vakzine nur etwa 82 % der zirkulierenden invasiven B-Stämme ab, in einer neueren Untersuchung fand sich eine noch niedrigere Rate in N.-meningitidis-Isolaten bei erkrankten Säuglingen.
Zum anderen bilden zwar bis zu 100 % aller geimpften Kinder und Jugendliche schützende Antikörper, innerhalb von etwa zwei Jahren sinken die Titer aber bei vielen wieder ab. Und Belege für einen Herdenschutz, wie er für Meningokokken C vorliegt (Reduktion der nasopharyngealen Träger um zwei Drittel), stehen bisher noch aus.
STIKO: bei Komplementdefekten macht die Impfung Sinn
Die Injektion führt bei etwa einem Drittel der geimpften Säuglinge und Kleinkinder zu einem Anstieg der Körpertemperatur, hohes Fieber tritt bei bis zu 5 % auf. Diese Zahlen steigen an, wenn die Vakzine mit anderen Routineimpfungen kombiniert wird. Mehr als ein Viertel der Impflinge leidet dann unter Reizbarkeit, ungewöhnlichem Weinen, Schläfrigkeit, Erbrechen und Durchfall.
Auch lokale Reaktionen und starke Schmerzen an der Einstichstelle drohen im Vergleich zu anderen Seren vermehrt. Damit wäre die Einführung von Bexsero® in den Impfkalender keine einfache Sache. Um die Reaktionen geringer zu halten, bräuchte es erneute Arzttermine zur alleinigen Gabe. Das stellt Ärzte und Eltern bei der hohen Impftermindichte im ersten Lebensjahr vor eine neuerliche Herausforderung.
Die Ständige Impfkommission betont aber, dass die Impfung für Menschen mit erhöhtem Krankheitsrisiko (beispielsweise mit Asplenie, Komplementdefekten) durchaus ihren Sinn hat. Die Kommission wird sich in der weiter laufenden Risiko-Nutzen-Abwägung vorrangig diesen Patientengruppen widmen.
Quelle: Robert Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin Nr. 36 vom 8. September 2014: 356-360
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).