ALL bei Kindern: Auch Stammzellen von gematchten Fremdspendern sind gut

fg / Foto: thinkstock

In einer Studie gab es keinen Unterschied bei den Überlebensdaten im Vergleich zu Geschwisterspenden, wenn die Stammzellen gut gematchter Fremdspender verwendet wurden.

Kinder mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL) werden meist durch Chemotherapie geheilt. Bei Hochrisiko-Patienten ist aber eine allogene Stammzelltransplantation erforderlich, um dies zu erreichen.

Da bei abnehmender Familiengröße Geschwisterspender immer seltener zur Verfügung stehen, werden notgedrungen nicht verwandte Spender hinzugezogen. Ob dies genauso effektiv ist, wurde von der Berlin-Frankfurt-Münster-Studiengruppe erstmals prospektiv untersucht.

Die meisten Kinder mit ALL können mithilfe der derzeit gebräuchlichen Chemotherapie-Regime geheilt werden. Bei einem kleinen Anteil von Hochrisiko-Patienten ist dies jedoch nur schwer möglich. Bei diesen Kindern ist die effektivste Zusatztherapie eine allogene Stammzelltransplantation, bei der man sich den Graft-versus-Leukämie-Effekt zunutze macht.

Passende Geschwisterspender werden seltener

Da sich nur für jeden vierten bis fünften Patienten ein HLA-gematchter Geschwister-Spender findet, wurden in den vergangenen Jahrzehnten häufig auch nicht verwandte HLA-gematchte Spender herangezogen. Da es keine wirklich belastbaren Vergleiche gab, wurde die prospektive internationale Studie ALL-SCT-BFM 2003 mit einer sogenannten biologischen Randomisierung initiiert. Eingeschlossen wurden 411 Kinder mit Hochrisiko-ALL.

Diese erhielten eine standardisierte Konditionierung mit Ganzkörper-Bestrahlung und Etoposid und danach allogene Stammzellen. Soweit verfügbar, von einem HLA-gematchten Geschwister (n = 105), sonst von einem Fremdspender, der aber in mindestens neun von zehn HLA-Loci mit dem Empfänger übereinstimmen musste (n = 306). Die Supportivtherapie war für alle Teilnehmer der Studie standardisiert.

Geschwisterspenden nur in wenigen Punkten überlegen

Beim ereignisfreien Überleben nach vier Jahren gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Kohorten: Kinder mit Geschwister-Spendern waren zu 71 %, Kinder mit nicht verwandtem Spender zu 67 % noch ohne Ereignis (p = 0,405). Bei der kumulativen Inzidenz der nicht durch Rezidive bedingten Mortalität war die Geschwisterspende leicht und signifikant überlegen mit 3 vs. 10 % (p = 0,017), nicht aber bei der Rezidivrate (24 vs. 22 %; p = 0,732).

Ob nicht verwandter Spender und Empfänger in neun oder zehn Loci übereinstimmten, bewirkte weder beim ereignisfreien Überleben noch beim Gesamtüberleben und auch nicht bei der nicht durch Rezidive bedingten Mortalität einen relevanten Unterschied. Ebenfalls kein Unterschied war zwischen peripheren Stammzellen und Knochenmark-Spenden zu erkennen. Eine Knochenmarkspende von einem Geschwis­ter war allerdings mit einem rascheren Engraftment und mit weniger schweren Infektionen und Lungenkomplikationen assoziiert.

Stammzellquelle ohne Einfluss auf die Prognose

Die Quelle der Stammzellen, Geschwister- oder Fremdspender bzw. periphere Stammzellen versus Knochenmark, hat keine Auswirkungen auf die Prognose bei Kindern mit Hochrisiko-ALL. Die standardisierte myeloablative Konditionierung verringerte die therapiebedingte Mortalität und verbesserte in zwei Dritteln der Fälle die Kontrolle der Leukämie.

Quelle: Peters C., J Clin Oncol 2015, March 9 [published online ahead of print, DOI 10.1200/JCO.2014.58.9747]

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).