ALL-Protokolle für Kinder auch bei Erwachsenen aussichtsreich

In der Phase-III-Studie 2005 der französisch-schweizerischen Studiengruppe GRAALL erhielten 787 Patienten im Alter zwischen 18 und 59 Jahren eine pädiatrische Therapie und wurden hinsichtlich der Cyclophosphamid-Gabe randomisiert. Die eine Hälfte der Patienten erhielt das Alkylans während Induktions- und Intensivierungstherapie in der Standarddosierung von 750 mg/m2 an den Tagen 1 und 15, die übrigen in einem hyperfraktionierten Regime mit 750 mg/m2 am Tag 1 und 300 mg/m2 alle zwölf Stunden an den Tagen 15–17.
Primärer Endpunkt war das ereignisfreie Überleben, so Dr. Françoise Huguet, Institut Universitaire du Cancer de Toulouse. Von den Patienten im Alter zwischen 35 und 54 Jahren waren nach sechs Jahren noch etwa die Hälfte ereignisfrei am Leben und damit etwa genauso viele wie von den 19- bis 34-Jährigen. Die über 55-jährigen Patienten hingegen schnitten deutlich schlechter ab – überwiegend aufgrund von stärkerer Toxizität und dadurch schlechterer Compliance.
Bei diesen Patienten war allerdings – im Gegensatz zu den jüngeren – das hyperfraktionierte Cyclophosphamid mit einem Gewinn beim ereignisfreien Überleben assoziiert. Eine weitere Alternative für die über 55-Jährigen, so Dr. Huguet, könnten neue Substanzen wie Inotuzumab-Ozogamicin sein.
Pädiatrisches Protokoll für ALL-Patienten bis 65 Jahre
Die norditalienische Leukämie-Gruppe (NILG) schloss in ihre Studie 10/07 über 200 erwachsene Patienten mit ALL im Alter von bis zu 65 Jahren ein. Sie wurden mit einem pädiatrischen Protokoll behandelt und nach der Induktion sowie in regelmäßigen Abständen während der Konsolidierung auf die Anwesenheit einer minimalen Resterkrankung (MRD) untersucht. Patienten mit sehr hohem klinischem Risiko ebenso wie solche mit hohem oder Standardrisiko und nach wie vor nachweisbarer minimaler Resterkrankung (MRD) erhielten eine allogene Stammzelltransplantation als Konsolidierungstherapie der Wahl, während die anderen eine Erhaltungstherapie bekamen.
Nach 5 Jahren lebten noch 55 % der Patienten
Von 142 Patienten mit Philadelphia-Chromosom-negativer ALL wurden auf diese Weise 87 (61 %) einer Transplantation und 55 (39 %) einer Erhaltungstherapie zugeteilt, so Dr. Renato Bassan, Ospedale dell‘Angelo & Ospedale SS. Giovanni e Paolo, Mestre-Venedig. Die Adhärenz gegenüber der Therapie war gut. Nach fünf Jahren waren noch 55 % der Patienten insgesamt und 52 % krankheitsfrei am Leben – das ist ein deutlich besseres Resultat als in einer vorhergehenden Studie der NILG mit 36 bzw. 35 %.
Die Bestimmung der MRD (mit einer Sensitivität von 10-4) erwies sich als essenziell bei der Stratifizierung für die Transplantation und für alle Patienten als prognostisch wichtig: Patienten, die nach vier Wochen MRD-negativ waren, haben ihr medianes krankheitsfreies Überleben noch nicht erreicht, während es bei denen mit nachweisbarer MRD bei 4,5 Jahren lag; die 5-Jahres-Raten betrugen 67 versus 41 % (p = 0,041). Wenn der MRD-Status nach zehn Wochen als Kriterium herangezogen wurde, war der Unterschied noch ausgeprägter: Die dann MRD-negativen Patienten überlebten median 7,2 Jahre krankheitsfrei, die MRD-positiven nur ein Jahr; nach fünf Jahren lagen die Raten bei 64 im Vergleich zu 23 % (p = 0,0001).
Diese Ergebnisse suggerieren, dass man pädiatrische Therapiestrategien prinzipiell bis zu einem Alter von 65 Jahren anwenden kann. Dadurch verlängert sich im Vergleich zu den herkömmlichen Therapieprotokollen für Erwachsene das Überleben. Ganz wichtig ist dabei die MRD-Analyse, weil ihre Ergebnisse bei ALL-Patienten mit hohem und Standardrisiko die weitere Behandlungsstrategie – für oder gegen eine allogene Transplantation – bestimmen. Und in Zukunft, so Dr. Bassan, werden zunehmend die neuen Immuntherapien eingesetzt, um das MRD-Ansprechen und die Prognose noch weiter zu verbessern.
Quelle: 58th Annual Meeting of the American Society of Hematology (ASH)
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