Fragen und Antworten zur chronisch lymphatischen Leukämie

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Die chronische lymphatische Leukämie, kurz CLL, ist die häufigste Leukämie-Erkrankung in der westlichen Welt. 5000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland neu. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 70 bis 75 Jahren. Die wichtigsten Patientenfragen rund um die Therapie der CLL stellt Perspektive Leben Prof. Dr. Peter Dreger.

Prof. Dr. Peter Dreger


Was muss man sich unter einer chronischen lympatischen Leukämie vorstellen?

  • Bei der CLL handelt es sich um eine Erkrankung des Immunsystems. Sie ist eine bösartige Erkrankung, die die lymphatischen Zellen betrifft – aus dem Knochenmark, der Milz, der Leber oder den Lymphknoten. Als Leukämie bezeichnet man die Erkrankung, weil die entarteten Zellen auch im Blut zu finden sind. Sie schwimmen dann als weiße Blutkörperchen im Blut herum oder sie sammeln sich im Knochenmark an und verdrängen die normale Blutbildung.


Wie äußert sich die Krankheit?

  • Bei den meisten Betroffenen passiert lange Zeit erst einmal nichts. Es bestehen keine Beschwerden, und die Erkrankung schreitet nur sehr langsam fort. So lange werden die Patienten daher auch nur beobachtet und müssen nicht behandelt werden.

    Die Symptome einer fortgeschrittenen Erkrankung sind dann Funktionsstörungen des Knochenmarks – was zu Blutarmut führt. Zudem können Allgemeinsymptome wie Fieber und Gewichtsverlust sowie eine Abwehrschwäche bestehen oder die Lymphknoten schwellen an.

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Wie sehen die aktuellen Behandlungsmethoden bei solchen Symptomen aus?

  • Liegen solche Symptome vor, muss die CLL behandelt werden. Die gute Nachricht ist: Die Behandlungsmethoden und -erfolge haben sich in den letzten 20 Jahren stark verbessert. Bis vor kurzer Zeit war die Standardbehandlung stets die Chemotherapie. Diese ist bei der CLL hochwirksam. Sie enthält zusätzlich immer auch einen Antikörper, also einen modifizierten körpereigenen Abwehrstoff, der die CLL-Zellen zusätzlich bekämpft.


Können Sie die heutigen Behandlungserfolge beziffern?

  • 80 bis 90 Prozent der Patienten sprechen auf diese Therapie an. Bei mehr als der Hälfte verschwinden die Krankheitserscheinungen sogar vollständig. Das bedeutet allerdings nicht Heilung. In der Regel werden nicht alle bösartigen Zellen erwischt. So kommt es im Verlauf zu einem erneuten Ausbruch. Das kann allerdings sehr lange dauernd. Im Mittel bricht die CLL nach vier Jahren wieder aus.


Wie behandelt man die Patienten, bei denen diese Immun-Chemotherapie nicht anschlägt?

  • Wenn es sich bei diesen um Hochrisikopatienten handelt, kommt eine Stammzelltransplantation in Betracht. Dabei wird sozusagen das gesamte Immunsystem ausgetauscht. Die Stammzelltransplantation ist bisher die einzige Methode, mit der man die CLL heilen kann. Aufgrund ihrer Risiken ist sie jedoch nur in speziellen Situationen sinnvoll.

    Seit Neuestem gibt es zudem hochwirksame Medikamente, sogenannte Signalweginhibitoren. Sie blockieren die Signalwege in den bösartigen Zellen und stoppen so die Zellteilung. Die Zellen sterben dann ab. Man spricht hier von einer zielgerichteten Therapie, da die Medikamente – im Gegensatz zur Chemotherapie – tatsächlich nur auf die Krebszellen wirken.


Bisher sind zwei dieser Signalweginhibitoren zugelassen – was zeichnet diese aus?

  • Das Besondere ist ihre Verträglichkeit. Es gibt bei ihnen nicht die für Chemotherapien typischen Nebenwirkungen. Ein weiterer Vorteil für die Patienten ist: Diese Medikamente werden oral – also in Tablettenform und nicht durch eine Infusion – gereicht.


Apropos Nebenwirkungen: Mit welchen müssen Patienten bei den zwei Behandlungsmethoden denn heutzutage rechnen?

  • Bei der Chemotherapie können die klassischen Nebenwirkungen wie Haarausfall, Magendarmbeschwerden oder Infektionen auftreten. Allerdings sind die Nebenwirkungen nur vorübergehend. Nach der Therapie verschwinden sie in aller Regel wieder. Bei der zielgerichteten Therapie kann es in einigen Fällen zum Beispiel zu Nebenwirkungen wie Durchfall, Herz-Rhythmus-Störungen oder Blutgerinnungsproblemen kommen.


Werden mit dieser zielgerichteten Behandlung Patienten vollständig geheilt?

  • Nein, mit diesen Medikamenten lässt sich die Erkrankung ebenfalls nicht vollständig heilen. Denn auch hier werden erfahrungsgemäß nicht alle CLL-Zellen erwischt, sodass sich nach dem Absetzen die Erkrankung wieder erneuert. Die Entwicklung geht hier aber weiter – und die Medizin hofft, eines Tages auch dieses Problem für die Patienten in den Griff zu bekommen.


Wo finden Patienten weitere vertrauenswürdige Fakten rund um die CLL?

  • Sehr hilfreich ist im Internet die Seite der Deutschen CLL-Studiengruppe: http://www.dcllsg.de/ Es handelt sich hierbei um eine Studiengruppe deutschsprachiger Spezialisten auf dem Gebiet der chronischen lymphatischen Leukämie. Die Seite bietet Patienten viele nützliche Informationen rund um die Krankheit und weiterführende Links.

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