Alphablocker: RR-Abfall trotz Uroselektivität

Dr. Anja Braunwarth, Foto: kolotype - Fotolia

Der uroselektive Alphablocker Tamsulosin bot in klinischen Studien weniger Schwindel und Hypotensionen als nicht selektive Substanzen. Eine retrospektive Kohortenstudie zeigte aber jetzt: Dennoch muss mit schweren Blutdruckabfällen gerechnet werden.

Alphablocker und 5-Alpha-Reduktasehemmer sind die Standardtherapeutika bei benigner Prostatahyperplasie. Während nicht selektive Alphablocker bezüglich ihres Hypotensionsrisikos eine sogenannte „Black-Box-Warnung“ haben, gibt es für das uroselektive Tamsulosin nur eine „normale“ Warnung. Nordamerikanische Forscher prüften nun in einer retrospektiven Kohortenstudie, wie groß das blutdrucksenkende Potenzial der Substanz im klinischen Alltag wirklich ist.

Hypotension häufiger als bei 5-Alpha-Reduktasehemmern

In die retrospektive Studie waren insgesamt knapp 400 000 Patienten mit Prostatahyperplasie im Alter zwischen 40 und 85 Jahren eingeschlossen. Beinahe 300 000 von ihnen starteten eine Therapie mit Tamsulosin, die anderen nahmen 5-Alpha-Reduktasehemmer. Rund 2500 Patienten mussten im Verlauf wegen schwerer Hypotension stationär aufgenommen werden. Dabei lag das Risiko unter Tamsulosin eindeutig höher (42,4 Ereignisse/10 000 Personenjahre vs. 31,3 Ereignisse/10 000 Personenjahre).

Alphablocker: Patienten gezielt auf Nebenwirkung hinweisen

Die größte Gefahr bestand in den Therapiewochen eins bis vier (Rate Ratio [RR] 2,12) und fünf bis acht (RR 1,51). Danach ließ sich kein signifikant erhöhtes Risiko für schwere Blutdruckabfälle mehr nachweisen. Vergleichbare Ergebnisse fanden sich, wenn die Therapie nach einer vierwöchigen Pause wieder gestartet wurde (RR Wochen 1–4: 1,84, Wochen 5–8: 1,85). Unter Dauerbehandlung ermittelte man ein leicht erhöhtes Risiko (RR 1,19).


Ähnlich wie bei nicht selektiven Alphablockern gibt es also auch für Tamsulosin die temporäre Assozia­tion zur schweren Hypotonie in den ersten zwei Monaten, schreiben Steven Bird vom Department of Epidemiology in Silver Spring und Kollegen. Dieser Tatsache sollten sich Ärzte bewusst sein und ihre Patienten entsprechend warnen.


Steven T. Bird et al., BMJ 2013; 347: 
doi: 10.1136/bmj.f6320

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