Altbewährtes und Alternativen für Kinder

Dr. Susanne Gallus

Für die Behandlung der Atopischen Dermatitis bei Kindern stehen unterschiedliche Behandlungsmethoden zur Verfügung. Für die Behandlung der Atopischen Dermatitis bei Kindern stehen unterschiedliche Behandlungsmethoden zur Verfügung. © mapo – stock.adobe.com

Insbesondere bei der Therapie von Kindern mit atopischem Ekzem wird der langfristige Einsatz von Kortison oft skeptisch gesehen. Gibt es eine bessere Alternative?

Insgesamt stehen bei der atopischen Dermatitis (AD) Emollienzien kombiniert mit einer antiinflammatorischen Komponente therapeutisch an erster Stelle. Gegen die Entzündung kommen in der Regel topische Steroide zum Einsatz, erklärte Professor Dr. Anna Belloni Fortina von der Universität Padua. Orale Steroide werden in den Praxis-Leitlinien mittlerweile nicht mehr empfohlen. Allerdings verschreibt sie laut Umfragen noch jeder dritte pädiatrische Dermatologe als First-Line-Therapie bei schwerer AD. Ihr Gebrauch sollte sich aber definitiv auf kurze Zeitspannen und schwere Verläufe bei Kleinkindern beschränken, hob die Referentin hervor.

Topische Kortikosteroide (TCS) als First-Line-Medikamente in der Akut- und Erhaltungstherapie behalten dagegen ihre Berechtigung, so Prof. Belloni Fortina. Die europäische Taskforce empfiehlt sie für die milde und mittelschwere AD, die neue EuroGuiDerm führt TCS zusätzlich als Option für ein proaktives Vorgehen bei moderatem Verlauf auf. Weil es sie schon sehr lange gibt, ist nicht nur die Datenlage für alle Patientengruppen extrem gut, sie sind auch kostengünstig, bei gleichzeitig schnellem Wirkeintritt

Das grosse Problem ist die Angst vor Steroiden. Kommen Angst und Unsicherheiten beim Patienten zusammen, sinkt die Adhärenz. Argumente pro TCS finden sich aber in aktuellen Studien. Sie belegen, dass sich die Therapie positiv auf die systemische Immundysregulation bei Kindern auswirken kann.

Genaue Anweisungen erhöhten Adhärenz

Was man den Eltern oder Betroffenen klar machen muss: Steroid ist nicht gleich Steroid. Je nach Bedarf kann man von hochpotenten (im akuten Schub) auf niedrigpotente (in der Erhaltungstherapie) Wirkstoffe wechseln. Bei Kindern muss aber das deutlich höhere Verhältnis von Körperoberfläche zu Körpergewicht berücksichtigt werden. Nicht zu vernachlässigen sind lokale Besonderheiten: An Wange oder in der Genitalregion liegt die Resorption z.B. um das 13- bzw. 42-Fache höher im Vergleich zum Unterarm. 

Einen guten Anhaltspunkt bietet die Fingertip-Unit (1 FTU ≅ 0,5 g). Für ein Kind zwischen drei und sechs Monaten heisst das: 1 FTU für Gesicht und Nacken, 1 FTU pro Arm, 1,5 FTU pro Bein, 1 FTU für die Rumpfvorderseite und 1,5 FTU für die Rückseite. Eine weitere Publikation nennt 15 g für Kleinkinder, 30 g für Kinder und 60–90 g für Jugendliche oder Erwachsene als monatliche Menge. Aber vor allem in der Langzeittherapie werden Alternativen gebraucht.

Als Alternative zu topischen Kortikoiden kann man auf topische Calcineurininhibitoren (TCI) zurückgreifen, erläuterte Professor Dr. Thomas Lugner von der Universitätsklinik Münster. Und die Entwicklung weiterer Topika steht nicht still. Es gibt PDE4-Inhibitoren (Crisaborol), JAK-Inhibitoren (Ruxolitinib, Deglocitinib), AhR-Agonisten (Tapinarof) oder Mikrobiota. Aber keine der neuen Entwicklungen ist für Kleinkinder in Europa verfügbar. Crisaborol wurde zwar inzwischen in den USA für Kinder zugelassen, es eignet sich sehr wahrscheinlich aber nur für milde Formen der AD. Ähnlich wie bei den TCI kommt es unter Uständen zu einem leichten Brennen.

Pimecrolimus (1 %) und Tacrolimus (0,03 %) sind in der Schweiz für AD-Patienten ab zwei Jahren zugelassen. Bei jüngeren Kindern wird Tacrolimus trotzdem off label eingesetzt, erläuterte der Referent. Eine offene Studie aus dem Jahr 2012 zeigte zudem eine ähnliche Therapietoleranz wie bei älteren Kindern, die systemische Exposition lag bei > 98 % unter 1 ng/ml. Die Leitlinien favorisieren TCI beim Langzeitgebrauch gegenüber den topischen Steroiden vor allem an empfindlichen Stellen. Die Wirkung steht den TCS in nichts nach, allerdings umgeht man die negativen Langzeit­effekte der Steroide. TCI zeigten in Studien keinen negativen Effekt auf das sich entwickelnde Immunsystem und es gab keine Anzeichen auf Lymphome oder Hauttumoren.

Quelle: 31. EADV-Kongress

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Für die Behandlung der Atopischen Dermatitis bei Kindern stehen unterschiedliche Behandlungsmethoden zur Verfügung. Für die Behandlung der Atopischen Dermatitis bei Kindern stehen unterschiedliche Behandlungsmethoden zur Verfügung. © mapo – stock.adobe.com