Amtliche Warnung vor Tattoofarben

Alisa Ort; Foto: thinkstock

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schlägt Alarm: Tattoofarben bergen ein unkontrolliertes Gesundheitsrisiko. Manche Schäden stellen sich erst nach Jahren ein und über die Mechanismen ist wenig bekannt!

Mindestens je eine Tätowierung verziert die Körper von 100 Millionen Europäern. Mit der wachsenden Beliebtheit von Tattoos kam es zu einer wahren Farbenexplosion: Unzählige neue und spektakuläre Tinten sind heute verfügbar. Über ihr toxikologisches Risiko weiß man relativ wenig, Regularien existieren derzeit keine.

Tattoo-Farben werden nicht geprüft

Die in erster Linie für die Industrie produzierten Farben werden z.B. hinsichtlich ihrer Sicherheit bei intradermaler Applikation nicht überprüft. Was Analysen bisher aufdeckten, weckt bei den internationalen Wissenschaftlern rund um Professor Dr. Andreas Luch vom Bundesinstitut für Risikobewertung große Besorgnis.

Tätowierer injizieren im Durchschnitt 1 mg Tinte pro cm² Haut. Je nach Farbe setzt sich diese unterschiedlich zusammen. Schwarz z.B. enthält potentiell genotoxische Substanzen wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die sich in der Haut und den regionalen Lymphknoten über Jahre nachweisen lassen. PAK können UV-Strahlung absorbieren und so auch reaktive Sauerstoffradikale bilden.

Rot steht für Alarm, auch bei Tattoos
Nicht alle allergischen Nebenwirkungen äußern sich in Sofortreaktionen. Das immunogene Potenzial der Tattoos entfaltet sich unter Umständen erst Jahre später!

Vor allem rote Tinte stellt dabei ein Problem dar. Forscher vermuten, dass die Allergene erst durch Stoffwechselvorgänge und/oder Bindung an Trägerproteine entstehen. Die inflam­matorischen Effekte reichen von Ulzerationen oder epidermaler Hyperplasie bis hin zur Uveitis.

Als Folge entwickeln die Betroffenen häufig auch Allergien auf Textilfarbstoffe. Verlässliche Tests, die bestimmte Tinten als Allergene identifizieren, gibt es derzeit nicht.

Tattoo-Farben enthalten oft Schwermetalle

In farbigen Tattoos kommen unter anderem karzinogene Verbindungen vor. Metalloxide sollen spezielle Effekte erzielen und werden mitunter der Tinte zugefügt – ohne dass man dabei die Auswirkungen auf den Körper kennt. Selbst Schwermetalle wie Chrom-, Nickel- oder Bleiverbindungen lassen sich zum Teil in hohen Konzentrationen nachweisen. Zudem enthalten die Farben Konservierungsstoffe (wie Phenol), die beispielsweise in Kosmetika verboten sind.

Andere Bedenken bezüglich der enthaltenen Substanzen richten sich auf phototoxische Effekte. Manche Substanzen zerfallen bei Lichtexposition und bilden dadurch Karzinogene oder andere toxische Stoffe, die zum Beispiel eine Photodermatose auslösen können. Auch einzelne Fälle von diskoidem Lupus erythematodes wurden beschrieben.

Infektionsrisiko durch Tätowierung ist gering

Das Risiko, sich durch die Tätowierung eine Infektion zuzuziehen, ist unter den heutigen hygienischen Standards vergleichsweise gering. Jedoch erwiesen sich in Untersuchungen bis zu 20 % der Farben durch Bakterien kontaminiert. Eitrige Wunden durch Tattoos können in Ausnahmefällen lebensbedrohliche Verläufe nach sich ziehen.

Aber nicht nur das Stechen, auch die Entfernung von Tattoos birgt Gefahren. Wird der Tätowierte seiner Körperkunst überdrüssig, ist die Laserbehandlung das Mittel der Wahl – Umfragen zufolge spielt jeder Zweite zumindest mit dem Gedanken einer Entfernung. Das Lasern zerstört die Farbstoffe gezielt und hautschonend.

Tattoos bei körperlicher Untersuchung dokumentieren

Bis das Tattoo verschwindet, dauert es zum Teil allerdings über zehn Sitzungen, in manchen Fällen lässt es sich nie vollständig beseitigen. Zudem können die Spaltprodukte zu Immunreaktionen führen. Die Studienautoren fordern dringend internationale Maßstäbe, um Verbraucher vor den Gefahren zu schützen. Zudem raten sie Ärzten, Tätowierungen ihrer Patienten routinemäßig beispielsweise in Aufnahmebogen zu erfassen, um eventuelle Komplikationen zu einem späteren Zeitpunkt auch als solche identifizieren zu können.

Quelle: Peter Laux et al., Lancet 2015; online first

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