Allergie durch Tattoo: Wie gefährlich ist temporäre Tätowierung wirklich?

Dr. Alexandra Bischoff

Temporäre „Black Henna“-Tattoos können permanente Folgen haben: Manch einer, der allergisch auf den Farbstoff PDD reagiert, behält Narben. Temporäre „Black Henna“-Tattoos können permanente Folgen haben: Manch einer, der allergisch auf den Farbstoff PDD reagiert, behält Narben. © Pixabay

Eine Tätowierung muss nicht für immer sein – Farben wie „Black Henna“ oder Jagua machen es möglich. Doch ein Dermatologe warnt: Sogar aufgemalte Tattoos können zu ausgeprägten kontaktallergischen Reaktionen führen.

Fallbeispiel 1: Ein 25-Jähriger bemerkte einen Tag nach erstmaligem Gebrauch eines schwarzen Haarfärbemittels eine Rötung sowie Juckreiz und nässende Vesikel im gesamten Kopfbereich. Er erinnerte sich an eine kontaktallergische Reaktion auf ein „Black Henna“-Tattoo vor vier Jahren an der rechten Flanke. Die Epikutantestung auf den schwarzen Farbstoff p-Phenylendiamin (PDD) ergab ein allergisches Kontaktekzem sowie eine Kreuzreaktion auf weitere p-Aminosubstanzen.

Fallbeispiel 2: Eine 39-Jährige hatte sich innerhalb von sechs Wochen fünfmal ein Jagua-Tattoo auf den linken Handrücken gemalt. Nach der letzten Applikation trat innerhalb weniger Tage ein stark juckendes Ekzem an der Stelle auf. Die Patientin benutzte seit Jahren problemlos Haarfärbemittel mit PDD-haltigen Farbstoffen und hatte ein permanentes schwarzes Tattoo auf dem Rücken. Die Epikutantestung ergab ein allergisches Kontaktekzem bei isolierter Kontaktsensibilisierung auf Genipin, den blauschwarzen Farbstoff aus der Jaguafrucht.

Wer keine lebenslange Verzierung möchte, kann sich ein „Temptoo“ in die oberste Hautschicht stechen lassen. Wenn man allerdings Pech hat, ist die Halbwertszeit auch hier lang. Deutlich kürzer halten aufgemalte Varianten mit beispielsweise „Black Henna“ bzw. Jagua. Die vermeintlich harmlosen Tattoos verschwinden nach einigen Wochen wieder, weshalb sie insbesondere Kinder und Jugendliche mögen. Dennoch sind die enthaltenen Farbstoffe alles andere als harmlos, potenziell führen sie ebenfalls zu allergischen Kontaktekzemen, schreibt Professor Dr. Andreas­ Bircher, Universitätsspital Basel, Allergologische Poliklinik.

Der Dermatologe warnt deshalb eindringlich vor Hautverzierungen jeglicher Art. Zwar existieren für die temporären Tattoos bis dato keine vergleichbaren epidemiologischen Daten wie für dauerhafte Varianten, bei denen nachweislich insbesondere die roten Farbstoffe zur Sensibilisierung führen. Dennoch können, wie in den genannten Fallbeispielen, auch oberflächlich aufgetragene Farbstoffe sensibilisieren und zu allergischen Reaktionen führen – schlimmstenfalls sogar bis zur Narbenbildung.

Etwa 1 % der Nutzer sensibilisiert sich bei einem „Black Henna“-Tattoo auf PDD. Zwar sind in Eu­ropa nur PDD-Konzentrationen bis 0,5 % zugelassen, in „Black Henna“ betragen diese jedoch häufig illegalerweise bis zu 20 %.

Angioödemartige Schwellung im Kopfbereich

Dies löst ggf. ein allergisches Kontaktekzem mit Hypopigmentierung und Hypertrichose aus. Im Kopfbereich besteht zudem das Risiko für angioödemähnliche Hautveränderungen, die selten sogar die oberen Luftwege betreffen.

Jagua, das auf Genipin statt PDD setzt, kommt ursprünglich aus der traditionellen chinesischen Medizin und von den südamerikanischen indigenen Völkern. Dennoch scheint der Farbstoff aus der feigenähnlichen Frucht des Jenipapo-Baumes allergen zu sein.

Quelle: Bircher AJ. Swiss Medical Forum 2018; 18: 40-42

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Temporäre „Black Henna“-Tattoos können permanente Folgen haben: Manch einer, der allergisch auf den Farbstoff PDD reagiert, behält Narben. Temporäre „Black Henna“-Tattoos können permanente Folgen haben: Manch einer, der allergisch auf den Farbstoff PDD reagiert, behält Narben. © Pixabay