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Angst und Depression bei Defi-Trägern behandeln!
Eine niederländische Arbeitsgruppe bekämpft das Problem – auch mithilfe moderner Medien. Das Kollektiv von Patienten mit implantiertem Defibrillator wächst stetig in Europa. Und fast jeder zweite ICD-Träger hat noch zwölf Monate nach dem Einpflanzen des Lebensretters mit erhöhten Angstleveln zu kämpfen.
Ausmaß an Angst hängt von der Persönlichkeit ab
Ob ein Patient schon Schocks erlebt hat oder nicht, spielt für das Ausmaß an Angst und Depression wider Erwarten nicht die wichtigste Rolle. Dies erklärte Professor Dr. Susanne Pedersen von der Universität Tilburg beim Europäischen Herzkongress. Wesentlich stärker kommt es auf die individuelle Persönlichkeit an.
Besonders gefährdet sind Patienten mit Typ-D-Persönlichkeit (distressed personality). Studien ergaben, dass Typ-D-Patienten, die noch keinen ICD-Schock erlebt hatten, in weit größerem Ausmaß psychische Symptome entwickelten als Nicht-D-Typen, deren Gerät schon geschockt hatte.
Kammerarrhythmien durch Stresshormone
Frauen und Patienten mit symptomatischer Herzinsuffizienz gehören ebenfalls zur Risikogruppe für posttraumatische Störungen nach ICD-Implantation. Die erhöhten Stresslevel bringen diese Herzkranken in Lebensgefahr: Sie fördern ventrikuläre Arrhythmien und steigern die Mortalität betroffener Patienten um mehr als das Dreifache. Hier müssen wir handeln, appellierte Prof. Pedersen an ihre Kollegen.
Um den Teufelskreis „Stress - Arrhythmie - Schock - Stress“ zu durchbrechen, muss man Patienten mit hohen Angst- und Depressionsleveln erst einmal identifizieren. Dass psychologische oder auch pharmakologische Interventionen bei posttraumatischen Störungen nach ICD-Implantation etwas bringen, belegen Studien: Angst und Depressionslevel fallen, die Lebensqualität steigt, Arztbesuche, Hospitalisationen und Krankschreibungen werden seltener – nur den günstigen Effekt auf die Mortalität muss man noch beweisen, so die Expertin.
Verhaltenstherapie und Entspannungstraining per Computer
Das Team hat im niederländischen Tilburg bereits 300 Patienten in eine internetbasierte Studie eingeschlossen. In einer zwölfwöchigen Intervention vermittelt man ihnen viel Wissen über den Defibrillator und zeigt, wie sie Probleme mit dem ICD lösen können. Verhaltenstherapie und Relaxationstraining gehören ebenfalls zum Programm und es gibt ein persönliches Feedback – via Computer.
Der Web-basierte Ansatz senkt die Zugangsschwelle, betonte die Referentin: „Jeder hat einen PC zu Hause stehen, und sich da mal kurz dranzusetzen, stellt für die meisten Patienten kein Problem dar.“ Selbst Personen, die ein Face-to-Face- Meeting mit einem Psychologen scheuen, machen bei einem solchen Programm mit.
Lerninhalte des Web-Trainings
Wie und wo ICD-Träger Hilfe bekommen |
Der Patient kann in seinem eigenen Tempo arbeiten und z.B. für die Hausaufgaben das Infomaterial so oft anschauen wie er will. Extratermine in einer Klinik oder Praxis braucht er nicht und fühlt sich dadurch weniger krank. Wichtig sei es, beim Erstinterview eine gute therapeutische Beziehung zu schaffen und genug Raum zu lassen für Fragen und Gefühle des Patienten, unterstrich die Referentin.
Individuelle Aufklärung zu möglichen Belastung ist sehr wichtig!
Achten Sie auf die Körpersprache – und auch auf das Verhalten des Partners: Die Frage„Wie ist das denn aus Ihrer Sicht?“ lohnt sich, denn nicht selten sind es überprotektive Partner, die bei dem ICD-Träger Ängste vor einem aktiven Leben schüren. Notwendig ist auch eine individuelle ICD-spezifische Edukation im Hinblick auf Sport, Sex und Autofahren.
Belastungstests helfen, verunsicherte Patienten zu ihren gewohnten Aktivitäten zu ermutigen. Und wenn nötig, werden auch Anxiolytika und Antidepressiva verordnet. Nach einem Schock-Ereignis muss der Patient schnelle Hilfe finden, betonte Prof. Pedersen. Man muss darüber reden, wie es sich angefühlt hat und welches Verhalten adäquat erscheint. Auch in Deutschland lernen ICD-Träger am Computer, ihre Ängste zu überwinden.
ICD: Internet-Training in Bremen erfolgreich
Am Bremer Klinikum Links der Weser wurde gerade eine Studie erfolgreich abgeschlossen. Nach zwölf Wochen Training mit dem Novego-Depressionshelfer* zeigten die ICD-Patienten deutlich weniger Ängste und depressive Symptome sowie eine bessere Lebensqualität, hieß es auf der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Die psychokardiologische Unterstützung via Internet- Programm kann die ärztliche Nachbetreuung von Patienten mit implantiertem Defibrillator wirksam unterstützen, so das Fazit der Studienautoren.
ICD-Patient in Angst-Gefahr?
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*www.novego.de/aerzte/kardiologie
Quelle: Europäischen Herzkongress
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