Geschockt von der Defibrillator-Weste

Eine Defibrillatorweste kann ventrikuläre Tachyarrhythmien einschließlich Kammerflimmern beenden. Sie kommt für Patienten infrage, deren Risiko für einen plötzlichen Herztod vorübergehend erhöht ist oder bei denen geprüft wird, ob ein implantierter Kardioverter-Defibrillator zum Einsatz kommen soll. Derzeit steht nur ein System zur Verfügung (LifeVest®), schreiben der Kardiologe Privatdozent Dr. Sven Reek von der Hirslanden Klinik in Aarau und Kollegen.
Funktioniert die Weste zuverlässig?
Bis zu fünf Stromstöße während einer Arrhythmie
Betroffene tragen die 0,8 kg schwere Weste permanent unter der normalen Kleidung. Ihre vier Elektroden erkennen ventrikuläre Tachykardie oder Kammerflimmern. Spürt das System entsprechende Rhythmusstörungen auf, warnt eine Vibration und dann ein akustisches Signal den Patienten, dass gleich ein Schock erfolgt. Drückt man nun zwei Knöpfe am Monitor, den der Betroffene um die Taille trägt, kann man die Schock- abgabe verhindern. Die Daten werden außerdem zum behandelnden Arzt übertragen. Während einer Arrhythmieepisode gibt die Weste bis zu fünf Stromstöße ab. Danach prüft das System, ob die Frequenz unter die einprogrammierte Detektionsgrenze für ventrikuläre Tachykardien bzw. Kammerflimmern abfällt. Falls nicht, erfolgen weitere Elektroschocks. Die Zeit bis zur Stromabgabe kann individuell programmiert werden. Durch sie lässt sich eine inadäquate Schockabgabe verhindern. Geeignet sind 60 bis 180 Sekunden bei ventrikulärer Tachykardie und 25 bis 40 Sekunden bei ventrikulärer Fibrillation.Aktuelle Empfehlungen beruhen auf Expertenkonsens
Grundsätzlich kann die Defibrillatorweste eingesetzt werden, um Kandidaten für eine Implantation des Kardioverter-Defibrillators zu identifizieren. Als weitere Indikationen nennen die Autoren:- akuter Herzinfarkt mit einer LVEF* ≤ 35 %; Tragedauer: 40 bis 90 Tage, bis zur Besserung oder Implantation
- vor/nach Revaskularisation (Bypass-Op. oder perkutane Koronarintervention) mit LVEF ≤ 35 %, drei bis vier Monate Tragezeit, bis zur Besserung oder Implantation
- neu aufgetretene nicht-ischämische Kardiomyopathie oder vermutete Myokarditis mit akuter Herzinsuffizienz und/oder LVEF ≤ 35 %, Tragedauer: drei bis sechs Monate, bis zur Besserung oder Implantation
- Überbrückung, z.B. wenn ein Implantat aufgrund einer Infektion entfernt werden musste, eine Herztransplantation ansteht oder sich die Implantation verzögert
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