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ASS schützt auch bei stabiler Angina
Dass Acetylsalicylsäure (ASS) das Risiko von Herzinfarkt, Schlaganfall und Gefäßtod bei bestimmten Hochrisikopatienten um rund ein Viertel zu senken vermag, zeigten bereits vergangene Metaanalysen. Dennoch blieben bis heute wichtige klinische Fragen zur Indikation von ASS offen, schreiben Forscher der Antithrombotic Trialists Kollaboration im "British Medical Journal".
Sie nahmen sich daher insgesamt 287 Studien zum Präventionsthema mit insgesamt 135 000 Patienten vor. Geprüft wurde, wie sich antithrombotische Therapie bei verschiedenen Patientengruppen auf die Rate ernster vaskulären Ereignisse auswirkt. Alles in allem stand eine Rate von 10,7 % bei den Behandelten einer Rate von 13,2 % bei den Kontrollpatienten gegenüber, wobei nichttödliche Infarkte um 34 %, Schlaganfälle um 25 % und vaskulär bedingte Todesfälle um 15 % reduziert wurden. Zu den Subgruppen: Bei einer mittleren Behandlungsdauer von über zwei Jahren wurden bei Patienten mit Infarkt in der Anamnese ebenso wie bei stattgehabtem Schlaganfall 36 Ereignisse pro 1000 behandelte Patienten vermieden. Bei akutem Infarkt bzw. Apoplex reduzierten drei bis vier Wochen Therapie die Zahl der Ereignisse um 38 bzw. 9 (pro 1000 Behandelte).
Risiko sinkt um 33%
Auch Koronarkranke ohne Infarkt profitierten signifikant von den Plättchenhemmern. Laut einer große schwedischen Untersuchung war der Benefit zwar am größten bei instabiler Angina (um 46 % reduzierte Rate an Herzinfarkt, Schlaganfall bzw. Gefäßtod), doch bei stabiler Angina betrug die Risikoreduktion immerhin 33 %. Bei Patienten mit hohem Embolierisiko (z.B. wegen Vorhofflimmern) bezifferte sich der Vorteil auf 26 %. Und 23 % Reduktion unter pAVK-Kranken ließen ebenfalls keinen Zweifel.
Wie der Profit von der Höhe des Risikos abhängt, verdeutlichen auch folgende Zahlen: Unter 1000 Patienten mit akutem Infarkt verhindert ein Monat ASS-Gabe knapp 40 tödliche und nichttödliche Ereignisse. Doch auch bei Patienten mit mittlerem Risiko (2 bis 3 % jährlich für ein Ereignis) lohnt sich die Therapie, wie die Studie zeigte: Durch langfristige ASS-Gabe über einige Jahre werden hier 10 bis 15 Ereignisse pro 1000 Patienten vermieden.
Die Behandlung mit ASS bringt also nicht nur Patienten mit Herzinfarkt, Schlaganfall, instabiler Angina oder TIA großen prognostischen Nutzen. Es profitiert ein weit größerer Kreis von Gefäßpatienten x96 wahrscheinlich sogar noch mehr als die genannten, vermuten die Autoren, z.B. Diabetiker oder Patienten mit Karotisstenose, die im Kollektiv dieser Metaanalyse allerdings nur in kleinerer Zahl vertreten waren.
Die erhöhte Gefahr einer gastrointestinalen Blutung wird bei Low-dose-Regimen durch den Profit bei weitem wettgemacht x96 außer natürlich bei Menschen ohne jedes Gefäßrisiko oder verstärkt Blutungsgefährdeten wie Dialysepatienten, unterstreichen die Forscher. Ihrer Ansicht nach sollte man die antithrombotische Therapie bei allen Patienten mit hohem oder mittlerem Gefäßrisiko (Event-Gefahr über 2 %/Jahr) erwägen. Der Ist-Zustand sieht allerdings anders aus, merken sie an. Nur die Hälfte aller Postinfarkt-Patienten, Angina pectoris-Gequälten oder Claudicatio-Geplagten erhalten ASS. Bei alten Leuten und Diabetikern liegt die Rate noch weit darunter.
75 bis 150 mg täglich
Last but not least eine wichtige Frage für die Praxis: Welche Dosierung soll man wählen? Die verfügbaren Daten, so die Autoren sprechen für eine ASS-Dosis von 75 bis 150 mg täglich in der Langzeitprävention. Ob Minidosen unter 75 mg genauso effektiv sind, ist noch nicht ausreichend untersucht, heißt es weiter. Was medikamentöse Ausweichmöglichkeiten angeht, so liegen hinreichende Daten für Clopidogrel vor, das im Vergleich mit ASS noch etwas besser abschneidet. Damit ist es als Alternative bei Patienten mit Kontraindikationen für ASS gut geeignet.
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