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Atemwegsinfekte – die Domäne der Pflanzenkraft
Noch immer bekommen über 50 % der Patienten, die mit akuter Bronchitis eine Arztpraxis aufsuchen, ein Antibiotikum verordnet, bemängelt der früher an der Klinik Norderney und jetzt am Krankenhaus Landshut-Achdorf tätige Pneumologe Professor Dr. Jürgen Fischer.
Antibiotika bei den meisten Bronchitiden ohne klinischen Nutzen
Und das, obwohl diese Erkrankungen in aller Regel viral verursacht werden und obwohl evidenzbasierte Reviews und Metaanalysen kontrollierter, randomisierter Studien ergaben, das eine antibiotische Routinebehandlung bei erwachsenen Patienten mit akuter Bronchitis keinen wesentlichen klinischen Nutzen hat.
Dagegen können sogar laut „harter“ Leitlinien wissenschaftlicher Fachgesellschaften einige Phytopharmaka bzw. aus Pflanzen hergestellte Einzelsubstanzen bei Husten, Halsschmerzen und Rhinosinusitis vorteilhaft sein, ergab eine aktuelle Zusammenschau der Naturheilkunde-Expertin Professor Dr. Karin Kraft von der Universität Rostock.
Entsprechend ihrer Auswertung sind in drei von 29 von der AWMF gelisteten Leitlinien zu Erkrankungen der oberen Atemwegstraktes pflanzliche Medikamente aufgeführt.
Thymian, Myrtol und Salbei gegen Halsschmerzen
Gegen Halsschmerzen werden z.B. Salbei-Rachenspray oder Extrakt aus der Kapland-Pelargonie aufgeführt. Die Hustenleitlinie nennt u.a. Thymian oder das als Myrtol bekannte Destillat aus einer Mischung rektifizierter Öle aus Eukalyptus, Süßorange, Myrte und Zitrone.
In der S2k-Leitlinie „Rhinosinusitis“ werden u.a. positive Studienergebnisse mit einer Primelmischung und mit Pelargonium sidoides zitiert. Für Myrtol sowie für Cineol, den Hauptbestandteil von Eucalyptus globulus, sprechen die Leitlinienautoren der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie sogar expressis verbis eine Empfehlung in der Indikation „akute, nicht bakterielle Rhinosinusitis“ aus.
Monoterpen reduziert den Bronchitis-Score
Eine jüngst publizierte placebokontrollierte Studie von Prof. Fischer und Mitarbeitern bestätigte nun, dass das Monoterpen Cineol auch zur Therapie bei akuter Bronchitis geeignet ist.
An der doppelblinden, randomisierten Untersuchung haben 242 ambulante Patienten in sieben Praxen teilgenommen. Bewertet wurde der Effekt anhand eines Bronchitis-Scores, der die Ausprägung der Dyspnoe, die Sekretmenge, die Frequenz der Hustenanfälle, den Schmerz beim Husten sowie die Lungengeräusche bei der Auskultation erfasste.
Unter Verum ging dieser Score binnen vier Tagen um 3,55 Punkte zurück, und Placebo nur um 2,9 Punkte. Nachdem die antiinflammatorische und mukolytische Wirksamkeit von Cineol zuvor bereits bei Rhinosinusitis, COPD und Asthma bestätigt worden war, ist der positive Effekt der Substanz nunnmehr auch bei akuter Bronchitis gesichert, folgern die Autoren.
Quelle: Karin Kraft, Zeitschrift für Phytotherapie 2013; 34: 280-283 Jürgen Fischer, Uwe Dethlefsen, Cough 2013; 9: 25
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