Auch Nivolumab bringt perioperativ Vorteile

Wiebke Gaaz

Mehr Therapieoptionen ermöglichen individualisierte Behandlungen bei Lungenkrebs im perioperativen Einsatz. Mehr Therapieoptionen ermöglichen individualisierte Behandlungen bei Lungenkrebs im perioperativen Einsatz. © login2002 – stock.adobe.com

Zunehmend werden verschiedene Immunchemotherapien auch für den perioperativen Einsatz bei Lungenkrebs erprobt und erweitern das Arsenal an Optionen. Was bedeutet das für die Praxis?

Bis dato wurden beim NSCLC die fünf CPI Tislelizumab, Toripalimab, Durvalumab, Pembrolizumab und Nivolumab im perioperativen Setting geprüft. Letzterer Wirkstoff stand im Fokus der Arbeit eines Teams um Dr. Tina Cascone am M.D. Anderson Cancer Center der University of Texas, Houston.1 CheckMate 77T ergänzt damit CheckMate 816, in der bereits gezeigt wurde, dass Patient:innen von einer neoadjuvanten Chemoimmuntherapie mit diesem Wirkstoff profitieren. 

In CheckMate 77T untersuchten die Forschenden ein perioperatives Therapieschema für Erwachsene mit resektablem NSCLC im Stadium IIA–IIIB. Teilnehmende erhielten entweder neoadjuvant Nivolumab plus platinbasierte Chemotherapie oder Placebo plus CT alle drei Wochen für vier Zyklen. Im Anschluss an die Resektion folgte Nivolumab oder Placebo alle vier Wochen über ein Jahr. 

Nach einem medianen Follow-up von 25,4 Monaten hatten Patient:innen unter Verum ein um 42 % gesenktes Risiko für Progress oder Tod (HR 0,58; 97,36%-KI 0,42–0,81; p < 0,001). Mehr als zwei Drittel in der Prüfgruppe blieben mindestens 18 Monate ereignisfrei. Das war nur bei jeder zweiten Person in der CT-Gruppe der Fall. 25,3 % des Nivolumab-Arms erfuhren ein pCR gegenüber 4,7 % der mit alleiniger Chemotherapie Behandelten. TRAE von Grad 3/4 traten bei etwa jeder dritten bzw. jeder vierten Person auf, Neutropenie am häufigsten. Neue Sicherheitssignale gab es nicht, und der OP-Erfolg schien durch den CPI weitgehend unbeeinflusst.

Fünf austauschbare Wirkstoffe

Es gebe nun insgesamt fünf Phase-3-Studien, die sich alle hinsichtlich Methodik, Design und Outcome ähneln und sich hauptsächlich in der untersuchten Substanz unterscheiden, schreiben Dr. Marina C. Garassino, University of Chicago, und Dr. Valter Torri, Institute of Pharmacological Research Mario Negri, Mailand, in einem Editorial.2 Was hilft in Anbetracht der Optionen, eine Entscheidung zu treffen? 

Ihrer Meinung nach sind alle fünf Wirkstoffe untereinander austauschbar, da die Heterogenität zwischen den Studien moderat ist. Ärzt:innen könnten demnach Faktoren wie die Verfügbarkeit des Wirkstoffs, Kosten und individuelle Präferenzen stärker berücksichtigen. Gepoolte Daten hätten schon im Stadium II eine HR für Tod oder Fortschreiten der Erkrankung von 0,64 ergeben, was für eine neoadjuvante Behandlung aller Patient:innen mit resektablem NSCLC im Stadium II und III spreche.

Eine definitive Überlegenheit des perioperativen Ansatzes gegenüber einer präoperativen Immuntherapie sei damit jedoch noch nicht bewiesen, kommentieren die Expert:innen. Ein „Carry-over-Effekt“ der neoadjuvanten Komponente könne nicht ausgeschlossen werden. Solange es keine eindeutigen Beweise gibt, empfehlen sie eine individuelle Entscheidungsfindung auf Basis der Patient:innenpräferenz.

Quellen:
1. Cascone T et al. N Engl J Med 2024; 390:1756-1769; DOI: 10.1056/NEJMoa2311926
2. Garassino MC, Torri V. N Engl J Med 2024;390: 1816-1818; DOI: 10.1056/NEJMe2403723

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