Auf Erregerangriff vorbereitet

Viszeralmedizin 2023 Friederike Klein

Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ist das Infektionsrisiko erhöht. Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ist das Infektionsrisiko erhöht. © peterschreiber.media - stock.adobe.com

Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ist das Infektionsrisiko erhöht. Daher gilt es, den Schutz vor Erregern von Anfang an mitzudenken. Welche Screenings vor Beginn einer Therapie sinnvoll sind und welche Impfungen empfohlen werden, erklärte eine Kollegin.

Schon bei der Erstdiagnose einer CED sollte man ein infektiologisches Screening durchführen, erklärte PD Dr. Claudia Ott, Gastroenterologin vom Facharztzentrum Regensburg. Die serologische Untersuchung sollte Hepatitis A, B und C, HIV, Epstein-Barr-Virus, Cytomegalievirus (CMV) und – wenn keine entsprechende Impfung oder Erkrankung dokumentiert ist – Varizella zoster und Masern umfassen. Bei Frauen empfiehlt die European Crohn’s and Colitis Organization (ECCO) außerdem einen regelmäßigen PAP-Abstrich zum Screening auf humane Papillomviren. Bei Besprechung der CED-Diagnose können auch gleich der Impfstatus überprüft und Auffrischimpfungen vorgenommen werden, empfahl Dr. Ott. Vor jeder Immunsuppression muss außerdem ein Tuberkulose-Screening stattfinden. 

Bei neu aufgetretenen Schüben sollte das Infektionsscreening wiederholt werden. Auch an Clostridioides-difficile-Infektionen als Auslöser von Schüben ist zu denken, insbesondere unter Immunsuppression. Bei refraktärer CED sollte speziell auf CMV als möglichen Auslöser einer Colitis hin getestet werden. 

Unter immunsuppressiver Therapie erhöht sich das Infektionsrisiko von Betroffenen mit CED weiter. Besonders erhöht ist die Wahrscheinlichkeit für opportunistische Infektionen unter immunsuppressiver Therapie bei Mangelernährung, Adipositas, Komorbiditäten, einer aktiven Erkrankung und einem höheren Lebensalter. Auch Biologika und Januskinase(JAK)-Inhibitoren erhöhen das Risiko.

Von der ECCO werden für Patienten mit CED Impfungen gegen Hepatitis A und B, Herpes zoster, Influenza, Pneumokokken, Meningokokken (soweit regional empfohlen) und bei jungen Patienten gegen HPV empfohlen. Lebendvakzine sind allerdings unter Immunsuppression, Biologika und JAK-Inhibitoren zu vermeiden. Daher empfahl Dr. Ott, gegen Hepatitis A vor Beginn der Therapie zu impfen und bei der Impfung gegen Herpes zoster oder Hepatitis B die rekombinanten Vakzine einzusetzen. Die jährliche Impfung gegen Influenza sowie gegen ­COVID-19 kann unter Immunsuppression erfolgen. 

Soll doch eine Impfung mit einem Lebendimpfstoff erfolgen, müssen immunsuppressive Medikamente, Biologika oder JAK-Inhibitoren je nach Wirkstoff ein bis vier Monate vor der Vakzinierung gestoppt werden. Die Wiederaufnahme der jeweiligen CED-Therapie ist laut der Kollegin vier Wochen nach Gabe des Lebendimpfstoffs möglich. 

Auch bakterielle Infektionen sind zu berücksichtigen. Bei einer immunsuppressiven Tripeltherapie sollte laut ECCO-Leitlinien eine Pneumocystis-jirovecii-Prophylaxe mit Cotrimoxazol (Fixkombination von Trimethoprim und Sulfamethoxazol, TMP/SMX) erfolgen. Bei doppelter Immunsuppression ist dies ebenfalls zu erwägen, insbesondere wenn Calcineurininhibitoren Teil der Therapie sind, ergänzte Dr. Ott.

Quelle: Viszeralmedizin 2023

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