Auf Zenocutuzumab sprechen Erkrankte mit verschiedenen soliden Tumoren an

Dr. Judith Lorenz

Der Antikörper verhindert, dass HER2 und HER3 einen proonkogenen Komplex bilden. Der Antikörper verhindert, dass HER2 und HER3 einen proonkogenen Komplex bilden. © Juan Gärtner - stock.adobe.com

Fortgeschrittene Tumoren mit onkogenen Fusionen des NRG1-Gens sprechen gut auf den bispezifischen Antikörper Zenocutuzumab an. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Phase-2-Studie.

Fusionen des Neuregulin-1(NRG1)-Gens fungieren als onkogene Treiber: Die daraus entstehenden Proteine induzieren die Heterodimerisierung von HER2 und HER3 und aktivieren nachfolgende Proliferations- und Signalwege, erläutern Forschende um Dr. ­Alison ­Schram vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center und Weill Cornell Medical College in New York. 

Hier setzt Zenocutuzumab an: Der bispezifische Antikörper bindet sowohl HER2 als auch HER3, verhindert ihre Dimerisierung und blockiert die Interaktion mit dem NRG1-Fusionsprotein. Auf diese Weise hemmt er die Tumorzellproliferation

Im Rahmen der eNRGy-Studie, an der sich 49 Zentren in zwölf Ländern beteiligten, prüften Dr. ­Schram und Kolleg:innen die Wirksamkeit und Sicherheit der Antikörpertherapie an 204 Erwachsenen. Alle litten an einem fortgeschrittenen oder metastasierten soliden Tumor mit nachgewiesener NRG1-Genfusion. Insgesamt waren im Studienkollektiv zwölf verschiedene Malignomtypen vertreten. Alle Teilnehmenden erhielten vierzehntägige Zenocutuzumab-Infusionen.

158 Personen erfüllten alle Voraussetzungen für die primäre Effektivitätsanalyse: Sie wiesen eine messbare Tumorlast auf und hatten die letzte Zenocutuzumab-Dosis mindestens 24 Wochen vor der Datenanalyse erhalten. Außer der NRG1-Fusion hatten sie keine weiteren onkogenen Treibermutationen und waren im Vorfeld nicht mit gegen HER3 gerichteten Antikörpern behandelt worden. 

47 Patient:innen (30 %) sprachen auf die Therapie an, darunter eine:r komplett. Im Median hielt die Response 11,1 Monate an, in neun Fällen (19 %) bis zum Zeitpunkt der Datenanalyse. Zenocutuzumab entfaltete seine Antitumoraktivität bei einer Vielzahl an NRG1-Fusionspartnern sowie zahlreichen Malignomen: Beispielsweise sprachen 29 % der NSCLC-Erkrankten und 42 % der Pankreaskarzinompatient:innen auf die Behandlung an. Das mediane progressionsfreie Überleben betrug 6,8 Monate.

Fast alle Teilnehmenden erlitten – mehrheitlich erst- oder zweitgradige – unerwünschte Ereignisse (UE). Die häufigsten therapieassoziierten UE umfassten Durchfall (18 %), Fatigue (12 %) und Übelkeit (11 %). Reaktionen in Zusammenhang mit der Infusion entwickelten 14 %. Eine Person brach die Antikörpertherapie aufgrund eines arzneimitteltoxischen Effekts (Pneumonitis) ab.

Die Optionen für NRG1-Fusion-positive Malignome sind begrenzt, so die Forschenden. Die onkogene Genalteration bietet ihrer Einschätzung nach jedoch einen vielversprechenden Ansatzpunkt für zielgerichtete Therapien. 

Quelle: Schram AM et al. N Engl J Med 2025; 392: 566-576; doi: 10.1056/NEJMoa2405008

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Der Antikörper verhindert, dass HER2 und HER3 einen proonkogenen Komplex bilden. Der Antikörper verhindert, dass HER2 und HER3 einen proonkogenen Komplex bilden. © Juan Gärtner - stock.adobe.com