Ausgeleiertes Herz nach Stromunfall

Dr. Judith Lorenz/Dr. Susanne Gallus

Der 12-Jährige erlitt schwere Verbrennungen an 70 % der Körperoberfläche (links). Innerhalb von zehn Wochen vergrößerte sich der Herz-Lungen-Quotient von 0,50 (Mitte) auf 0,63 (rechts). Der 12-Jährige erlitt schwere Verbrennungen an 70 % der Körperoberfläche (links). Innerhalb von zehn Wochen vergrößerte sich der Herz-Lungen-Quotient von 0,50 (Mitte) auf 0,63 (rechts). © Liodaki E et al. J Med Case Rep 2018; 12: 333 (CC BY 4.0)

Ein Junge überlebt 15 000 Volt Starkstrom und eine ganze Reihe Komplikationen. Als alles ausgestanden scheint, kommt es zur dilatativen Kardiomyopathie.

Schwerste Verbrennungen an der gesamten Körperoberfläche sowie Ein- und Austrittswunden, Leber- und Nierenversagen sind bei einem Starkstromunfall keine Seltenheit – insbesondere wenn eine 15 000 V Oberleitung der Bahn involviert ist.

Andauernde Hypotonie, Ödeme und Aszites

Ein zwölfjähriger Junge, von dem Dr. Maria-Eirini Liodaki, Klinik für Plastische Chirurgie, Handchirurgie und Intensivstation für Schwerbrandverletzte, und Kollegen berichten, hat all das schon hinter sich, als bei ihm nach zehn Wochen Krankenhausaufenthalt und multiplen Operationen eine andauernde Hypotonie, Ödeme und Aszites auffallen.

Der Röntgenbildvergleich zeigt, dass sich der Herz-Lungen-Quotient von 0,50 auf 0,63 erhöht hat. Die Echokardiographie vier Wochen nach dem Unfall war unauffällig gewesen. Ein daraufhin durchgeführtes zweites Herzecho ergibt eine alle vier Kammern umfassende dilatative Kardiomyopathie mit biventrikulärer Dysfunktion und einer Auswurffraktion von 18 %.

Eine dilatative Kardiomyopathie nach einem Elektrounfall stellt eine ungewöhnliche Komplikation dar: In der internationalen Literatur finden sich diesbezüglich nur drei Fallberichte von Erwachsenen, berichten die Spezialisten von der Uniklinik Schleswig-Holstein. Alternative Auslöser – Virusinfekte, Toxine, endokrinologische und metabolische Störungen oder Arrhythmien – konnte man aber ausschließen.

Die Spezialisten begannen die Therapie inotrop mit Digitalis und dem PDE-3-Hemmer Milrinon. Darauf folgten eine diuretische Therapie mit Torasemid sowie später ACE-Hemmer (Enalapril), Beta-Blocker, Diuretika und Digoxin, um ein Herzversagen zu verhindern. Langsam erholt sich die Myokardkontraktilität des Jungen.

Betroffene längerfristig per EKG überwachen

Ein Jahr nachdem er leichtsinnig auf dem Eisenbahnwaggon gespielt hatte, ist das Herzecho unauffällig und die linksventrikuläre Ejektionsfraktion liegt bei 64 %. Angesichts der Tatsache, dass alle drei bisher bekannten Patienten gestorben sind, raten die Spezialisten, Patienten nach einem Elektrotrauma längerfristig echokardiographisch zu überwachen.

Quelle Text und Abb.: Liodaki E et al. J Med Case Rep 2018; 12: 333; (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0)

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Der 12-Jährige erlitt schwere Verbrennungen an 70 % der Körperoberfläche (links). Innerhalb von zehn Wochen vergrößerte sich der Herz-Lungen-Quotient von 0,50 (Mitte) auf 0,63 (rechts). Der 12-Jährige erlitt schwere Verbrennungen an 70 % der Körperoberfläche (links). Innerhalb von zehn Wochen vergrößerte sich der Herz-Lungen-Quotient von 0,50 (Mitte) auf 0,63 (rechts). © Liodaki E et al. J Med Case Rep 2018; 12: 333 (CC BY 4.0)
Herzecho in Woche 13: Alle Herzhöhlen sind vergrößert, der linksventrikuläre diastolische Durchmesser liegt bei 65 mm. Herzecho in Woche 13: Alle Herzhöhlen sind vergrößert, der linksventrikuläre diastolische Durchmesser liegt bei 65 mm. © Liodaki E et al. J Med Case Rep 2018; 12: 333 (CC BY 4.0)