Bald neue Mittel für den Knochenaufbau?

In der Osteoporosetherapie haben sich verschiedene Substanzklassen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen etabliert. Dazu zählen antiresorptive Wirkstoffe wie Bisphosphonate, selektive Östrogenrezeptormodulatoren wie Denosumab und anabole Medikamente wie Teriparatid. Doch dürfte sich das Spektrum bald erweitern, wie Dr. Tilman Rachner von der Medizinischen Klinik und Poliklinik III des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus in Dresden mitteilte.
Deutlich weniger neue Frakturen in der Wirbelsäule
Ein Kandidat ist der monoklonale Antikörper Romosozumab. Er bindet an Sklerostin, steigert die Knochenbildung und reduziert die Knochenresorption. In der Phase-III-Studie FRAME* mit 7180 postmenopausalen Frauen mit Osteoporose erhielten die Teilnehmerinnen zunächst zwölf Monate lang einmal monatlich eine subkutane Injektion mit 210 mg Romosozumab oder Placebo. Im Anschluss bekamen alle Frauen ein Jahr lang subkutan 60 mg Denosumab alle sechs Monate. Endpunkt war die kumulative Inzidenz neu auftretender Wirbelbrüche.
Nach einem Jahr hatten 16 Patientinnen (0,5 %) im Verum- und 59 Frauen im Kontrollarm (1,8 %) neue Wirbelfrakturen erlitten. Dies entspricht einer signifikanten Risikoreduktion von 73 % unter Romosozumab. Auch nach Abschluss des zweiten Jahres war die Rate an Wirbelfrakturen signifikant niedriger. Nebenwirkungen traten in beiden Behandlungsgruppen etwa gleich häufig auf, allerdings kam es unter dem gegen Sklerostin gerichteten Antikörper zweimal zu Kieferosteonekrosen und einmal zu einer atypischen Femurfraktur.
Die Kehrseite: Kopfschmerzen, Übelkeit, Osteonekrosen
Mit Abaloparatid existiert ein weiterer Anwärter für die Osteoporosetherapie. Das Peptid bindet selektiv an den Parathormon-Rezeptor Typ 1. Auf diese Weise ahmt es die Wirkung des Parathormon-related Proteins nach.
In der Phase-III-Studie ACTIVE** wurde untersucht, ob das synthetische Peptid im Vergleich zu Placebo bzw. zu dem bereits verfügbaren Hormon-Analogon Teriparatid das Risiko neu auftretender vertebraler Frakturen reduziert. 2463 postmenopausale Frauen mit Osteoporose erhielten täglich subkutane Injektionen mit Abaloparatid (80 µg), Placebo oder Teriparatid (20 µg) über 18 Monate.
Unter dem Testpräparat entwickelten weniger Frauen neue Wirbelkörperfrakturen gegenüber der Scheinmedikation (0,58 % vs. 4,22 %) und das errechnete Risiko nichtvertebraler Frakturen war um 43 % reduziert. Die Inzidenz von Hyperkalzämien war in der Abaloparatid-Gruppe geringer (3,4 %) als im Teriparatid-Arm (6,4 %). Jedoch brachen mehr Teilnehmer die Studie ab, die Abaloparatid erhalten hatten (9,9 %; Teriparatid 6,8 %; Placebo 6,1 %).
Experten rechnen mit Zulassung bis nächstes Jahr
Die häufigsten Ursachen hierfür waren laut Dr. Rachner Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und Palpitationen. Sowohl für Romosozumab als auch für Abaloparatid ist die Zulassung bei der amerikanischen Food and Drug Administration und bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur beantragt. Sie wird in absehbarer Zeit erwartet, und zwar entweder noch dieses oder nächstes Jahr, berichtete der Kollege.
* Fracture Study in Postmenopausal Women with Osteoporosis
**Abaloparatide Comparator Trial In Vertebral Endpoints
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