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Kalzium lässt den Knochen kalt
Ein Forscherteam der Universität Auckland untersuchte den Einfluss der Kalziumzufuhr (alimentär bzw. Supplemente) auf die Knochendichte bei Frauen und Männern im Alter über 50 Jahre.
Das Ergebnis ihres systematischen Reviews nebst Metaanalyse von 59 randomisierten kontrollierten Studien: Unter der erhöhten Kalziumaufnahme nahm die Knochendichte in den ersten ein bis zwei Jahren lediglich geringfügig zu – unabhängig von der Kalziumquelle.
Wenig bis gar kein Einfluss auch von Vitamin D
Auch hohe Dosen oder die zusätzliche Einnahme von Vitamin D änderte nichts am bescheidenen Knochenaufbau. Eine Senkung der Frakturrate ist von derartigen minimalen Effekten nicht zu erwarten, schreiben die Osteoporose-Experten aus Neuseeland.
Wie es tatsächlich um den Zusammenhang zwischen erhöhter Kalziumaufnahme und Knochenbrüchen steht, untersuchte die gleiche Arbeitsgruppe in einem weiteren Review. Gesucht wurden Studien zur Knochenmineral-Versorgung über 50-Jähriger mit dem Endpunkt Frakturen.
Kalziumsupplemente können Nierensteinrisiko steigern
Von den 42 eingeschlossenen Kohorten-Studien fanden ≥ 75 % keinen Zusammenhang zwischen kalziumreicher Kost und Knochenstabilität. Auch in den vier randomisierten kontrollierten Studien mit dem geringsten Risiko für eine statistische Verzerrung der Ergebnisse (Bias) vermochte Kalzium (mit und ohne Vitamin D) die Knochenbruch-Rate nicht zu senken.
Nur in einer Studie mit gebrechlichen Altenheim-Bewohnerinnen (Durchschnittsalter 84 Jahre) verringerte sich das Frakturrisiko signifikant (um 23 % am Schenkelhals). Allerdings waren die betagten Damen mit Kalzium chronisch unterversorgt (ca. 500 mg/Tag) und litten unter einem Vitamin-D-Mangel, hatten also möglicherweise bereits eine Osteomalazie.
Kalziumzuführ mit der Nahrung kann Knochenbrüche nicht verhindern
Die Autoren gehen aufgrund der Ergebnisse davon aus, dass eine gesteigerte alimentäre Kalziumzufuhr Knochenbrüche bei Patienten mittleren Alters nicht verhindert. Für Supplemente ist die Datenlage zur Frakturprävention zwar noch inkonsistent, beobachtet wurden jedoch bestenfalls geringfügige Effekte, so die Autoren um Professor Dr. Mark J. Bolland von der Universität Auckland.
Sicher ist jedoch, dass Kalzium-Supplemente bereits in einer Tagesdosis von 1000 mg erhebliche Risiken bergen – von vermehrten kardiovaskulären Ereignissen bis zum Nierenstein, die sich häufiger manifestieren als der Nutzeffekt. Schließlich müsste man 489 Patienten sechs Jahre lang mit Kalzium behandeln, um eine Wirbelkörperfraktur zu verhindern, rechnet Prof. Bolland vor. Er rät deshalb von einem ungezielten Supplement bei älteren Patienten ab.
Quelle: Vicky Tai et al., BMJ 2015 online first; Mark J. Bolland et al., BMJ 2015, online first
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