
Bei akuter Tonsillitis bleibt Penicillin erste Wahl
Die meisten akuten Tonsillitiden werden zwar durch Viren ausgelöst, doch immer steht die Frage im Raum, ob betahämolysierende Streptokokken im Rachen ihr Unwesen treiben. Denn dann drohen dem Patienten schwerwiegende Folgeerkrankungen bis hin zu Glomerulonephritis und rheumatischem Fieber.
Bei der Differenzialdiagnose helfen die Centor-Kriterien (siehe Kasten), typisch für einen Infekt durch Gruppe-A-Streptokokken sind hohes Fieber und weißlich-gelbliche Tonsillenbeläge, auch Stippchen genannt.
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Alternativ können Penicillinallergiker auch Clindamycin erhalten, Makrolide, Tetrazykline, Cotrimox
azol werden bei der Tonsillitis nicht eingesetzt. Auch Aminopenicilline gelten als kontraindiziert, weil sie bei Patienten mit Mononukleose, der wichtigsten Differenzialdiagnose zur Streptokokken-Tonsillitis, in fast 100 % der Fälle ein Arzneimittelexanthem auslösen.
Tonsillitis: Wann müssen die Mandeln entfernt werden?
Eine Tonsillektomie ist bei Erwachsenen indiziert, wenn sie im Jahr mehr als drei antibiotikapflichtige Episoden durchmachen. Bei Kindern richtet man sich nach den Paradise-Kriterien, gefordert werden
• ≥ 7 Episoden im vergangenen Jahr oder
• ≥ 5 Episoden in den letzten beiden Jahren oder
• ≥ 3 Episoden in jedem der drei vergangenen Jahre.
Auch Patienten mit Pustulosis palmoplantaris, Ig-A-Nephritis oder PFAPA*-Syndrom profitieren von einer Tonsillektomie.
Zur Schmerzlinderung nach der Tonsillektomie können NSAR eingesetzt werden. Die Nachblutungsrate lag in einer aktuellen Studie unter Ibuprofen mit 5,2 % nicht signifikant höher als unter der Gabe von Paracetamol (3,6 %).
Unklar bleibt bislang, ob die Resektion der Rachenmandeln möglicherweise ungünstige Langzeiteffekte hat: In einer epidemiologischen Studie aus Schweden erkrankten Patienten, die vor dem 20. Lebensjahr tonsillektomiert wurden, häufiger an einem Myokardinfarkt (RR 1,44). Ursächlich vermuten die Studienautoren Alterationen des Immunsystems, ohne diese genauer spezifizieren zu können.
Nicht geklärt ist des Weiteren die Frage, ob man nach einem Peritonsillarabszess wirklich wie empfohlen die Rachenmandeln entfernen muss. Einer kürzlich durchgeführten Untersuchung zufolge erleidet die Mehrheit der Patienten innerhalb von fünf Jahren kein Rezidiv.
* Periodisches Fieber, aphthöse Stomatitis, Pharyngitis und zervikale Adenitis
Quelle: 6. HNO-Update-Seminar, 2012, Mainz
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