
Bei Chemo kühlen Kopf bewahren: Kältekappe rettet Haare

Die Alopezie gehört zu den subjektiv am stärksten belastenden Nebenwirkungen der Chemotherapie. Schon seit mehreren Dekaden werden Systeme zur Kopfhautkühlung während der Infusionen verwendet – früher in Form von häufiger zu wechselnden Kühlkappen, heute überwiegend als sensorgesteuerte Kühlsysteme mit zirkulierendem Kühlmittel.
Das Wirkprinzip leuchtet ein: Aufgrund der Kältekonstriktion der Kopfhautkapillaren gelangt weniger zytotoxische Substanz an die Haarwurzeln, der Haarausfall wird gelindert. Studienübersichten belegen den klinischen Nutzen, ein erhöhtes Risiko von Kopfhautmetastasen und insgesamt verkürzter Überlebenszeit besteht laut neueren Studien nicht.
Kritiker bemängeln allerdings einen fehlenden differenzierten Nutzennachweis für die heute gebräuchlichen Chemotherapie-Schemata sowie für unterschiedliche Krebserkrankungen. Das griffen US-Forscher auf und initiierten eine prospektive Studie mit 122 Frauen mit frühem Mammakarzinom und adjuvanter oder neoadjuvanter anthrazyklin- und taxanfreier Chemotherapie.
Die meisten konnten die Hälfte ihrer Haare behalten
106 der Studienteilnehmerinnen erhielten eine Kopfhautkühlung, beginnend 30 Minuten vor und endend etwa zwei Stunden nach der Infusion. Die übrigen 16 Frauen bildeten die Vergleichsgruppe. Einen Behandlungserfolg unterstellten die Wissenschaftler bei einem Haarverlust von weniger als 50 % drei bis sechs Wochen nach dem letzten Zyklus, dokumentiert anhand von Voher-Nachher-Photographien.
67 von 101 auswertbaren Studienteilnehmerinnen in der Kühlgruppe verloren weniger als 50 % ihrer Kopfbehaarung – ein Ergebnis, das von keiner der 16 Frauen der Kontrollgruppe erreicht wurde. Entsprechend besser war dann auch die Lebensqualität bei den Frauen mit Kopfhautkühlung. Speziell beim Gefühl, unattraktiv zu sein, bestand ein signifikanter Gruppen-Unterschied.
Die Begleiterscheinungen der Kühlung wurden überwiegend als erträglich eingestuft, am häufigsten traten allgemeines Kältegefühl, Kopf- und Kopfhaut-Schmerzen auf. Ob sich diese guten Ergebnisse auch bei intensiveren bzw. anthrazyklin- oder taxanhaltigen Regimes reproduzieren lassen, soll demnächst überprüft werden.
Quelle: aus der Fachliteratur
Rugo HS et al. JAMA 2017; 317: 606-614
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).