Bei der Pillen-Auswahl auch Thrombosegefahr beachten!

Dr. Carola Gessner

Sechsfach erhöhtes Thromboserisiko – diese neue Pillen-Botschaft lässt aufhorchen. Die Gefährdung hängt maßgeblich von der Gestagenkomponente ab.

Wie hoch ist das Thromboserisiko unter oralen hormonellen Kontrazeptiva, die neuere Progesteron-Vertreter enthalten, im Vergleich zu Zweitgenerationspillen mit Le­vonorgestrel? Um diese Frage zu klären, unternahmen Professor Dr. Øjvind Lidegaard von der Gynäkologischen Universitätsklinik Kopenhagen und Kollegen eine gigantische Datenanalyse. In einer retrospektiven Kohortenstudie überprüften sie die Daten von fast 1,3 Millionen Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren.

Modernere Pille bringt höheres Thromboserisiko

Im Rahmen der insgesamt über acht Millionen Beobachtungsjahre registrierten die Forscher über 4000 thromboembolische Ereignisse. In knapp zwei Dritteln der Fälle handelte es sich um tiefe Beinvenenthrombosen, in einem Viertel der Fälle um Lungenembolien und in knapp 2 % (82 Frauen) kam es sogar zur Thrombosierung zerebraler Gefäße. Pfortader oder Vena cava waren deutlich seltener betroffen.


Je nachdem, ob die Kontrazeptiva neben Ethinylestradiol (30–40 µg) ältere oder neuere Progestagene enthielten, variierte dieses Nebenwirkungsrisiko. Unter Desogestrel, Gestoden, Drospirenon oder Cyproteronacetat erwies sich die Thromboemboliegefahr gegenüber Frauen ohne hormonelle Antikonzeption als jeweils über sechsfach erhöht.


Ältere Pillen mit Levonorgestrel steigerten das Risiko knapp dreifach. Unterm Strich verdoppeln die neueren gegenüber den älteren Präparaten also die Gefahr für Thrombose und Embolie, schreiben die Wissenschaftler im „British Medical Journal“.

Neue Daten zu Thromboserisiko und Kontrazeption sind überzeugend

In einem Kommentar zu der Studie äußerte Dr. Philip C. Hannaford von der Universität Aberdeen in Schottland, dass die dänische Studie viele methodische Probleme, die es in früheren Arbeiten gab, ausgemerzt hat, die Daten also überzeugend sind. „Kollegen in der Klinik werden nun kombinierte hormonelle Antikonzeptiva mit Levonorgestrel verschreiben, wenn immer möglich.“


Ein interessan­ter Nebenbefund der dänischen Arbeit: Der Versuch, das Risiko von Drospi­renon-Präparaten zu reduzieren, indem man den Östrogenanteil von 30 auf 20 µg senkte, gelang nicht, das venöse Thromboembolierisiko blieb gleichermaßen erhöht.



1. Øjvind Lidegaard et al.,
2. Philip C. Hannaford, BMJ 2011; online first

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