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Bei Diabetischer Polyneuropathie nicht auf Herzsymptome warten!
Welche Ursache hat die Neuropathie Ihres Patienten? Wenn der Zweistundenwert im oralen Glukosebelastungstest bei 200 mg/dl oder höher liegt, läst dies auf diabetische Genese schließen. Bei niedrigeren BZ-Wertenmuss man auch z.B. eine paraneoplastische oder immunvermittelte Ursache in Erwägung ziehen, so Professor Dr. Max-Josef Hilz von der Neurologischen Universitätsklinik Erlangen beim Internistenkongress.
Diabetische Neuropathie mit geringem Aufwand diagnostizieren
Die schmerzlose sensible Neuropathie, bei der vor allem dick bemarkte Fasern geschädigt sind, lässt sich ohne technischen Aufwand diagnostizieren. Prüft man mit der Hand den Berührungssinn, geben die Patienten meist eine strumpf- oder handschuhförmige Hypästhesie an. Im Stimmgabeltest ist der Vibrationssinn abgeschwächt. Der Lagesinn wird durch Auf- oder Abbewegen einer Zehe kontrolliert. Einschränkungen des Spitz- und Stumpf-Empfindens ermittelt man mit der kantigen und runden Seite eines zerbrochenen Holzspatels.
Muskeleigenreflexe schwach oder erloschen
Auch fürs Temperaturempfinden hat Prof. Hilz einen Trick parat: Er wärmt den Griff des Reflexhammers mit der Hand und prüft, ob der Patient den Unterschied zur kalten Vorderseite erkennt. Typisch für die schmerzlose Form der sensiblen Neuropathie sind ferner abgeschwächte oder erloschene Muskeleigenreflexe. Manche Patienten entwickeln eine Ataxie mit breitbeinigem Gang, die an einen Hirnstamminfarkt erinnert und als „Pseudotabes diabetica“ bezeichnet wird.
Wenn Diabetiker über brennende Füße klagen ...
Typisch: Trockene Haut und Nagelpilz Bei der schmerzhaften Form sind v. a. die dünnen mark-armen Fasern betroffen. Die Patienten klagen über brennende Füße und empfinden selbst leichte Gegenstände (Bettdecke) auf der Haut als unangenehm bis unerträglich (Allodynie). Es lohnt sich ein Blick auf die Füße: Typisch sind trockene Haut und Nagelmykosen, evtl. findet man sogar ein Ulkus, während die Muskelreflexe erhalten bleiben. Die Übergänge zwischen beiden Neuropathieformen sind fließend, meistens werden beide Faser-Typen geschädigt.
Krallenhand und Fallfuß als seltenere Neuropathie-Zeichen
Die diabetische Neuropathie kann sich auch ganz anders bemerkbar machen: Bei manchen Patienten startet sie z.B. proximal statt distal. Bei anderen fallen einzelne Nerven aus, etwa der N. medianus (Krallenhand) oder der N. peroneus (Fallfuß). Oft verkannt wird die diabetische Amyotrophie. Sie beginnt meist einseitig mit heftigsten Schmerzen, es kommt zu Paresen in Beckengürtel- und Oberschenkelmuskulatur, die evtl. Monate anhalten, sich aber meist bis auf geringe Sensibilitätsstörungen erholen. Ein vorgewölbter Bauch kann Zeichen einer ventralen Parese sein (meist mit gürtelförmigen Schmerzen und Sensibilitätsstörungen). Ebenfalls oft schmerzhaft ist die Okulomotoriusparese mit nach außen unten „schielendem“ Auge. Sie verschwindet nach eini.gen Wochen von selbst.
Schwindlig - autonome Neuropathie?
Als Alarmsignal gilt die autonome Neuropathie: Sie schmälert nicht nur die Lebensqualität, sondern verkürzt auch nachhaltig die Lebenserwartung. Für Betroffene liegt die kumulative 5-Jahresmortalität bei 56 %. Umso wichtiger ist eine frühzeitige Diagnose, um dem Fortschreiten mit einer straffen Stoffwechseleinstellung Einhalt zu gebieten.
Herzfrequenz zu träge?
Schwindel beim Aufstehen stellt oft das erste Zeichen einer kardialen Nervenschädigung dar. Durch den gestörten Baroreflex steigt weder die Herzfrequenz noch werden die Gefäße in der Peripherie enggestellt. Überprüfen kann man die gestörte Regulation mit diversen Tests (s. Kasten). Als weiteres Kennzeichen gilt die starre Herzfrequenz. Um die Kriterien für eine autonome Neuropathie zu erfüllen, muss die Innervation allerdings noch in mindestens einem weiteren Organ eingeschränkt sein. Hier hilft meist schon die Anamnese weiter: Am häufigsten sind Störungen der Sudomotorik, z.B. frühere Schweißfüße jetzt trocken, dafür vermehrtes Schwitzen am Oberkörper. Patienten mit gastrointestinalen Veränderungen klagen oft über profuse Durchfälle im Wechsel mit Obstipation. Bei anderen äußert sich die autonome Neuropathie mit Blasenstörungen oder einer erektilen Dysfunktion.
Quelle: 46. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft
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