Bei Frauen mit Präeklampsie Schilddrüse im Auge behalten

Eine Präeklampsie geht gehäuft mit Schilddrüsenunterfunktionen einher. Und Frauen, die einmal eine Präeklampsie hatten, sind auch noch Jahre später anfällig für eine Hypothyreose.

 

Auch wenn die Ursache der Prä­eklampsie noch nicht vollständig geklärt ist, mehren sich die Hinweise, dass antiangiogene Faktoren für die klinischen Symptome Hochdruck und Proteinurie eine Rolle spielen. Einer dieser Faktoren ist das in der Plazenta gebildete sFlt-1 (soluble fms-like tyrosine kinase 1). Die sFlt-1-Spiegel steigen in den letzten beiden Monaten auch in einer normalen Schwangerschaft an – aber bei Frauen mit Präeklampsie ist dieser Anstieg viel ausgeprägter.

sFlt-1 hemmt den Wachstumsfaktor VEGF (vascular endothelial growth factor). In der Krebstherapie werden VEGF-Inhibitoren eingesetzt, um die Tumorangiogenese zu hemmen. Interessanterweise führt die Therapie mit VEGF-Inhibitoren zu Nebenwirkungen, die an eine Präeklampsie erinnern, und nicht selten entwickeln die behandelten Krebspatienten auch eine Hypothyreose.

Ausgehend von diesen Beobachtungen untersuchte die Arbeitsgruppe um Dr. Richard J. Levine vom Eunice Kennedy Shriver National Institute of Child Health and Human Development, Bethesda, die Frage, ob die bei der Präeklampsie erhöhten sFlt-1-Spiegel die Schilddrüsenfunktion von Schwangeren einschränken und ob Frauen, die eine Präeklampsie hatten, auch in späteren Jahren ein erhöhtes Hypothyreoserisiko aufweisen.

Wenn der Druck steigt, klettert auch das TSH

Tatsächlich konnten die Forscher nachweisen, dass die TSH-Spiegel bei Schwangeren mit Präeklampsie im Vergleich zu normotensiven Schwangeren deutlich stärker ansteigen (um den Faktor 2,42 bzw. 1,48). Außerdem korrelierte ein Anstieg der TSH-Werte stark mit erhöhten sFLT-1-Spiegeln. Vermehrte Serumkonzentrationen von sFlt-1 während einer Präeklampsie sind mit einer subklinischen Hypothyreose in der Schwangerschaft assoziiert, fassen die Autoren im „British Medical Journal“ zusammen.

An einer anderen Patientenpopulation untersuchten die Wissenschaftler, ob eine Präeklampsie Spätfolgen für die Schilddrüse haben kann. Tatsächlich wiesen Frauen, die während ihrer ersten Schwangerschaft eine Präeklampsie durchgemacht hatten, Jahre später häufiger erhöhte TSH-Werte auf als andere Frauen. Falls sich die Beobachtungen der amerikanischen Kollegen bestätigen, sollte man bei einer ana­mnestisch bekannten Präeklampsie die Schilddrüsenfunktion im Auge behalten, kommentiert Professor Dr. Robin A. North von der Division of Reproduction and Endocrinology am King’s College in London die amerikanische Studie2.

1 Richard J. Levine et al., British Medical Journal 2009; 339: 1355–1359
2 Robyn A. North et al., a.a.O., 1323–1324

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