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Bei intestinalen Ischämien zählt jede Minute

Intestinale Durchblutungsstörungen lassen sich in zwei große Gruppen einteilen: mesenteriale Ischämie und ischämische Colitis. Die mesenteriale Ischämie kann venös oder arteriell bedingt sein, die arterielle Form akut oder chronisch (Angina abdominalis) verlaufen. Beim akuten Geschehen unterscheidet man wiederum die nicht-okklusive von der okklusiven mesenterialen Ischämie (Embolie oder Thrombose).
Die Hauptschwierigkeiten bei akuten intestinalen Durchblutungsstörungen sind die rechtzeitige Diagnose und die schnelle Intervention, erklärte Professor Dr. Guntram Lock von der Klinik für Innere Medizin am Albertinenkrankenhaus Hamburg. Analog zum beim Schlaganfall geläufigen „Time is Brain“ gilt hier der Grundsatz „Time is Gut“.
Irreversible Schäden schon nach sechs Stunden
Denn bereits eine etwa sechsstündige Minderversorgung durch komplette Okklusion führt zu irreversiblen Darmschäden. Eine zu späte Diagnose bedeutet in der Regel den Tod des Patienten. „Die Mortalitätsstatistiken sind miserabel“, beklagte der Gastroenterologe. Die Sterberate beträgt etwa 50–70 %. Daher sei in Zweifelsfällen eine rasche und aggressive Diagnostik wesentlich.
Typisch für eine akute mesenteriale Ischämie sind schwere bis schwerste abdominale Schmerzen bei relativ blandem körperlichem Untersuchungsbefund, erklärte der Kollege. Das Abdomen bleibt meist weich, die Laborwerte können im Normbereich liegen. Vor allem bei Patienten in fortgeschrittenem Alter muss in solchen Fällen immer an eine mesenteriale Ischämie gedacht werden.
Mit der Abdomen-Sonographie sollte man nicht zu viel Zeit verlieren, warnte Prof. Lock. Er rät, im Zweifelsfall direkt zur Computertomographie des Abdomens mit intravenöser Kontrastmittelgabe überzugehen. Ergibt sich hieraus der Verdacht auf eine ischämische Colitis, sorgt die Koloskopie für Klarheit.
Bei Verdacht auf eine nicht-okklusive mesenteriale Ischämie folgt auf die CT eine Angiographie. Spricht die Computertomographie für eine akute okklusive Mesenterialischämie, ist schnelles therapeutisches Handeln erforderlich – zumeist ein rasches interventionelles bzw. chirurgisches Eingreifen, erklärte Prof. Lock. Die ischämische Colitis ohne Peritonitiszeichen kann dagegen in etwa 80 % der Fälle konservativ behandelt werden (s. Kasten).
Therapeutische Optionen
Kreislaufstabilisierung, Korrektur Säuren/Basen/Elektrolyte, Optimierung der Herzfunktion, Absetzen vasokonstriktiver Medikamente, großzügig Antibiotika, ggf. Heparin Bei Peritonitiszeichen:
chirurgische Embolektomie/ Revaskularisation/Resektion Wenn keine Peritonitiszeichen vorliegen:
- Embolie/Thrombose der A. mesenterica superior: ggf. Aspirationsthrombektomie, Lyse bzw. Stent
- nicht okklusive mesenteriale Ischämie: kathetergestützte Vasodilatation (Alprostadil)
- Mesenterialvenenthrombose: sofortige Antikoagulation, ggf. Intervention über trans- hepatischen/transjugulären Zugang mit Lyse oder mechanischer Thrombuszerkleinerung
- ischämische Colitis: konservatives Vorgehen
Quelle: Norddeutscher Gastroenterologentag 2019
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