
Chronisch mesenteriale Ischämie: Unterernährt trotz Appetit

Die chronische mesenteriale Ischämie (CMI) entsteht aufgrund von Stenosen oder chronischen Verschlüssen des Truncus coeliacus, der A. mesenterica superior und inferior. Die häufigste Ursache sind atherosklerotische Plaques (> 90 %). Rauchen, Hypertonie, Dyslipidämie sowie hohes Lebensalter begünstigen die Entstehung. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Meist kompensieren Anastomosen zwischen den Gefäßterritorien selbst hochgradige Stenosen oder Verschlüsse, sodass die Erkrankung symptomlos bleibt und nur zufällig entdeckt wird. Die Prävalenz der asymptomatischen CMI wird bei Erwachsenen auf 14–15 % geschätzt. Bei Patienten mit PAVK oder abdominellem Aortenaneurysma findet sie sich häufiger (27 % bzw. 40 %). Zu Symptomen kommt es dagegen nur relativ selten. In 5 % aller ischämischen intestinalen Ereignisse ist eine CMI die Ursache.
Strömungsgeräusch beim Auskultieren
Die Mesenterialarterienstenose wird so gut wie nie durch die Verengung nur einer einzigen Arterie bedingt, schreibt Professor Dr. Christian Heiss von der University of Surrey, Guildford. Typische Anzeichen sind Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung nach einer Mahlzeit. Um die Beschwerden zu vermeiden, essen die Betroffenen trotz fortbestehendem Appetit deutlich weniger, weshalb sie oft unterernährt sind.
Neben der Mangelernährung kann bei der körperlichen Untersuchung ein abdominelles Strömungsgeräusch auffallen. Bei klinischem Verdacht auf CMI sollte eine Duplex-Sonographie in einem spezialisierten Zentrum erfolgen. Erhärtet sich die Vermutung oder ist eine Intervention oder OP geplant, ist zusätzlich eine CT-Angio indiziert. Als weitere Verfahren zur Ischämiediagnostik eignen sich u.a. Endoskopie und „ischämiespezifische“ Biomarker.
Mit der von einem interdisziplinären Team festgelegten Behandlung sollte zügig begonnen werden, um eine klinische Verschlechterung, einen Darminfarkt oder eine Sepsis zu vermeiden. Therapie der Wahl ist die Revaskularisation, i.d.R. mittels endovaskulärer Verfahren. Die Angioplastie hat sich bei den überwiegend multimorbiden Patienten als sicheres und effektives Verfahren erwiesen, weshalb sich die Rate der Eingriffe in der letzten Dekade verzehnfacht hat. Die offene Chirurgie (Endarteriektomie, Bypass) ist mittlerweile nur noch in Einzelfällen indiziert (s. Kasten).
Indikation zur offenen OP
- endovaskuläre Therapie fehlgeschlagen oder nicht möglich
- extensive Verschlüsse
- massive langstreckige Verkalkung
- Bauch-OP aus anderem Grund bereits geplant
- in Einzelfällen bei jungen Patienten mit nicht-atherosklerotischen Läsionen (z.B. Vaskulitis, Dunbar-Syndrom)
Quelle: Heiss C. Dtsch Med Wochenschr 2018; 143: 1426-1429
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).