Chronisch mesenteriale Ischämie: Unterernährt trotz Appetit

Dr. Alexandra Bischoff

Typische Anzeichen sind Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung nach einer Mahlzeit. Typische Anzeichen sind Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung nach einer Mahlzeit. © iStock/krisanapong detraphiphat

Aus Angst vor postprandialen Beschwerden essen Patienten mit chronischer mesenterialer Ischämie permanent zu wenig. Anders als bei Krebsleiden haben sie aber durchaus Appetit. Symptomatische Betroffene brauchen eine Revaskularisation.

Die chronische mesenteriale Ischämie (CMI) entsteht aufgrund von Stenosen oder chronischen Verschlüssen des Truncus coeliacus, der A. mesenterica superior und inferior. Die häufigste Ursache sind athero­sklerotische Plaques (> 90 %). Rauchen, Hypertonie, Dyslipid­ämie sowie hohes Lebensalter begünstigen die Entstehung. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Meist kompensieren Anastomosen zwischen den Gefäßterritorien selbst hochgradige Stenosen oder Verschlüsse, sodass die Erkrankung symptomlos bleibt und nur zufällig entdeckt wird. Die Prävalenz der asymptomatischen CMI wird bei Erwachsenen auf 14–15 % geschätzt. Bei Patienten mit PAVK oder abdominellem Aortenaneurysma findet sie sich häufiger (27 % bzw. 40 %). Zu Symptomen kommt es dagegen nur relativ selten. In 5 % aller isch­ämischen intestinalen Ereignisse ist eine CMI die Ursache.

Strömungsgeräusch beim Auskultieren

Die Mesenterialarterienstenose­ wird so gut wie nie durch die Verengung nur einer einzigen Arterie bedingt, schreibt Professor Dr. ­Christian Heiss von der University of Surrey, Guildford. Typische Anzeichen sind Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung nach einer Mahlzeit. Um die Beschwerden zu vermeiden, essen die Betroffenen trotz fortbestehendem Appetit deutlich weniger, weshalb sie oft unterernährt sind.

Neben der Mangel­ernährung kann bei der körperlichen Untersuchung ein abdominelles Strömungsgeräusch auffallen. Bei klinischem Verdacht auf CMI sollte eine Duplex-Sonographie in einem spezialisierten Zentrum erfolgen. Erhärtet sich die Vermutung oder ist eine Intervention oder OP geplant, ist zusätzlich eine CT-Angio indiziert. Als weitere Verfahren zur Ischämiediagnostik eignen sich u.a. Endoskopie und „ischämiespezifische“ Biomarker.

Mit der von einem interdisziplinären Team festgelegten Behandlung sollte zügig begonnen werden, um eine klinische Verschlechterung, einen Darminfarkt oder eine Sepsis zu vermeiden. Therapie der Wahl ist die Revaskularisation, i.d.R. mittels endovaskulärer Verfahren. Die Angioplastie hat sich bei den überwiegend multimorbiden Patienten als sicheres und effektives Verfahren erwiesen, weshalb sich die Rate der Eingriffe in der letzten Dekade verzehnfacht hat. Die offene Chirurgie (Endarteriektomie, Bypass) ist mittlerweile nur noch in Einzelfällen indiziert (s. Kasten).

Indikation zur offenen OP

  • endovaskuläre Therapie fehlgeschlagen oder nicht möglich
  • extensive Verschlüsse
  • massive langstreckige Verkalkung
  • Bauch-OP aus anderem Grund bereits geplant
  • in Einzelfällen bei jungen Patienten mit nicht-atherosklerotischen Läsionen (z.B. Vaskulitis, Dunbar-Syndrom)

An die interventionelle Therapie sollte sich eine Plättchenhemmung anschließen. Die prophylaktische Revaskularisation bei asymptomatischen Patienten ist nicht indiziert. Bei einer Atherosklerose der Mesenterialarterien rät der Experte zu einer Sekundärprophylaxe in Form einer Lebensstiländerung sowie der Gabe von Statinen und ASS.

Quelle: Heiss C. Dtsch Med Wochenschr 2018; 143: 1426-1429

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Typische Anzeichen sind Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung nach einer Mahlzeit. Typische Anzeichen sind Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung nach einer Mahlzeit. © iStock/krisanapong detraphiphat