Ischämierisiko bleibt trotz dualer Plättchenhemmung langfristig hoch

Dr. Anne Benckendorff

Mehr Verschlüsse als Blutungen nach mindestens einjähriger Therapie. Mehr Verschlüsse als Blutungen nach mindestens einjähriger Therapie. © fotolia/psdesign1

Erneute Ischämie vs. Blutung – diese Risiken gilt es bei der Dauer der Plättchenhemmung nach Stentimplantation abzuwägen. Eine Studie erinnert daran: Auch nach der Wahl zwischen zwei Übeln bleibt immer noch ein Übel.

In einer sekundären Analyse der DAPT(Dual Anti Platelet Therapy)-Studie wurden die Patienten über 2,5 Jahre nach der Stentimplantation weiter behandelt und beobachtet. Während der ersten Phase hatten sie ein Jahr lang Thienopyridin und Acetylsalicylsäure erhalten. Blieben sie darunter ohne ischämische oder Blutungsereignisse, bekamen sie für weitere 18 Monate ASS sowie entweder weiterhin Thienopyridin oder Placebo. Endpunkte waren ischämische Ereignisse (Myo­kardinfarkt ohne Zusammenhang mit einer Stentthrombose, Stentthrombose, ischämischer Schlaganfall), Blutungsereignisse (moderat/schwer) oder Tod innerhalb von 21 Monaten (33 Monate nach Stentimplantation).

Insgesamt nahmen 11.648 Patienten im Durchschnittsalter von 61 Jahren teil, 25 % davon waren Frauen, schreiben Dr. Eric Secemsky von der Abteilung für Kardiologie am Massachusetts General Hospital in Boston und Kollegen. 4,1 % erlitten ischämische Verschlüsse, von denen 11 % tödlich endeten. Bei 2 % gab es Blutungen, 18 % davon mit letalem Ausgang. Damit lag die Gefahr für Isch­ämien höher und die kumulative Inzidenz für die Mortalität betrug 0,5 % vs. 0,3 %.

Tendenz geht in Richtung personalisierte Algorithmen

Nach Einschätzung von Dr. Marco Valgimigli, Abteilung für Kardio­logie am Universitätsspital Bern, und seines Kollegen dürften sich die Häufigkeiten bei Verwendung alternativer Klassifikationen für die Ereignisse verschieben. Dies würde aber nichts an der Tatsache ändern, dass bei der Wahl zwischen zwei Übeln immer noch ein Übel bleibt. Personalisierte Algorithmen sind die einzige Möglichkeit, das Risiko-Nutzen-Profil so weit wie möglich in die richtige Richtung zu verschieben. 

Quelle:
1. Secemsky EA et al. JAMA Cardiol 2017; 478-4872.
2. Valgimigli M, Gargiulo G. A.a.O.: 488-489

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