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Weniger Blutungen nach Stenteinlage durch kürzere duale Plättchenhemmung

Seit Einführung der medikamentenfreisetzenden Koronarstents (drug-eluting stents, DES) empfehlen Experten die anschließende Gabe von zwei Thrombozytenaggregationshemmern für bis zu zwölf Monate, nach Bedarf auch länger. Dieses Paradigma kam in den letzten Jahren zunehmend ins Wanken: Eine Reihe von Arbeiten hatte gezeigt, dass eine kürzere duale Plättchenhemmung (dual antiplatelet therapy, DAPT) ausreichen könnte, um Stentthrombosen zu verhindern, erklären Dr. Khaled M. Ziada und Dr. David J. Moliterno von der University of Kentucky.1
Womöglich neigt sich auch die Zeit von ASS als „dem“ Thrombozyteninhibitor schlechthin allmählich dem Ende zu. Zumindest sei es an der Zeit, die gängige Praxis zu überdenken, schreiben die beiden Wissenschaftler in einem Editorial. Sie beziehen sich dabei auf eine koreanische und eine japanische Studie zum diesem Thema.
Mortalität und Ereignisrate unterschieden sich nicht
Das Team um Dr. Joo-Yong Hahn von der Sungkyunkwan University School of Medicine in Seoul hatte fast 3000 Patienten, bei denen eine koronare DES-Einlage anstand, in eine randomisierte Studie aufgenommen.2 Die eine Hälfte der Patienten erhielt eine DAPT mit ASS und einem P2Y12-Inhibitor (Clopidogrel, Prasugrel oder Ticagrelor) für drei Monate, gefolgt von einer Monotherapie mit einem P2Y12-Antagonisten. Die übrigen bekamen die duale Hemmung über zwölf Monate hinweg.
Nach einem Jahr stellten die Forscher fest, dass sich Mortalität sowie die Zahl der Myokardinfarkte und Schlaganfälle in beiden Gruppen kaum unterschieden (2,9 % vs. 2,5 %). Aber: In der Gruppe mit kurzer DAPT waren signifikant weniger Blutungen zu verzeichnen (2 % vs. 3,4 %).
Zu ähnlichen Ergebnissen kamen Dr. Hirotoshi Watanabe von der Universität Kyoto und Kollegen.3 Die Wissenschaftler hatten der Hälfte ihrer knapp 3000 Patienten nach Einsetzen des Stents die DAPT für nur einen Monat gegeben, gefolgt von einer P2Y12-Inhibitor-Monotherapie. Die anderen hatten eine Zwölf-Monats-DAPT erhalten. Auch in dieser Studie waren unter der einmonatigen Dual-Therapie kardiovaskuläre oder zerebrale Ischämien nicht angestiegen, während die Zahl von Blutungen deutlich zurückgegangen war (0,41 % gegenüber 1,54 %).
Zwar lasse sich aus den Ergebnissen ablesen, dass vor allem bei KHK-Patienten mit geringem Ischämierisiko eine kürzere DAPT durchaus möglich sei, meinen Dr. Ziada und Dr. Moliterno. Mit welchem Wirkstoff diese Behandlung dann aber durchgeführt werden muss und welche Behandlungsdauer ausreichend ist, könnten nur weitere Untersuchungen an anderen Patientengruppen klären.
1. Ziada KM, Moliterno DJ. JAMA 2019; 321: 2409-2411; DOI: 10.1001/jama.2019.7025
2. Hahn JY et al. A.a.O.: 2428-2437; DOI: 10.1001/jama.2019.8146
3. Watanabe H et al. A.a.O.: 2414-2427; DOI: 10.1001/jama.2019.8145
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