Duale Plättchenaggregationshemmung beugt Ischämien vor

Dr. Judith Lorenz

Weniger kardiovaskuläre Komplikationen durch Plättchenaggregationshemmer? Weniger kardiovaskuläre Komplikationen durch Plättchenaggregationshemmer? © iStock/ilbusca

Verbesserte Prophylaxe­option für Typ-2-Diabetespatienten mit einer stabilen Koronarerkrankung und vorangegangener perkutaner Koronar­intervention (PCI): Sie erleiden seltener schwere kardiovaskuläre Komplikationen, wenn sie zusätzlich zu Acetylsalicylsäure den Thrombozytenaggregationshemmer Ticagrelor erhalten.

Diabetespatienten haben ein erhöhtes Risiko für koronare, zerebrale und periphere ischämische Ereignisse. Dies gilt insbesondere für Patienten nach PCI mit Einlage eines Koronarstents. Zur Prophylaxe kommt meist Acetylsalicylsäure zum Einsatz. Ein internationales Forschungsteam ging nun der Frage nach, ob die Betroffenen von einer zusätzlichen Behandlung mit dem P2Y12-Inhibitor Ticagrelor profitieren.

Perkutane Koronarintervention

Bei der perkutanen Koronarintervention (PCI) wird eine verengte Koronararterie erweitert. Dazu wird ein Katheter perkutan in das verengte Herzkranzgefäß eingeführt. Um es dauerhaft offenzuhalten, wird in den meisten Fällen gleichzeitig ein Stent in das Gefäß eingebracht.

Hierzu werteten sie Daten der randomisierten THEMIS-Studie aus, an der sich zwischen 2014 und 2016 insgesamt 1315 Zentren in 42 Ländern beteiligten. In die aktuelle Analyse (THEMIS-PCI) flossen die Daten von 11 154 Patienten – 58 % des gesamten Studienkollektivs – ein. Es handelte sich um Typ-2-Dia­betespatienten > 50 Jahre, die seit mindestens sechs Monaten auf Antidiabetika eingestellt waren, an einer stabilen Koronarerkrankung litten und sich in der Vergangenheit einer PCI unterzogen hatten. Alle Studienteilnehmer nahmen Acetylsalicylsäure ein. Je etwa die Hälfte erhielt zusätzlich Ticagrelor bzw. ein Placebo. Den primären kombinierten Studienendpunkt bildeten die Parameter „Tod aufgrund kardiovaskulärer Ursachen“, „Myokardinfarkt“ sowie „Schlaganfall“. Zusätzlich objektivierten die Forscher u.a. das Risiko für Blutungsereignisse. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 3,3 Jahren war der primäre kombinierte Studienendpunkt bei 7,3 % der mit Ticagrelor und bei 8,6 % der mit Placebo behandelten Patienten eingetreten. Dies entsprach einer signifikanten Risikoabnahme durch Ticagrelor um 15 % (HR 0,85; p =0,013). Die deutlichste Risikoreduktion verzeichneten die Wissenschaftler dabei nach einer Stenteinlage und insbesondere nach Einlage eines medikamentenfreisetzenden Stents. Die übrigen THEMIS-Teilnehmer, die keine PCI-Vorgeschichte aufwiesen, profitierten hinsichtlich des kombinierten Outcomes nicht von der dualen Plättchenaggregationshemmung. Major-Blutungen nach TIMI(Thrombolysis in Myocardial Infarction)-Klassifikation traten bei 2,0 % der mit Ticagrelor behandelten Patienten, aber nur bei 1,1 % der Kontrollen auf. Bezüglich des Risikos für tödliche Blutungsereignisse (jeweils 0,1 %) sowie des Risikos für intrakranielle Hämorrhagien (jeweils 0,6 %) unterschieden sich die beiden Studiengruppen jedoch nicht. Im Hinblick auf den klinischen Gesamtnutzen bezüglich irreversibler Schäden – in diese Berechnung flossen sowohl die Effektivitätsparameter als auch potenzielle Komplikationen ein – erwies sich Ticagrelor im PCI-Kollektiv als überlegen, und zwar unabhängig davon, wie viel Zeit seit der letzten PCI vergangen war.

Quelle: Bhatt DL et al. Lancet 2019; 394: 1169-1180; DOI: 10.1016/S0140-6736(19)31887-2

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