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Chronische extremitätengefährdende Ischämie erkennen und Amputation verhindern!

Jährlich entwickeln etwa 1–2 % der Patienten mit pAVK eine chronische extremitätengefährdende Ischämie, so Dr. Kevin Barraclough, Allgemeinarzt im britischen Painswick und sein gefäßchirurgischer Kollege. Diese zu erkennen ist nicht immer ganz einfach. Der Grund: Bisweilen fehlt die klassische Claudicatio intermittens – beispielsweise weil die Betroffenen längere Gehstrecken gar nicht mehr bewältigen können oder weil eine diabetische Neuropathie das Schmerzempfinden einschränkt. Meist führen neu aufgetretene Ruheschmerzen, insbesondere im Vorfuß oder in den Zehen, die Patienten zum Arzt.
Typischerweise nehmen die Beschwerden nachts an Stärke zu, da im Schlaf der Blutdruck sinkt und die Durchblutung der atherosklerotisch verengten Beinarterien mangels Schwerkraft abnimmt. Weil die Schmerzen bei herabhängendem Fuß in der Regel nachlassen, schlafen viele Betroffene in einem Sessel. Allerdings werden auf diese Weise Ödeme begünstigt, die die Perfusion weiter beeinträchtigen. Schlecht heilende Wunden nach Bagatellverletzungen sowie an druckbelasteten Fußarealen sind die Folge, es drohen Infektion und Gangrän.
Eine unverzügliche gefäßchirurgische Vorstellung der Patienten ist deshalb essenziell, erklären die Autoren. Bei einer schnellen Revaskularisierung – mittels Venenbypass, Angioplastie oder Stenting – kann in den meisten Fällen eine Amputation abgewendet werden. Liegt jedoch bereits ein deutlicher Gewebedefekt vor, sinken die Chancen auf einen Erhalt der Extremität dramatisch.
Daher ist es wichtig, bei Fußbeschwerden, insbesondere bei Risikopatienten wie Rauchern, Diabetikern sowie Personen mit atherosklerotischen Gefäßschäden oder einer Vaskulitis (z.B. Endangitis obliterans), an eine chronische extremitätengefährdende Ischämie zu denken und schnell zu handeln. Nicht selten werden die Symptome allerdings fälschlicherweise auf eine Plantarfasziitis, Zellulitis oder Gicht zurückgeführt. Neben der ausführlichen Gefäßanamnese ist eine sorgfältige klinische Untersuchung (s. Kasten) daher unverzichtbar.
Füße hoch und nach Ischämiezeichen suchen
- Beim herabhängenden Bein erscheint die Extremität wegen der reaktiven Ischämie gut durchblutet. Deshalb sollte immer auch eine Beurteilung im Liegen erfolgen: Nur so manifestiert sich die typische ischämische Blässe.
- Oft fehlen die Fußpulse, tastbare Pulse schließen eine kritische Ischämie jedoch nicht aus.
- Die Messung des Knöchel-Arm-Index ist bei der chronischen extremitätengefährdenden Ischämie unzuverlässig und daher verzichtbar.
Risikopatienten über typische Symptome aufklären
Einige Patienten eignen sich für ein konservatives Vorgehen. Wichtige Behandlungsziele sind hierbei die Anpassung der Medikation (z.B. Thrombozytenhemmung) sowie die Optimierung der kardiovaskulären, renalen und metabolischen Situation. Meist ist jedoch ein operativer oder endovaskulärer Revaskularisierungseingriff unumgänglich. Wird eine chronische extremitätengefährdende Ischämie rechtzeitig erkannt, so das Fazit der Autoren, kann in vielen Fällen eine Amputation verhindert werden. Sein Rat: Risikopatienten sollten über die typischen Symptome aufgeklärt und bei Erkrankungsverdacht zeitnah einem Spezialisten vorgestellt werden. Da allerdings viele Betroffene ausgeprägte generalisierte Gefäßschäden und multiple Begleiterkrankungen aufweisen, ist ihre Prognose insgesamt eingeschränkt: Trotz initial erfolgreicher Revaskularisierung bleibt das Amputations- und Mortalitätsrisiko in den folgenden Jahren hoch.Quelle: Barraclough K, Bradbury A. BMJ 2018; 360: j5460
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