Extremitätenischämie Egal wer, Hauptsache schnell
Endovaskuläre Intervention oder Operation beim akuten Gefäßverschluss an Arm oder Bein? Auf dem Internistenkongress sollten sich ein Angiologe und ein Chirurg zu dieser Frage einen Schlagabtausch liefern. Sie schlossen aber eher einen Burgfrieden. Denn bei einer akuten Extremitätenischämie kommt es darauf an, sie schnell zu erkennen und zügig zu handeln. „Wer das von uns dann macht, ist fast egal“, betonte Prof. Dr. Thomas Zeller von der Angiologie am Universitäts-Herzzentrum Freiburg – Bad Krozingen. Seinem Fachbereich entsprechend sprach er sich aber eher für ein endovaskuläres Vorgehen aus.
Die wohl beste Methode dafür ist die mechanische Thrombektomie. Für organisierte und eher lokal umschriebene Gerinnsel kann die Fixation mit einem Stent eine schnelle und effektive Alternative sein. Als Goldstandard für die Rekanalisation femoropoplitealer Verschlüsse oder der Arterien zwischen A. subclavia und A. brachialis nannte der Kollege die Rotationsaspirationsthrombektomie. Rein aspirationsbasierte Katheter verstopfen leicht, können lediglich geringe Mengen an Material abtragen und eignen sich nur für frische Thromben oder die Unterschenkelarterien.
Die zusätzliche Rotation ermöglicht es hingegen, auch subakute oder chronische Gerinnsel zu entfernen. Das interventionelle Verfahren ist weniger invasiv als eine Operation und mit kürzeren Klinikaufenthalten verbunden, was auch die Kosten reduziert, betonte der Angiologe.
Kleine Emboli unter lokaler Anästhesie entfernen
Das letzte Argument ließ Prof. Dr. Markus Steinbauer von der Klinik für Gefäßchirurgie am Krankenhaus Barmherzige Brüder in Regensburg, nicht ganz gelten. Denn kleinere Embolien lassen sich in Lokalanästhesie über einen kleinen Schnitt entfernen – schnell und wenig invasiv.
Generell vertrat er die Meinung, dass die chirurgische Behandlung akuter Extremitätenischämien bei den verschiedenen Ursachen die meisten Möglichkeiten verspricht. Zum einen handelt es sich bei akuten Gefäßverschlüssen nicht ausschließlich um Thromben oder Embolien, es können auch Aneurysmen, Dissektionen oder Traumafolgen dahinterstecken, die operativ versorgt werden müssen. Zum anderen dürfe man Fasziotomien, Infektsanierungen und Amputationen nicht vergessen.
Insgesamt favorisierte er aber ein abgestimmtes Vorgehen und „das Beste aus beiden Welten“. In der eigenen Klinik wurde ein OP mit „Angiosuite“ installiert. Dorthin kommen die Patienten sofort, wenn in der Notaufnahme durch Duplex-Sono ein Verschluss festgestellt wurde. Je nach Befund erhalten dann die Chirurgen oder die Interventionalisten den Vortritt.
Quelle: Kongressbericht: 130. Kongress der DGIM