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Wiederkehrende Bauchschmerzen ohne organisches Korrelat deuten auf neurologische Erkrankung

Treten episodische Bauchschmerzen bei Kindern ohne organisches Korrelat auf, wird zu selten an eine abdominelle Migräne gedacht, schreiben die Neurologin Dr. Heather Angus-Leppan, University College London, und Kollegen. Vor allem wenn noch Photo- oder Phonophobien, Blässe, Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit dazukommen, die Kinder aber zwischen den Episoden unauffällig und ansonsten normal entwickelt sind, liegt die Migränediagnose nahe. Bei plausiblem Diagnoseverdacht und Abwesenheit von Red Flags ist eine weitergehende Untersuchung nicht nötig.
Zu den Red Flags gehören u.a. Fieber, Poly- oder Dysurie, Galleerbrechen, Veränderungen beim Stuhlgang oder Hinweise auf ein chronisch-persistierendes Geschehen. In diesen Fällen muss weiter abgeklärt werden. Das sollte auch bei Kindern mit einer bereits bekannten abdominellen Migräne der Fall sein, wenn die Eltern bei den aktuellen Beschwerden über eine vom üblichen Migränemuster abweichende Symptomatik berichten, so die Autoren.
Risiko für klassische Migräne im späteren Leben erhöht
Die Prävalenz der abdominellen Migräne liegt je nach Definition zwischen 2 und 9 % mit einem Peak zwischen dem sechsten und zwölften Lebensjahr. Gehäuft tritt die abdominelle Migräne v.a. zusammen mit Migräne-Kopfschmerzen, aber potenziell auch mit gutartigem paroxsymalem Schwindel, kindlichen Koliken, Raynaud-Syndrom oder Hypermobilität auf. Ob Angst, Depressionen oder psychosoziale Schwierigkeiten bei Kindern mit abdomineller Migräne häufiger als bei Gleichaltrigen vorkommen, ist bisher nicht geklärt, so die Neurologen. Lediglich Stimmungsschwankungen als Prodromalsymptome sind konsistent beschrieben.
Als Ursachen der abdominellen Migräne diskutieren die Wissenschaftler vaskuläre Dysregulationen und temporäre Veränderungen im ZNS, auf die der Darm empfindlich reagiert. Genaueres ist noch nicht bekannt, eine genetische Komponente gilt als wahrscheinlich. Stress, Müdigkeit, ausgelassene Mahlzeiten und Abweichungen in der täglichen Routine triggern die abdominelle Migräne.
Empfehlungen zu Triggermeidung und Einhalten eines regelmäßigen Alltags gehören dementsprechend zu den ersten Therapie- und Prophylaxemaßnahmen. Auch sollten die neurologischen Hintergründe der temporären Überempfindlichkeit als Folge einer komplexen biopsychosozialen Interaktion erläutert werden. Eine Zuweisung der Erkrankung in den psychiatrischen Bereich („psychogene Schmerzen“) ist dagegen tunlichst zu vermeiden, fordern die Kollegen. Der Hinweis, dass die Symptome meist in den nächsten zehn Jahren verschwinden und keinerlei Einfluss auf die neurologische Entwicklung haben, erleichtert den Umgang mit den Attacken. Allerdings haben die Kinder ein erhöhtes Risiko für eine spätere klassische Migräne – so, wie sie sie oft schon von ihren Eltern kennen.
Das lindert die Attacken
Quelle: Angus-Leppan H et al. BMJ 2018; 360: k179
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