Bei jedem Darmkrebs auf Lynch-Syndrom testen!

Dr. Dorothea Ranft; Foto: thinkstock

Alle Patienten mit neu diagnostiziertem Darmkrebs sollten auf das hereditäre Lynch-Syndrom getestet werden. So lassen sich Betroffene und Familien besser schützen.

Das Lynch-Syndrom ist die häufigste hereditäre Ursache kolorektaler Karzinome. Betroffen sind in den USA etwa 2 bis 3 % der Darmkrebspatienten, was einer Prävalenz von 1:440 in der Bevölkerung entspricht, berichten die Autoren der neuen AGA-Leitlinie. Allerdings wissen bisher die wenigsten Patienten um ihre Gefährdung und das ca. 50 %ige Vererbungsrisiko für ihre Kinder.

Zwei Testbefunde sprechen für ein erhöhtes Lynch-Risiko: Dies ist zum einen das Fehlen bestimmter DNA-Reparatur-Proteine (z.B. MLH1) und zum anderen ist es eine hohe Mikrosatelliten-Instabilität. Allerdings haben 75 % der Patienten mit fehlendem MLH1-Protein ein spontan aufgetretenes Darmkarzinom. Eine Keimbahntestung auf die Lynch-Mutation sollte deshalb erst nach Ausschluss einer BRAF-Mutation bzw. einer Hypermethylation des MLH1-Promoters erfolgen.

Acetylsalicylsäure in der Prophylaxe erfolgreich

Bei Patienten ohne Karzinom, aber mit lynchverdächtiger Familienanamnese plädieren die US-Gastroenterologen in ihrer Leitlinie dafür, erst einmal das Risiko genauer zu eruieren. Übersteigt die Wahrscheinlichkeit für ein Lynch-Syndrom bei einem Patienten 5 %, ist eine Keimbahntestung indiziert. Bei einem geringeren Wert sollte man andere hereditäre Ursachen in Betracht ziehen.

Wurde ein Lynch-Syndrom bestätigt, wird empfohlen, dass der Patient sich alle ein bis zwei Jahre einer Kontroll-Koloskopie unterzieht. In einer Metaanalyse ließ sich das Auftreten kolorektaler Karzinome dadurch deutlich verringern (OR 0,23), auch die Mortalität ging massiv zurück (OR 0,06). Üblicherweise beginnt man mit der Früherkennung im Alter zwischen 20 und 25 Jahren oder fünf Jahre, bevor der jüngste Betroffene in der Familie erkrankte.

Regelmäßige Kontroll-Koloskopie senkt die Mortalität drastisch

Außerdem raten die Gastroenterologen Patienten mit Lynch-Syndrom zu einer Prophylaxe mit Acetylsalicylsäure – sofern keine Kontraindikationen oder Unverträglichkeiten vorliegen. Durch die tägliche Einnahme von 600 mg ASS über vier Jahre vermochten Betroffene ihr Darmkrebsrisiko über den Effekt der Koloskopie hinaus deutlich zu senken (IRR 0,56). Auch für andere Lynch-Malignome zeigte sich ein entsprechender Trend.

Quelle: Joel H. Rubenstein et al., Gastroenterology 2015; 149: 777-782

*American Gastroenterological Association 

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